Essen. Rekordpreise an den Tankstellen. Dennoch findet der Grünen-Politiker Anton Hofreiter, dass Sprit in Deutschland immer noch zu günstig ist. Ihm zur Seite springt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Die Preise an den Tankstellen erklimmen neue Höchststände. Die deutschen Autofahrer stöhnen. Schon 2011 war das bis dato das teuerste Tankjahr aller Zeiten. 2012 könnte diesen Rekord noch übertrumpfen. Autofahren scheint zum Luxus zu werden.

Gleichzeitig aber werden die spritfressenden Geländelimousinen (SUV) in Deutschland immer beliebter. Wie das CAR-Center Automotive Research an der Uni Duisburg Essen herausfand, ist fast jeder achte Wagen auf deutschen Straßen mittlerweile ein SUV. Im vergangenen Jahr kamen 422.000 neu hinzu. 2012 wird ihre Zahl nochmals um 465.000 steigen. Obwohl die SUV mittlerweile weniger Benzin schlucken, als noch vor einigen Jahren, verbrauchen sie dennoch mehr als die meisten Wagen.

Alternative Antriebe setzen sich nur schwer durch

Im Gegensatz dazu setzen sich alternative Antriebsformen in Deutschland nur schwer durch. Von den rund 43 Millionen zugelassenen Fahrzeugen in Deutschland fahren gerade einmal 600.000 mit Strom, Gas oder Hybrid auf den Straßen. Ihr Anteil hat sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr kaum erhöht.

Aus Sicht des Grünen Verkehrspolitikers Anton Hofreiter ist deshalb das Benzin immer noch zu billig. „Nur wenn der Benzinpreis unattraktiv hoch ist, wird die Autoindustrie gezwungen sein, ihre Modelle schnell auf alternative Antriebsarten umzustellen“, sagte der Verkehrsexperte in einem Interview mit Welt online. "Die jüngsten Absatzerfolge haben die Hersteller aber leider davon abgehalten." Er verteidigte auch die alte Forderung der Grünen nach einem Benzinpreis von fünf Mark pro Liter. "Der Plan als solcher bestand darin, die Industrie zur Entwicklung sparsamer und umweltschonender Autos zu motivieren und somit Technologiepfade aufzuzeigen, auf denen das Autofahren bezahlbar bleibt."

Höherer Benzinpreis - schnellere Innovationen

Auch der Leiter des CAR-Centers, Professor Ferdinand Dudenhöffer, sagte auf Nachfrage von DerWesten: „Um Innovationen schneller nach vorne zu bringen, ist Benzin noch zu billig.“ Er sieht daher in den hohen Benzinpreisen eine große Chance für die Autoindustrie. „Je teurer Benzin wird, umso attraktiver werden andere Treibstoffarten und Antriebsformen werden“.

Schon der frühere Bundespräsident Horst Köhler hatte in seiner Amtszeit für höhere Spritpreise argumentiert: 2010 sagte er in einem Interview: ,,Auch auf die Gefahr hin, mich jetzt mit vielen anzulegen: Wir sollten zum Beispiel darüber nachdenken, ob der Preis von Benzin nicht tendenziell höher als tendenziell niedriger sein sollte. Das Preissignal ist immer noch das stärkste Signal, damit Menschen ihr Verhalten ändern."

Grüne: SUVs stärker besteuern

Dagegen hält der grüne NRW-Landtagsabgeordnete und Sprecher im Verkehrsausschuss, Arndt Klocke, nichts von den Forderungen seines Parteikollegen Hofreiter: „Ich bin gegen höhere Benzinpreise!“. Es müsse in Zukunft aber stärker darum gehen, „wie wir preisgünstige Alternativen zum Auto anbieten können“. Für Fahrer von SUV forderte er höhere Steuern. „Wer mit solchen Spritfressern unterwegs ist, muss stärker zur Kasse gebeten werden“, so Klocke.