Wesel. Verzögerungen bei Kanalarbeiten in Straße Bergacker in Ginderich führen zu Problemen – vor allem für Senioren. Doch jetzt gibt es Hoffnung.

Ein Anwohner steht mit einer Tasse Kaffee in der Hand in seiner Einfahrt an der Straße Bergacker in Ginderich und beobachtet am Morgen die Bauarbeiten vor seinem Haus. „Es ist echt ätzend!“, sagt der 66-Jährige und ergänzt: „Schon fast drei Jahre läuft das jetzt, langsam haben wir jetzt die Nase voll.“

Damit meint er die Kanalarbeiten in dem kleinen Wallfahrtsort, bei denen der Zeitplan deutlich aus dem Ruder gelaufen sei. „Uns wurde gesagt, im Mai soll alles fertig sein – doch Pustekuchen!“, berichtet er, der von großen Einschränkungen für ihn während der Bauzeit erzählt.

Denn wenn der Händler sein Haus mit seinem Auto nicht mehr erreicht, hat er ein großes Problem: „Ich muss dann Kisten auf eine Sackkarre packen und sie durch den Gröönpadd schieben. Das ist ganz schön anstrengend, aber irgendwie muss ich sie ja zu meinem Auto bekommen.“ Ihre Fahrzeuge parken viele Anwohner der größtenteils aufgerissen kleinen Straße Bergacker zurzeit an in der Rundstraße des Neubaugebiets „An der Glockenkull“. Auch die Mülltonnen müssten nun teilweise an weiter entfernte Stellen gebracht werden, ergänzt van de Sand.

Holzlieferung scheiterte wegen der Baustelle

Hier hat auch eine 47-Jährige ihr Auto abgestellt – die Anwohnerin kommt durch den Hinterausgang ihres Hauses zu ihrem „Ersatzparkplatz“ und verzieht ebenfalls das Gesicht, wenn sie auf die Kanalbauarbeiten angesprochen wird: „Ja, es ist schwierig – vor allem für die älteren Leute in unserer Straße, und davon gibt es einige.“ Einer davon ist ein 80-jähriger Gindericher, der sich eigentlich Brennholz für den Winter liefern lassen wollte. Doch daraus wurde nichts, weil der Lieferant keine Möglichkeit sah, ihm das Holz bis zu seinem Haus zu bringen.

Ein Problem für die Anwohner: Nicht jeder konnte am Freitag-Vormittag in der Straße Bergacker zurzeit sein Haus mit dem Fahrzeug erreichen.
Ein Problem für die Anwohner: Nicht jeder konnte am Freitag-Vormittag in der Straße Bergacker zurzeit sein Haus mit dem Fahrzeug erreichen. © Johannes Kruck

So oder ähnlich geht es wohl vielen, die in der Straße Bergacker wohnen. Seit über zweieinhalb Jahren werde bereits in Ginderich gebuddelt, die Einschränkungen seien schon enorm, so die Anwohnerin, die allerdings auch erwähnt: „Zum Glück ist jetzt wohl endlich ein Ende in Sicht – bis zum Jahresende werden die hoffentlich fertig sein.“

Ins gleiche Horn stößt auch Rudolf van de Sand: „Das Gute ist: Bald ist es ja offenbar geschafft! Bis Oktober/November, vielleicht Dezember müssten die Bauarbeiten doch erledigt sein.“ Und trotzdem schwingt bei dem Senior noch ein bisschen Skepsis mit: „Ich bin froh, wenn wirklich alles vorbei ist.“

Stadtwerke: Kanalarbeiten sind sehr aufwendig

Auf die NRZ-Antrage von Freitag-Vormittag konnte Rainer Hegmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Wesel, zunächst nicht klären, ob es Verzögerungen bei den Kanalarbeiten in Ginderich gebe. Dies könne er erst am Montag in Erfahrung bringen. Hegmann erläutert, ein Kanal müsse alle 80 Jahre erneuert werden – dies sei nun mal sehr aufwendig. Zu Ginderich ergänzt er: „Wir haben dort immer völlig offen kommuniziert und in der vergangenen Woche die Einwohner zum Grillen eingeladen, um deren Leiden zu lindern.“ Sicher eine nette Geste – über eine fertige Straße würden sich die Bergacker-Anwohner allerdings sicher viel mehr freuen.