Wesel. Die ganze Rheinpromenade war voller Menschen, als am Freitag das Unterwasserboot an Wesel vorbei kam. Einer hatte sogar Tränen in den Augen..
Ein ausrangiertes U-Boot lockte am Freitagmittag Menschenmassen an die Rheinpromenade: Die nur kurze Vorbeifahrt des ausgemusterten Unterwasserboots U17 war für viele Interessierte Grund genug, teilweise sogar lange auf diese nur wenige Minuten dauernde Attraktion zu warten.
Franziska Böhmelt war mit ihrer Arbeitsgruppe vom CJD im Rahmen einer Maßnahme zum Rhein gekommen. „Wir haben über eine Stunde gewartet, doch es hat sich gelohnt“, sagte sie kurz nachdem der Stahlkollos hinter der Niederrheinbrücke aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Ihre Kollegin Monica Legers ergänzte: „Das war schon echt toll: Die Größe fand ich wirklich beeindruckend.“
Um 12.50 Uhr war es endlich soweit: U17 wurde am Weseler Steiger vorbeigezogen: Hunderte Passanten zückten ihre Handys, dutzende Kameras klickten. Weniger Minute später war das Spektakel jedoch auch schon wieder vorbei und das U-Boot unterquerte die Rheinbrücke, nahm Kurs auf Büderich.
„Das Interesse an dem U-Boot ist riesengroß, alleine hier an der Rheinpromenade stehen sicher über 1000 Leute“, erklärte Simone Lingner, die Sprecherin des Technikmuseums Sinsheim-Speyer. Die Reise des etwa 500 Tonnen schweren und fast 50 Meter langem Stahlriesen führt zunächst den Rhein hinaus bis Speyer. Dort wird es zwischengelagert und dann im kommenden Jahr auf dem Landweg ins baden-württembergische Sinsheim gebracht.
Elfriede Seemann vom U-Boot begeistert
Die CJD-Kita am Baumhaus hatte mit fünf Erzieherinnen und 26 Kindern am Freitag extra den Mittagschlaf ausfallen lassen. Alle hatten sich auf dem alten Brückenpfeiler eine perfekte Sicht gesichert. Sogar extra aus dem Siegerland waren die Brüder Malte (18), Michel (20) und Lars (23) Busch in die Hansestadt gekommen, um sich diese Attraktion nicht entgehen zu lassen – ihre 87-jährige Oma Elfriede Seemann aus Wesel hatten sie zuvor abgeholt und mitgebracht. Auch die Seniorin war begeistert: „Wann sieht man sonst schonmal ein U-Boot? Ich interessiere mich insgesamt für große Schiffe – und jetzt kommt sowas tolles hier vorbei. Klasse!“
Die Weselerin Sandra Tauchen stand mit ihren beiden Töchtern Mia (10) und Lina (5) am Rhein. „Normalerweise ist das U-Boot ja unter Wasser“, wusste Mia, die ungeduldig immer wieder fragte, wann das Boot denn endlich zu sehen wäre. Hatte sie vielleicht Angst, dass U17 im Tauchgang die Rheinpromenade vorbeikäme? Doch wenig später konnte auch das Mädchen das auf einem Ponton stehende Unterwasserboot erblicken.
Einer der ersten Schaulustigen an der Rheinpromenade, der das U-Boot erblickte, war Ignaz Böckenhoff: Der 67-Jährige aus Hamminkeln hatte durch sein Fernglas die Attraktion schon auf dem Rhein in Höhe von Flüren ausgemacht, als die anderen noch ungeduldig warteten. Er war selber auch schon zweimal in einem U-Boot: „Darin ist es ganz schön eng und wenn es im Wasser liegt, sieht man gar nicht die gigantischen Ausmaße. Ich war früher in meiner Bundeswehrzeit auch bei der Marine. Dass jetzt ein U-Boot quasi bei mir vor der Haustür vorbeikommt, ist doch faszinierend. Das konnte ich mir ja nicht entgehen lassen.“
Ein ehemaliges Besatzungsmitglied kommt extra nach Wesel
In Büderich hatte der örtliche Heimatverein zu einer kleinen U-Boot-Party geladen hatte. „Das war ein Highlight“, freute sich Vorsitzender Bernhard Tepass, der von 400-450 Passanten auf dem Deich bei Büderich berichtet, die von dort die Vorbeifahrt bewunderten.
Für Meinolf Hillebrand war der Anblick des U-Bootes etwas ganz Emotionales: „Ich gehörte von 1985 bis 1987 zu den 22 Mann Besatzung auf diesem Boot“, berichtete der 60-Jährige, der extra aus Beelen im Kreis Warendorf an den Rhein gekommen war. „Ich bin froh, dass es nicht verschrottet wird, sondern demnächst zu besichtigen ist. Heute kommen bei mir viele Erinnerungen an die Zeit in dem U-Boot zurück, wir hatten damals eine tolle Kameradschaft.“ Und wie erging es ihm, als er jetzt das Gefährt auf dem Rhein vor Wesel sah: „Ganz ehrlich: Ich hatte Tränen in den Augen.“
U-Boot war am frühen Morgen gestartet
Seit der frühem Morgen war das U-Boot U17 auf einem Ponton liegend auf dem Rhein unterwegs. Von Nimwegen aus wurde es den Rhein hinauf gezogen. Etwa eine Stunde später passierte das U-Boot die niederländisch-deutsche Grenze und war gegen 9 Uhr erstmals in Emmerich zu sehen. Bis zur Weseler Rheinbrücke legte es ziemlich genau zwei Drittel seines Weges auf dieser Etappe zurück. Live mitverfolgen lässt sich die Fahrt online.
Auch als am 7. April 2008 das russische Raumschiff an Wesel vorbeigezogen wurde, lockte es viele Menschen auf die Rheinbrücke und an die Promenade. Einige postierten sich auch auf dem alten Brückenkopf, unterhalb der Rheinbrücke konnte man das Space Shuttle damals auch gut fotografieren – damals war die Niederrheinbrücke allerdings noch im Bau.