Wesel. 2024 endet der Pachtvertrag des Heimatvereins über den Eiskeller am Schloss Diersfordt. Damit endet auch dessen Zeit als Museum und Kulturstätte.

In Diersfordt endet nach in diesem Sommer eine Ära. Der Heimatverein der Herrlichkeit Diersfordt, der sich seit 35 Jahren um das kulturelle Leben im Ortsteil verdient macht und unter anderem den ehemaligen Eiskeller des Schlosses als Museum und Kulturstätte betrieben hat, muss nun endgültig daraus ausziehen. Hintergrund sind Diskrepanzen mit dem Schlossherrn. Dieser hatte dem Heimatverein bereits 2019 die Kündigung für den Eiskeller ausgesprochen. Zuletzt hatte in dem Streit das Oberlandesgericht Düsseldorf entschieden, dass der Pachtvertrag des Vereins frühestens 2024 enden kann.

So kam der Eiskeller zu seinem Namen

Sein Name ist etwas irreführend, denn der Eiskeller ist kein Keller im Sinne von Untergeschoss. Stattdessen ist damit das ganze ehemalige Wirtschaftsgebäude des Schlosses gemeint, indem früher einmal auch Eis gelagert wurde. Dieses wurde laut Heimatverein aus den zugefrorenen Schlossgräben gesägt, um Lebensmittel zu konservieren.

Der Diersfordter Eiskeller wurde im 18. Jahrhundert vor der Brücke des Schlossgrabens errichtet. Abgesehen von seiner Funktion als Lagerraum wurde hierin auch eine Ölmühle betrieben, davon zeugt ein gemauertes Fundament im Innenraum.

Wesel-Diersfordt: Heimatverein löst das Museum auf

Der Stichtag nähert sich nun. „Wir sind jetzt mittendrin, das Museum aufzulösen“, bestätigt Renate Quast, die Vorsitzende des Heimatvereins, auf Anfrage der NRZ. Bis Juni muss der Verein das Haus geräumt haben. Somit ist der Rückblick auf 35 Jahre Vereinsarbeit, der am vergangenen Sonntag hier begangen wurde, wohl eine der letzten Veranstaltungen des Vereins im Eiskeller gewesen. Als letzte große Ausstellung war 2022 das Geopark-Informationszentrum eingezogen, das zeigt, wie die heutige niederrheinische Landschaft durch die Eiszeit geprägt wurde. Auch die Naturdioramen „Tiere in niederrheinischen Lebensräumen“ zogen als Dauerausstellung bis zuletzt Besucher an.

Voll wurde es im Kaminraum des Eiskellers noch einmal am vergangenen Sonntag. Der Verein blickte auf die Aktivitäten der vergangenen 35 Jahre zurück.
Voll wurde es im Kaminraum des Eiskellers noch einmal am vergangenen Sonntag. Der Verein blickte auf die Aktivitäten der vergangenen 35 Jahre zurück. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Die Dioramen „werden höchstwahrscheinlich nach Haffen-Mehr gehen“, erläutert Renate Quast. Auch habe das Weseler Stadtarchiv Interesse an einigen Elementen, „damit die Dinge, die erarbeitet wurden, nicht verloren gehen“, so Quast. Für die Inhalte des Geoparks ist indes schon länger geplant, dass sie nach der Schließung des Eiskellers ins LVR-Niederrheinmuseum ziehen sollen.

Heimatverein ist historisch eng mit Schloss Diersfordt verbunden

Was aber wird nun aus dem Heimatverein? Der ist schließlich historisch eng mit der Schlossanlage verbunden: 1989 gründete er sich unter anderem mit dem Ziel „die Erhaltung der Eigenart und Schönheit des Ensembles aus Baudenkmälern, Bodendenkmälern und umgebender niederrheinischer Landschaft von Schloss Diersfordt zu unterstützen bzw. dem überall sichtbaren Verfall entgegenzuwirken“, heißt es auf der Website des Heimatvereins. Verwirklicht wurde das unter anderem mit dem Wiederaufbau des Eiskellers, den der Heimatverein vom damaligen Schlosseigentümer pachtete. Das damals einsturzgefährdete Baudenkmal wurde ab 1996 sowohl mithilfe öffentlicher Fördergelder als auch mit Spenden privater Förderer und Vereinsmitglieder nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert und zu einem Museum umgebaut.

Seit der Fertigstellung des Eiskellers im Jahr 2004 – nun offiziell „Museum und Heimathaus Eiskeller“ genannt – war dann die Ausrichtung kultureller Veranstaltungen ein weiterer Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Zwar ist der Weihnachtsmarkt, der seit 1991 vor der historischen Kulisse ausgerichtet wurde, bereits 2010 (nun als „Diersfordter Waldweihnacht“) auf die Schützenwiese umgezogen, doch der Eiskeller blieb weiter Ort für Vorträge, Konzerte, Filmabende, Lesungen und Ausstellungen.

Ob das künftig in einem anderen Gebäude verwirklicht werden kann? „Zurzeit seh ich das noch nicht“, meint Renate Quast. Als Nächstes steht erst einmal eine Versammlung für den Frühling an, bei der die rund 100 Mitglieder des Heimatvereins über den aktuellen Stand der Dinge informiert werden. Für den Herbst sei dann eine konstituierende Mitgliederversammlung geplant, bei der „satzungsgemäß über den Verein und dessen Fortführung abgestimmt wird“, so Quast.