Wesel. Im Eiskeller in Wesel-Diersfordt befindet sich jetzt ein Geopark-Informationszentrum. Hier wird gezeigt, wie die Eiszeit die Landschaft prägte.

Mit dem Geopark-Informationszentrum ist nun die vorerst letzte Ausstellung in das Museum und Heimathaus Eiskeller am Diersfordter Schloss gezogen. Dafür hat der Heimatverein der Herrlichkeit Diersfordt, der das Gebäude nach heutigem Stand wohl in zwei Jahren aufgeben muss, mit dem Geopark Ruhrgebiet kooperiert. Für die nächsten zwei Jahre können Besucher hier erfahren, wie eigentlich die niederrheinische Landschaft entstanden ist, woher Kies, Salz und andere Bodenschätze kommen und auch, welche Tierarten hier gelebt haben, als die Landschaft noch von Eis bedeckt war.

Das ist in unserer Region zuletzt vor etwa 120.000 bis 300.000 Jahren gewesen – da war die sogenannte Saale-Kaltzeit, während der ein Gletscher aus Skandinavien sich etwa bis Düsseldorf über die Landschaft bewegte. In diesem Prozess sind zum Beispiel die berühmten „kleinen Schweizen“ am Niederrhein (wie etwa die Sonsbecker Schweiz) entstanden – wie genau, das können Besucher an einem Modell selbst nachbilden: Während der Gletscher sich über die Landschaft bewegt, drückt er das Land unter sich (die sogenannte Grundmoräne) flach und baut vor sich eine Art Wulst auf – die Endmoräne – bis heute als Hügel in der Landschaft zu sehen.

Dieses Modell illustriert, wie ein Gletscher Erdmasse bewegt und so die Landschaft formt.
Dieses Modell illustriert, wie ein Gletscher Erdmasse bewegt und so die Landschaft formt. © FFS | Markus Joosten

Am Modell dauert das nur ein paar Sekunden, in Wirklichkeit ist das aber ein Prozess, der vermutlich 100.000 Jahre und länger gedauert hat. „So ganz genau kann man das nicht sagen“, erläutert Lena Wulff vom Geopark Ruhrgebiet dazu. Jeder Gletscher sei da anders. Fest steht aber: „In der Geologie sind 100.000 Jahre kurz.“

Was sicher ebenfalls für einige Besucher neu sein dürfte: Während der Eiszeit (Geologen sprechen da übrigens lieber von „Kaltzeit“) ist es gar nicht überall gleich kalt gewesen, zumindest gab es nicht überall dicke Eis- und Schneedecken. So war es in der besagten Saale-Kaltzeit so, dass sich südlich des Gletscher-Vorstoßes eine Art Tundra, also eine Kältesteppe, anschloss.

Mammuts und Flusspferde am Niederrhein

Aber am Niederrhein gab es das Eis in dieser Kaltzeit (in der nächsten schon nicht mehr). Mammuts haben damals hier gelebt – und sogar Beweise gibt es dafür im Geopark-Infozentrum zu sehen: Ein riesiges Stoßzahn-Fragment zum Beispiel sowie mehrere Backenzähne, die in etwa so lang sind, wie ein menschlicher Unterarm.

Dieses Fragment eines Mammutstoßzahns wird ebenfalls im Geopark-Informationszentrum gezeigt.
Dieses Fragment eines Mammutstoßzahns wird ebenfalls im Geopark-Informationszentrum gezeigt. © FFS | Markus Joosten

Außerdem gibt es den Zahn eines Flusspferdes zu sehen. Offenbar gingen diese Tiere (verwandt mit, aber nicht das selbe wie Nilpferde) sogar noch im Rhein schwimmen, als hier bereits Menschen lebten. Allerdings war das nicht während der Kaltzeit, sondern während der Warmzeit. Beide Zeitperioden wechseln sich im Laufe des Eiszeitalters immer wieder ab – auch aktuell leben wir in einer Warmzeit.

Und in ähnlichem Rhythmus wechseln sich auch die Tierarten ab: „Zu jedem kaltzeitlichen Tier gibt es eigentlich ein warmzeitliches Pendant“, erläutert Lena Wulff weiter. So etwa besetzten Waldelefanten in der Warmzeit die ökologische Nische der Mammuts und Waldnashörner, die der Wollnashörner.

Bildschirm-Präsentation zeigt Tierarten

In einer kleinen Bildschirm-Präsentation werden verschiedene Tierarten zu den jeweiligen Zeiten vorgestellt. Dabei fällt auf – obwohl die meisten mittlerweile ausgestorben sind, gibt es bis heute Nachkommen, die uns bekannt erscheinen. So hat der vor 21.000 Jahren ausgestorbene Höhlenbär eine nicht zu leugnende Ähnlichkeit mit dem Braunbären und auch das prähistorische Rentier sieht fast genauso aus, wie sein neuzeitlicher Nachkomme.

Ebenfalls aus der Eiszeit stammen Rohstoffe wie Kies und Sand – und die gehören, wie ein anschauliches Modell illustriert, sogar zu einer der obersten Gesteinsschichten, sind also am jüngsten. Sie wurden durch Flüsse in Gebirgen abgebrochen und weiter transportiert. Quarz-Sandstein etwa, der ursprünglich aus dem Rhein-Schiefergebirge kommt und somit rund 400 Millionen Jahre alt ist, Buntsandstein (ursprünglich von der Mosel) oder Basalt (aus dem Siebengebirge). „Rhein und Maas haben damals ein breites Flusssystem gebildet“, weiß Geopark-Mitarbeiterin Nancy Schumacher. Viele verwilderte Arme führten über das Land und hinterließen das, was heute als Bodenschätze gefördert wird.

Öffnungszeiten

Das Geopark-Informationszentrum im Eiskeller ist eines von drei Zentren des Geoparks Ruhrgebiet. Die beiden anderen befinden sich in Witten und Ennepetal.

Für zwei Jahre bleibt es im Eiskeller. Besucht werden kann die Ausstellung von Mai bis Ende Oktober, jeweils sonntags, 11 bis 16 Uhr.

Ab 2024 wird das Geopark-Informationszentrum voraussichtlich ins LVR-Niederrheinmuseum ziehen.