Leipzig. . Die Bahn ist zu teuer, selber fahren ermüdend - immer mehr Leute greifen auf Mitfahrgelegenheiten zurück. Nun hat ein Leipziger Unternehmen den Markt für professionelle Mitfahrgelegenheiten auf festen Routen eröffnet. Das Wachstumspotential dieser Idee ist groß.
Eine Alternative zu überfüllten Zügen und privaten Mitfahrgelegenheiten will ein Leipziger Unternehmen ab Mitte November anbieten. Zwischen sechs deutschen Großstädten organisiert die Vitojet GmbH einen Fahrservice. "Wir starten zunächst mit zwei Kleintransportern am 18. November auf der Strecke zwischen Leipzig und Berlin", sagt Geschäftsführer Stefan Kutzner. Nach der Startphase sollen Dresden, Hamburg, München und Frankfurt am Main ins Netz integriert werden.
Insgesamt zehn Fahrzeuge mit sechs bis acht Plätzen für Passagiere will die Firma im kommenden Jahr einsetzen. "Die Umwelt liegt uns besonders am Herzen, deshalb nutzen wir nur Erdgasfahrzeuge", sagt der 27-jährige Verkehrswirtschaftler Kutzner. Rund 200.000 Euro wurden bisher in das Start-up investiert. In den nächsten Jahren sind weitere Investitionen von zwei Millionen Euro geplant.
Die Vorbereitungszeit betrug knapp zwei Jahre. Rechtlich handele es sich dabei um Gelegenheitsverkehr mit Mietwagen und Chauffeur, erläutert der Firmenchef. Auf allen Verbindungen sitze ein Fahrer mit Personenbeförderungsschein am Steuer. Die Buchung der Fahrzeuge ist ab 15. November über die Internetseite der Firma möglich. Feste Fahrpläne gibt es nicht, jedoch festgelegte Stationen an zentralen Orten, die mit Bus und Bahn bequem erreichbar sind.
Wer zuerst bucht, legt die Abfahrtszeit fest. Interessierte Mitfahrer buchen sich danach auf die Fahrten ein. Vergleichbare Angebote von Mitfahrgelegenheiten mit Versicherung, professionellem Chauffeur sowie alternativen Kraftstoffen gebe es bisher noch nicht. "Wir wagen uns auf Neuland vor", sagt Kutzner.
Zur Zielgruppe gehören Studenten und Geschäftsleute
Zur Zielgruppe gehören Studenten und Auszubildende ebenso wie Berufspendler, Nutzer von privaten Mitfahrgelegenheiten und speziell allein reisende Frauen, die Wert auf Flexibilität, Bequemlichkeit und Sicherheit legen. Denkbar sind den Angaben zufolge auch Angebote für Firmenkunden, deren Mitarbeiter regelmäßig zwischen den Großstädten unterwegs sind, sowie ein Flughafentransfer.
Die Firma will Snacks, Getränke und Zeitschriften für die Reise anbieten. Die einfache Fahrt zwischen Berlin und Leipzig soll um die 15 Euro kosten, wie es hieß. Vitojet ist nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass eine gewerbliche Mitfahrgelegenheit bundesweit weiteres Wachstumspotenzial hat. Eine Marktanalyse habe ergeben, dass täglich ein Bedarf von rund 1.000 Fahrten nach dem Konzept der Leipziger Firma bestehe. Ein so starkes Wachstum sei allerdings auf absehbare Zeit nicht realistisch, schränkt Kutzner ein.
"Wir wollen mobil sein, flexibel sein, und es muss unkompliziert sein"
Die angekündigte Liberalisierung des Fernbusmarkts in Deutschland sieht die Firma nicht als Gefahr für das eigene Konzept. "Linienbusse fahren nach festem Fahrplan, unsere Fahrzeuge können flexibel und bedarfsgerecht gebucht werden", sagt Kutzner. Neben den Fahrgelegenheiten bietet die Firma noch eine Vermietung von Erdgastransportern und künftig auch integrierte Kurierdienste zwischen den vorerst sechs Großstädten an.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht Mitfahrgelegenheiten weiter im Aufwind. "Die Vorteile sind zunächst klar ökonomischer Art", sagt VCD-Sprecherin Anja Smetanin. Mitfahrer sparen Fahrtkosten, der Fahrer gleichzeitig Spritpreis. "Es passt außerdem zum heutigen Trend: Wir wollen mobil sein, flexibel sein, und es muss unkompliziert sein." Nachteilig wirke sich in der bisherigen Praxis jedoch aus, dass bei privaten Mitfahrgelegenheiten die Autos oft bis auf den letzten Platz besetzt seien. Das werde insbesondere auf langen Touren unbequem. (dapd)