Wiesbaden. Seit 20 Jahren soll 2011 laut ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland wieder ansteigen. Der Auto Club Europa (ACE) appellierte daher an die Bundesregierung mehr Geld für Präventionsarbeit im Straßenverkehr zur Verfügung zu stellen.

Die Zahl der Verkehrstoten wird nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes 2011 erstmals seit 20 Jahren wieder ansteigen. Die Statistiker rechnen mit etwa 3.900 Todesopfern. Das wären rund sieben Prozent mehr im Straßenverkehr als 2010, wie die Wiesbadener Behörde am Montag unter Berufung auf die vorliegenden Daten von Januar bis Oktober mitteilte. Damit wären in diesem Jahr im Schnitt elf Menschen pro Tag bei Unfällen ums Leben gekommen.

2010, dem Jahr mit der bisher niedrigsten Zahl an Verkehrstoten seit Beginn der Statistik Anfang der 50er Jahre, waren es zehn Personen. Eine Zunahme wird 2011 auch bei den Verletzten erwartet, um fünf Prozent auf etwa 389.000. Die Polizei wird bis Jahresende voraussichtlich rund 2,35 Millionen Unfälle erfasst haben. Das wäre ein Minus von mehr als zwei Prozent.

Milde Monate

Trotz dieser Prognosen hält Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) an seinen Zielen, die Zahl der Verkehrstoten bis 2020 um 40 Prozent senken zu wollen, fest. Die Verkehrssicherheitsarbeit bleibe ein zentrales Anliegen des Ministers, sagte sein Sprecher Ingo Strater auf dapd-Anfrage. Das diesjährige Unfallgeschehen sei zum Teil auf die Witterung zurückzuführen, erklärten die Statistiker.

Die im Vergleich zum Vorjahr milden Monate Januar und Februar hätten zu weniger Unfällen geführt; es seien aber mehr Getötete und Verletzte zu verzeichnen. Durch den warmen und trockenen Frühling habe die Zweiradsaison früh begonnen. So kamen in den ersten drei Quartalen 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 13,3 Prozent mehr Motorradfahrer ums Leben.

Kontinuierliche Präventionsarbeit

Während die Zahl der Verkehrstoten auf Autobahnen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent sank, kamen innerorts 4,1 Prozent mehr und auf Landstraßen sogar 8,8 Prozent mehr Personen ums Leben. Darüber hinaus wurden 24,6 Prozent mehr Fußgänger getötet.

Der Auto Club Europa (ACE) forderte für die Präventionsarbeit im Straßenverkehr mehr Geld. Die Bundesregierung habe den zuständigen Verbänden in den vergangenen 15 Jahren fünf Millionen Euro jährlich für die Verkehrssicherheitsarbeit zur Verfügung gestellt, sagte der ACE-Vorsitzende, Wolfgang Rose, auf Anfrage in Stuttgart. Durch die Inflation käme dies faktisch einem Rückgang gleich.

Schrei nach dem Gurt

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    "Es wäre sicherlich kein Fehler, hier eine Million Euro draufzulegen", sagte Rose. Auch der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) mahnte eine "kontinuierliche Präventionsarbeit" an. Die Zahlen zeigten, "dass wir in der Verkehrssicherheitsarbeit nicht nachlassen dürfen", sagte ADAC-Statistiker Wolfgang Steichel auf Anfrage in München. Dabei müssten insbesondere die Unfallschwerpunkte auf den Landstraßen zum Beispiel durch Leitplanken besser gesichert werden. (dapd)