Wesel. Fakten, Klatsch und Tratsch: Beim Büttenabend der St. Petri Jungschützen zogen die Redner Begebenheiten im Dorf humorvoll durch den Kakao.

Endlich wieder „Bürk Helau!“ – nach drei Jahren Pause war die Freude nicht nur dem Elferrat der St. Petri Jungschützen in Büderich anzumerken, auch hunderte Gäste, die zu deren traditionellem Büttenabend ins Festzelt gekommen waren, wollten nur eins: Endlich wieder Karneval feiern. Als um 19.14 Uhr die ersten Trommeln erklangen und der Elferrat samt Garde vom Büdericher Tambourkorps auf die Bühne gespielt wurde, standen die ersten Kostümierten schon auf ihren Stühlen.

Und das sollte sich im Verlauf des Abends auch nicht ändern – sei es bei Auftritten der Garde oder der Showtanzgruppe und natürlich jedes Mal dann, wenn ein Büttenredner auf die Bühne geführt wurde. Unglücklicherweise allerdings war die Stimmung sogar so gut, dass der Prinz das Publikum mehrfach zur Ordnung rufen musste, damit auch alle den Büttenreden folgen konnten.

Dorfklatsch mit Aluhut

Als erster dieser Zunft kam Steffen Pell als Aluhut-Tragender „Manni“ in die Bütt. Nach einem kurzen Ausflug in die überregionale Politik – Klimakleber, Lützerath und Inflation – ging es vor allem um den neuesten Dorfklatsch gespickt mit ein bisschen Verschwörungstheorie. Beispielsweise war die Zukunft des dorfbekannten und äußerst kommunikativen Herrenfriseurs sowie die des seit längerer Zeit nicht mehr geöffnete Lokal am Marktplatz Thema der Reimrede.

Birgit Nuyken hielt beim Büttenabend in Büderich eine Büttenrede.
Birgit Nuyken hielt beim Büttenabend in Büderich eine Büttenrede. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Allerdings trafen einige Spitzen durchaus auch in die eigenen Reihen: So nahm er den amtierenden Schützenkönig und Elferratsmitglied Lennart Abram ob fehlender tänzerischer Fähigkeiten beim Krönungsball auf die Schippe („Mit Discofox den Throntanz starten, wenn alle auf den Walzer warten“) und lästerte über den Junggesellenvorstand, der offenbar seinen eigenen Neujahrsempfang verbaselt hatte: „Kein König, kein Präsident hat sich blicken lassen, so richtig konnte das keiner fassen.“

Ein Spaten in 1-A-Qualität

Außerdem umtrieb den Büttenredner der Marktplatz-Umbau: „Mit der Sanierung vom Markt wird ja dann mal wieder zu spät begonnen, wer ist denn im Rathaus den Büderichern nicht gut gesonnen?“, wollte er in Richtung der Vertreter der Stadt wissen – schließlich würden hier normalerweise im Sommer die Bürgerschützen aufmarschieren. Eine Antwort blieb die stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Nuyken, die als nächste in die Bütt durfte, zwar schuldig, bekam aber als Geschenk des Elferrats dennoch „einen Spaten in 1-A-Qualität“ für den Baubeginn. Der passte allerdings auch gut zu ihrem Gärtnerinnen-Kostüm.

Ebenso mit lokalen Themen befasste sich der „Bürkse Buschfunk Podcast“, ein äußerst amüsantes Stück präsentiert von Lennart Abram und Tom Juschkat alias „Henning und Erling“. Auch sie sprachen „über Fakten, Klatsch und Tratsch“ aus dem Dorf – so etwa über den „Heiratswahn bei den Junggesellen“, der zwangsläufig zum Verlust von Mitgliedern führt, über die Preiserhöhungen in der örtlichen Kneipe sowie über die vor deren Tür stehenden Fahrradboxen. Diese, so schlugen die beiden vor, wären doch ein guter Ort, um während der Schützenfestzeit eine WG einzurichten, damit die Schützen kein Antreten in der dort gelegen Kneipe verschlafen.

Auf einem Büttenabend gehört es natürlich zum guten Ton, alles etwas durch den Kakao zu ziehen, Spitzen zu verteilen und mit einer guten Portion Häme auf aktuelle Geschehnisse zu blicken. Dennoch ließen die Büdericher zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran, wie sehr sie ihr Dorf lieben. Elferrats-Mitglied Michael van Husen brachte das auch in einem in etwas holprigem Kölsch gesungenen Lied auf den Punkt: „Et gitt kein Wort, dat sagen könnt, wat ich fühl, wenn ich an Bürk denk.“