Essen. . Der Benzinpreis bewegt sich in schwindelerregenden Höhen. Tobias Bolsmann bleibt, obwohl er täglich 40 Kilometer mit dem Auto pendelt, völlig entspannt. Er hat seine Abwrackprämie gut investiert - und fährt jetzt preiswerter als seine Kollegen.
Dieser Tage las ich, dass der Benzinpreis auf neue Rekordwerte geklettert sei. Ach, tatsächlich? Hatte ich gar nicht mitbekommen. Wenn ich an Tankstellen vorbeifahre, wandert mein Blick längst nicht mehr in Panik zu den Preistafeln. Dass der Liter Super kurz davor steht, die Marke von 1,70 Euro zu knacken, hatte ich bis jetzt noch nicht mal am Rande registriert.
Dabei ist es ja nicht so, dass ich mich ausschließlich mit Bus und Bahn bewege. Im Gegenteil, ich meide den ÖPNV, soweit es nur irgendwie geht. Schlechte Studentenerinnerungen... Nein, Arbeitstag für Arbeitstag pendele ich mit meinem Kombi morgens 20 Kilometer nach Essen und abends 20 Kilometer zurück. Dass ich an der Zapfsäule nicht regelmäßig ausflippe wie der tasmanische Teufel, liegt daran, dass ich Autogas tanke.
Allerdings hat auch der Preis für LPG (so das Kennerkürzel für Autogas) in den vergangenen Tagen gezuckt. Auf über 70 Cent für den Liter. Da ist es mir sowas von egal, wann ich zum Tanken fahre. Ostersamstag? Zu Ferienbeginn? Wenn normale Menschen an den Zapfsäulen zu Wutbürgern mutieren, tendiert meine Stimmung Richtung Tiefenentspannung. 50 Liter gibt’s für 35 Euro.
Investition rechnet sich nach rund zweieinhalb Jahren
Jetzt werden Neider sofort auf Kosten der Umrüstung verweisen. Ja gerne, von mir aus. Hat neben dem Platz für den Reservereifen 2500 Euro gekostet. Hallo, wer kann sich noch erinnern? Das entspricht genau der Abwrackprämie. Ein bisschen Glück gehört eben dazu.
Und ohne die staatliche Unterstützung? Rechnen wir doch einfach mal durch: Bei einer jährlichen Leistung von 20 000 Kilometern, einem Verbrauch von acht Litern auf 100 Kilometer und einem Literpreis von 75 Cent kostet das LPG-Auto 1440 Euro. Das sind etwa 1000 Euro weniger als bei einem Benziner. Nach rund zweieinhalb Jahren (je nach Fahrleistung und Benzinpreis) habe ich die Investition wieder drin.
Und wo ist der Haken? Hab’ noch keinen entdeckt. Meine Familienkutsche ist nicht langsamer, eher ein bis zwei Millisekunden schneller. Ich muss auch nicht umständlich mit einem unansehnlichen Knopf auf dem Armaturenbrett von Gas auf Benzin umschalten. Funktioniert alles vollautomatisch. An dieser Stelle bekommen „Benziner“ ein klein wenig Genugtuung: Da mein Wagen nach dem Kaltstart am Morgen für den ersten Kilometer Benzin benötigt, bis die Gasanlage warm ist und übernimmt, muss ich doch fast 1,70 Euro für den Liter abdrücken – einmal im Vierteljahr. Maximal! Ich bleibe entspannt!
Bundesweit sind rund 500 000 Fahrzeuge umgerüstet
Und Explosionsgefahr? Besteht wohl eher bei den Menschen, die 1,70 für den Liter super blechen müssen. Nein, Unfälle mit Gastank sind nicht bekannt. Also kann ich auch in jede Tiefgarage rollen.
Gut, ich bin jetzt nicht als erster und längst nicht als einziger schlau geworden. In Deutschland sind inzwischen rund eine halbe Million Wagen umgerüstet worden. Also sind auch die Maschen des Tankstellennetzes enger. Bundesweit bekomme ich an rund 6200 Zapfsäulen LPG. Ich muss also keine Umwege fahren, um zu tanken.
Eine Unsicherheit existiert dann doch: Im Jahr 2018 entfällt die Steuerermäßigung für Autogas. Doch bevor ich selbst 1,70 Euro für einen Liter Super bezahle (wenn es bis dahin nicht längst 2,15 Euro sind), schaue ich mich nach anderen Antriebskonzepten um.