Essen.

Ab 2012 sollen Fernbusse nach einem Beschluss des Bundeskabinetts deutschlandweit fahren dürfen. Das Busticket für die Strecke Essen-Kiel würde maximal 43 Euro Kosten, die Bahn hingegen kalkuliert 82 Euro pro Ticket.

Runter mit der Krawatte, raus aus dem Blaumann und hinein ins bunte Urlaubstreiben – ob mit dem Bus in die Toskana oder mit dem Auto nach München, auf Essens Straßen tummeln sich seit dem Beginn der Sommerferien die Urlaubswütigen. Und ab dem kommenden Jahr kommt der eine oder andere Transporteur hinzu.

Vergangenen Mittwoch hat das Bundeskabinett beschlossen, dass der Markt für Fernbus-Linien freigegeben wird. Damit könnten ab 2012 auch innerhalb Deutschlands vermehrt Fernreisen mit dem Bus gefahren werden, so beispielsweise von Essen nach Kiel oder von Essen nach München (siehe Infokasten).

Seit Januar 2010 plant der Verkehrsanbieter Veolia bereits diese Strecken. Bislang scheiterte der Antrag allerdings an der Deutschen Bahn (DB), die Einspruch dagegen einlegte. Mit dem Beschluss vom Mittwoch könnten sich die Pläne von Veolia schon ab Mitte nächsten Jahres realisieren lassen. „Das hängt aber davon ab, wann die Regelungen in Kraft treten“, gibt Heinrich Gilmer von Veolia Verkehr an.

„Aber es ist viel günstiger als zu Fliegen“

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Bislang wurden Fernlinien mit dem Bus nur dann genehmigt, wenn die DB auf der gleichen Strecke nicht bereits ein attraktives Angebot hatte. Ab 2012 sollen Busunternehmen für jede Strecke, die länger als 50 Kilometer ist, einen Antrag stellen können. „Ich bin skeptisch, ob das flächendeckend möglich sein wird“, gibt Hans-Günter Klingel zu bedenken.

Nicht jede Strecke werde so häufig gefahren wie Essen-Berlin, sagt der 54-Jährige. Seit 30 Jahren ist er schon Busfahrer und liefert gerade eine Gruppe Jugendlicher am Essener Hauptbahnhof ab, die aus ihrem Schweden-Urlaub zurückkommt. Mit Umarmungen und Küsschen werden die Heimkehrer von ihren Familien begrüßt.

Peter Sommer meint, dass „eine Alternative zur Bahn und zum Flugzeug wichtig ist“, gerade wenn die Preise dadurch günstiger würden. Der 46-Jährige bringt seine Tochter Pia und deren Freundin Celine zum Hauptbahnhof und verabschiedet sie gen Süden. Für sie heißt es jetzt eine Woche lang Strand und Sonne in Spanien genießen, ganz ohne den Papa. Den beiden Mädchen graust es aber schon ein wenig vor der langen Fahrt. 18 Stunden werden sie brauchen, bevor der Urlaub losgehen kann. „Aber es ist viel günstiger als zu Fliegen“, weiß Pia (15).

Auf einen gewissen Komfort will allerdings Ursula Schröder nicht verzichten. Die 49-Jährige hat gerade ihren Sohn zum Bus nach Spanien gebracht und sagt lachend: „In meiner Jugend habe ich Reisen auch mit dem Bus gemacht. Aber jetzt ziehe ich doch das Flugzeug und den Zug vor.“