Wesel. Erstmals haben die Büdericher St. Petri Junggesellen ihren Büttenabend nicht im Dorfkern, sondern im außerhalb gelegenen Gewerbegebiet gefeiert.
Als eine der ältesten Karnevalsveranstaltungen in Wesel erfreut sich der Büdericher Büttenabend am Karnevalssonntag nicht nur einer langen Tradition, sondern auch extremer Beliebtheit. So wundert es nicht, dass noch bevor am Sonntagabend die ersten „Trömmelsche“ erklangen, die Stimmung im Büdericher Festzelt tobte. Hunderte karnevalsbegeisterte Bürkse hatten sich bunt kostümiert eingefunden, um dabei zu sein, wenn die Junggesellen wieder die bewegendsten Ereignisse aus dem vergangenen Jahr aufs Korn nehmen. Als der Elferrat samt Garde schließlich um 19.13 Uhr vom Tambourkorps auf die Bühne gespielt wurde, standen viele der Gäste bereits feiernd und jubelnd auf Tischen und Stühlen.
Passend zum Motto des Abends „Mit Schüppe und Spaten in der Hand, verwandeln wir Bürick ins Narrenland“, drehte sich auch die Eröffnungsrede des Prinz Karneval (Michael van Husen) rund um die Marktplatz-Baustelle, wegen der das Festzelt hatte ins Gewerbegebiet umziehen müssen: „Wie ihr seht, ist das Zelt nicht an Ort und Stelle, sondern in der schönsten und freistehendsten Gewerbegebietsparzelle“, reimte er fröhlich, entwarf aber auch ein vermeintlich bedrohliches Szenario: „Unser Schicksal in Wesels Händen, wollen wir nicht wie Ginderich enden“, spielte er auf die dortige Langzeit-Baustelle an.
Auch das Geschenk, das die Junggesellen für die Bürgermeisterin hatten, die dem Büttenabend als „Lady in Red“ beiwohnte, griff die Baustellen-Thematik wieder auf. Nachdem Michael van Husen ihr sogar in einem eigenen Lied vorgesungen hatte, was er als Bürgermeister alles besser machen würde – unter anderem Bierpreise senken, den Sportplatz sanieren oder einen ICE „von Polder A nach Polder B“ einrichten – bekam sie nebst Blumen auch ein Baustellenschild.
Noch schärfer in Richtung Stadtverwaltung schoss später Aluhutträger „Manni“ Pell in der Bütt. Nachdem er sich über unpassende Karnevalskostüme und internationale Politik ausgelassen hatte, warf er den Fokus auf die Grundsteuererhöhung und richtete dabei das Wort auch direkt an die Bürgermeisterin: „Ulrike, es wär angebracht – sag, was ihr mit unserer Kohle macht!“ Und auch zur Ausrüstung der Weseler Mülltonnen mit Chips hat er eine deutliche Meinung: „Wessen Idee ist das denn gewesen? Kam sie euch nachts um 4 Uhr am Tresen?“ Darauf ging die Bürgermeisterin in ihrer eigenen Reimrede später übrigens nicht ein, schmeichelte aber in Richtung der Junggesellen: „Ich folge heut gern der Einladung ins Zelt, zur sicher besten Büttensitzung der Welt.“
Deutlich mehr Anteil in der Aluhut-Büttenrede nahmen allerdings die spezifischen Büderich-Themen ein. So lästerte der Büttenredner beispielsweise über das vergangene Bürgerschützenfest und die dortigen Bierpreise oder die Mitgliedergewinnung des Heimatvereins, als das U-Boot im vergangenen Sommer an Büderich vorbeikam: „Man stelle sich vor, ein Wal schwimmt im Fluss. Dann macht Bernie noch mehr Mitglieder-Plus!“
Umrahmt wurden die Bühnenbeiträge, darunter auch wieder der Podcast „Buschfunk Büderich“ von Henning und Erling (Lennart Abram und Tom Juschkat), von Tanzauftritten. Zweimal präsentierte sich die Tanzgarde des Elferrats, die sich über gleich sechs Neuzugänge freute. Diese waren der zwölfköpfigen Gruppe aber nicht anzumerken, als sie flink und erstaunlich synchron über die Bühne wirbelten.