Essen. . Fahrer von Diesel-Autos ärgern sich in diesen Tagen. Ihr Kraftstoff ist fast so teuer wie Superbenzin. Dabei ist die Steuer für Diesel um 22 Cent billiger. Grund für den Preisschub ist die weltweit hohe Nachfrage – auch nach Heizöl.

1,51 Euro für den Liter Diesel: Die Preise erreichen in diesen Tagen ein neues Rekordhoch und der Abstand zwischen Superkraftstoff und Diesel einen Tiefpunkt. Fragen und Antworten zur Lage auf dem Tankstellenmarkt.

Warum steigt der Dieselpreis so rasant?

Der Absatz von Diesel steigt, allein in diesem Jahr um 1,5 Prozent auf 33 Millionen Tonnen, wie der Mineralölwirtschaftsverband schätzt. Immer mehr Autofahrer setzen auf sparsame Diesel-Motoren. Zudem wächst die Transportbranche. Denn auch Lastwagen tanken Diesel.

Im Herbst ist die Nachfrage traditionell besonders hoch, weil Hausbesitzer ihre Heizölbestände auffüllen. Hinzu kommen globale Einflüsse: In USA sind die Heizöl-Vorräte weitgehend aufgebraucht. Auch die Nachfrage aus China ist weiterhin hoch.

Alle Faktoren zusammen führen zu höheren Einkaufspreisen. Sie sind in Rotterdam in den letzten sechs Monaten um 14 Prozent gestiegen.

Warum ist Diesel in der Regel billiger als Superbenzin?

Der Staat kassiert für Diesel weniger Mineralölsteuer – 47 Cent pro Liter. Auf Superbenzin werden 65,5 Cent fällig. Darin enthalten sind auch 15 Cent Ökosteuer. Die Differenz von 22 Cent schmilzt aber, wenn – wie in diesen Tagen – die Produktkosten steigen. Im Gegenzug müssen Dieselfahrer höhere Kraftfahrzeugsteuern berappen. Dieselmotoren sind auch in der Anschaffung teurer. Experten gehen von mindestens 2000 Euro aus.

Lohnt sich angesichts des Preishochs noch die Anschaffung eines Diesels?

Das hängt von der Fahrleistung ab. Der Mineralölwirtschaftsverband argumentiert, dass sich ein Diesel für alle rechnet, die mindestens 15 000 Kilometer pro Jahr fahren. Der Automobilclub ADAC hat auf der Preisbasis im September errechnet, dass beim VW Golf der Diesel schon bei einer Fahrleistung von 10 000 Kilometern pro Jahr lohnenswert sei. Ab 40 000 Kilometern stelle sich pro Monat eine Ersparnis von 70 Euro im Vergleich zu Benzin- oder Gas-betriebenen Varianten ein. Wie sich die aktuell abzeichnende Preisangleichung von Super und Diesel auf diese Rechnung auswirken wird, bleibt Spekulation.

Wird Diesel wieder billiger?

Karin Retzlaff vom Mineralölwirtschaftsverband geht davon aus, dass die Phase mit den sehr hohen Dieselpreisen „nur wenige Tage“ anhalten werde. Sie verweist auf das Jahr 2008, als Diesel vorübergehend einen Cent teurer war als Superkraftstoff. Im übrigen Herbst 2008 war der Abstand zwischen den beiden Preisen noch geringer als heute. Danach pendelte er sich wieder auf das Normalmaß zwischen zehn und 20 Cent ein.

Auch der Automobilclub ADAC geht davon aus, dass sich der Dieselpreis „ein bisschen einpendeln“ wird. Er warnt aber davor, dass der Abstand zum Superbenzin so gering bleibt wie aktuell.

Was können Autofahrer selbst tun?

„Die Autofahrer können sich nicht wehren“, sagt ADAC-Sprecherin Maxi Hartung. Ihnen bleibe nur die Chance, besonders teure Tankstellen zu meiden und das Angebot aufmerksam zu vergleichen. „Man sollte nur dort tanken, wo es billiger ist. So kann man Einfluss nehmen.“

Auch die Tankstellen-Betreiber gehen diesen Weg und fahren die Konkurrenz ab, um sich deren Preisgestaltung anzuschauen. Bröckeln die Preise im Umfeld, muss auch die teurere Tankstelle nachziehen.

Gibt es besonders günstige Zeitpunkte zum Tanken?

Der ADAC hat beobachtet, dass die Spritpreise am Sonntagabend und Montagvormittag in der Regel einen Tiefpunkt erreichen. Von Dienstag bis zum Freitag gehe es meist nach oben. Inzwischen verändern sich die Preise allerdings mehrfach am Tag. Etliche Vergleichsportale im Internet bieten Autofahrern eine Hilfe. Einen solchen Service stellt auch der ADAC bereit.

Wie ist die Preisentwicklung im Ruhrgebiet?

In Dortmund war der Liter Diesel am Donnerstag schon ab 138,9 Cent zu haben, in Duisburg erst ab 146,9 Cent. Die Differenz zum Super lag zwischen drei und sieben Cent.