Essen. Essen hat in diesem Jahr schon 14 Verkehrstote zu beklagen. Besonders Senioren sind betroffen: Viele der Opfer waren 70 Jahre oder älter. Seit Ende September zieht sich eine schwarze Serie mit acht Toten. Die Polizei ist alarmiert aber ratlos.
Mit dem Tod einer 77-jährigen Fußgängerin, die in der Nacht zu Freitag starb, erhöht sich die Zahl der Verkehrstoten in diesem Jahr auf 14. Allein in den letzten drei Monaten starben acht Menschen. Die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle hat sich binnen zwei Jahren mehr als verdreifacht. Viele der Opfer sind 70 Jahre und älter. Die Polizei ist alarmiert, aber auch ratlos.
29. September, 17.30 Uhr: In der Einmündung Vogelheimer Straße/Bückmannshof übersieht eine 70-jährige Radlerin einen BMW. Sie stirbt später im Krankenhaus.
4. Oktober, 14.20 Uhr: Auf der Martin-Luther-Straße in Höhe der Bunsenstraße in Holsterhausen überquert ein 71-Jähriger die Straße, obwohl die Straßenbahn der Linie 106 heranrollt. Helfer ziehen den Schwerstverletzten unter der Bahn hervor, wenige Stunden später stirbt er auf der Intensivstation.
24. Oktober, 4.40 Uhr: Ein 18-Jähriger wird auf der Busspur zwischen den Fahrbahnen der A 40 von einem Bus der Linie 146 erfasst. Der Notarzt kann nur noch den Tod feststellen. Seine Freunde sagen später, die Strecke werde oft nachts als Abkürzung benutzt in der Zeit, in der keine Busse fahren.
8. November, 10.35 Uhr: Beim Rückwärts-Rangieren in der Ulmenstraße im Stadtwald erfasst ein 70-jähriger Passatfahrer eine 91-jährige Anwohnerin. Die Frau ist sofort tot.
2. Dezember, 2 Uhr: Auf der Gladbecker Straße in Höhe der Vogelheimer Straße überrollt ein Auto einen 58-Jährigen. Die Obduktion ergibt später: Der Mann ist vorher von mindestens zwei weiteren Wagen erfasst worden. Exakt eine Woche später macht die Polizei eine nächtliche Kontrolle, weil sie Berufskraftfahrer als Zeugen, aber auch als möglichen Täter sucht. Bis heute sind die Vorgänge nicht geklärt. Die Polizei kann deshalb nicht ausschließen, dass es kein Unfall war, sondern ein Tötungsdelikt.
7. Dezember, 17.45 Uhr: Auf der Frankenstraße erfasst ein Toyotafahrer (83) zwei Fußgänger, die die Straße überqueren. Ein 89-Jähriger stirbt noch an der Unfallstelle, seine Begleiterin (58) erliegt in der Nacht ihren Verletzungen.
9. Dezember, 16.30 Uhr: Ein 89-jähriger Autofahrer will an der Einmündung „In der Kluse“ nach links in die Lerchenstraße abbiegen und übersieht einen Peugeot, der Vorfahrt hat. Der 89-Jährige stirbt zwei Wochen später im Krankenhaus.
29. Dezember, 17.10 Uhr: Eine 77-Jährige überquert die Steeler Straße in Huttrop, vermutlich ohne die Fußgängerampel zu aktivieren. Ein 61-Jähriger erfasst sie mit seinem Touran. In der Nacht stirbt die Frau im Krankenhaus.
„Keiner dieser Unfälle hätte durch polizeiliche Maßnahmen verhindert werden können“, sagt Polizeisprecherin Tanja Hagelüken. Natürlich haben sich die Experten des Verkehrsdezernats schon über die schwarze Serie mit acht Toten seit Ende September gebeugt. Die Analyse ergab allerdings viele Fakten, die bereits bekannt sind.
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Bis auf den Tod des zwölfjährigen Kevin im Mai in Kray passierten alle tödlichen Unfälle in der dunklen Jahreszeit zwischen Ende September und Ende März. In neun Fällen waren die Opfer Fußgänger oder Radler, in den meisten Fällen trugen sie selbst die Unfallschuld; in einem Fall hat ein 18-Jähriger sich mit seinem Auto wohl selbst umgebracht.
Die Polizei nennt die Häufung der tödlichen Unfälle dennoch „nicht hinnehmbar“ und will die Unfallursachen Abbiegen und Überqueren zu einem Schwerpunkt ihrer Aufklärungsarbeit machen.