Wesel. .

Wie passend, sich in einem Eiskeller zu einer Krimilesung zu treffen. Doch wem dabei das Blut in den Adern gefror, der wurde im Diersfordter Museum mit Musik von Cembalo und Flöte wieder herzwärmend aufgeheitert. Autorin Ella Theiss wurde von Stefan Dreizehnter, Soloflötist der Duisburger Philharmoniker aus Wesel, und Alexander Puliaev (Cembalo) begleitet. Der Abend begann mit einer Komposition „Friedrich des Großen“ (1712 – 1786).

Wie man von Renate Quast (Heimatverein der Herrlichkeit Diersfordt e.V.) in den Begrüßungsworten erfuhr, hatte Wesels Bibliotheksleiter Wolfgang Berg den Roman „Die Spucke des Teufels“ zur Lesung vorgeschlagen, denn die Veranstaltung des Heimatvereins unter dem Titel „Literatur trifft Musik“ fand im Rahmen des Kulturprogramms zum 775. Stadtgeburtstag statt. Überraschung gleich zu Beginn, denn die „Hauptfigur“ des historischen Krimis ist kein Mensch. Die damals als dubios geltende Kartoffel ist es.

Der historische Roman „Die Spucke des Teufels“ spielt in der preußischen Zeit am Niederrhein und nutzt die Kartoffel und den zwangsweisen Anbau der Knolle als Plot. Im Örtchen Hassum (Kreis Kleve) spielt die Geschichte, denn da wurde vehementer Widerstand gegen den Anbau der „Spucke des Teufels“ – so bezeichnete der Ortspfarrer um 1775 die Knolle - geleistet. Ella Theiss, eigentlich Elke Achtner-Theiss, las sacht, aber teils mit derber Sprache. „Das ist aus historischen Gründen so“, erklärte sie fast entschuldigend. Doch das machte den Vortrag interessant. Im Wechsel zwischen Lesung und Musik – unter anderem mit Werken von Amalie Prinzessin von Preußen (1723–1787) und von Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) - entwickelte sich der Abend zum ganzheitlichen Genuss. Durch den Duft von Kartoffelbrot und -suppe bekamen die Gäste Appetit auf die Pause, die ein hochprozentiger Kartoffelbrand abschloss. Eine betörende Idee, stammte das Rezept für die Suppe doch aus dem Roman. Während sich im Buch die Protagonisten um Mord, Tod, Krankheit und allerlei Probleme „kümmerten“, stand das umfängliche Wohl der Gäste im Eiskeller im Vordergrund. Die olfaktorischen und gustatorischen Komponenten komplettierten den angestrebten (Hör-)Genuss auf allen Ebenen. Das Lesewerk wurde gerne mit nach Hause genommen.