Wesel. Kornmarkt-Wirte bemängeln fehlende Kommunikation mit Wesel Marketing. Zu den PPP-Tagen haben sie nun ein eigenes Programm organisiert.

Wenn am ersten Augustwochenende in Wesel wieder die PPP-Tage gefeiert werden, wird vieles anders sein als sonst. Nur am Kornmarkt, da soll es genauso werden wie früher, mit Bühne und Live-Musik. Das entspricht allerdings nicht der Planung von Wesel Marketing, sondern ist der Initiative der ansässigen Wirte zu verdanken.

Drei Tage Bühne mit Live-Musik

Das Programm, dass die rund zehn Gastronomen um Kornmarkt-Urgestein Jörg „Blühmi“ Bluhm auf die Beine gestellt haben, ist ein hochkarätiges: Eine Bühne wird an der Ecke zur Torfstraße aufgebaut, auf ihr spielen an allen drei PPP-Tagen etablierte Künstler. Dazu wird der Markt hübsch beleuchtet. Am Freitagabend präsentiert die „Deluxe – The Radioband“ von 20 bis 24 Uhr Coversongs. Versierten Kornmarkt-Gängern könnte die Gruppe ein Begriff sein, denn sie war vor einigen Jahren schon einmal Teil des PPP-Programms. Erstmals in Wesel zu Gast ist die Band, die am Samstag von 20 bis 24 Uhr spielen soll: „Ladies live“ – vier studierte Musikerinnen mit eigenen Instrumenten, starken Stimmen und einem renommierten Bühnenprogramm. Für Sonntag habe man dann „alte Weseler Musiker zusammengetrommelt“, beschreibt Blühmi das Programm von 14 bis 19.30 Uhr. Mit dabei sind das „Cover Trio“ (14 bis 15.30 Uhr), „2 You“ (16 bis 18 Uhr) und „The Groove Counts“ (ab 18.30 Uhr).

„Wir sind jedenfalls sehr stolz auf unser Programm“, sagt Jörg Bluhm stellvertretend für die teilnehmenden Kornmarkt-Gastronomen. „Schön wäre nur gewesen, wenn wir dafür mehr Zeit gehabt hätten.“ Innerhalb weniger Wochen haben die Wirte eine Bühne, Bands und Technik organisiert, sogar Sponsoren konnten sie kurzfristig gewinnen. An vielen Stellen wollen sie auch selbst mit anpacken, anders geht es dieses Jahr nicht. Denn aus der offiziellen Planung für das PPP-Programm an Wesels einstiger Kneipenmeile wurden sie weitgehend ausgeschlossen, beklagen die Gastronomen.

Wesel Marketing schließt Kornmarkt-Wirte aus der Planung aus

Erst Anfang Juli und nach mehreren Rückfragen habe Wesel Marketing das geplante (und bereits gebuchte) Programm für den Kornmarkt per Email mitgeteilt, ohne auch nur einmal das Gespräch mit den ansässigen Gastronomen gesucht zu haben. Entsprechende Rückfragen der NRZ dazu ließ Wesel-Marketing-Chefin Dagmar van der Linden unbeantwortet. Zu Protokoll gibt sie allerdings: „Nachdem bereits zu der Veranstaltung „Wesel erleben“ im Juni 2023 Livemusik auf dem Kornmarkt stattgefunden hat, war für den Kornmarkt zu PPP ein modernes DJ-Programm mit Ibiza-Clubbing und Partymusik, ähnlich einer Coverband, geplant.“ Die Kornmarktwirte seien allerdings mit dem Programmvorschlag von Wesel Marketing nicht einverstanden gewesen und hätten daher selbst Livemusik organisiert.

Das ist, wenn man sie mit der Erzählung der Gastronomen vergleicht, eine sehr verkürzte Darstellung der Ereignisse. Zum Hintergrund muss man nämlich auch wissen, dass das PPP-Wochenende (und alle anderen Tage mit Wesel-Marketing-Veranstaltungen am Kornmarkt) von der normalen Konzessionierung der Außengastronomie ausgenommen sind. Um auch bei solchen Veranstaltungen servieren zu dürfen, haben sich die rund zehn ansässigen Wirte in der Vergangenheit stets mit einem mittleren dreistelligen Betrag pro Betrieb an den Kosten beteiligt. Daher hätte es in der Vergangenheit auch stets Absprachen bezüglich der gebuchten Künstler gegeben. Die Gastronomen waren also davon ausgegangen, dass es auch in diesem Jahr so laufen würde.

Genau das sei dann aber nicht passiert. „Kommunikation war eigentlich nicht vorhanden“, bedauert Jörg Bluhm. Hätte es sie gegeben, wären die unterschiedlichen Vorstellungen viel früher aufgefallen. Stattdessen sei eben vor ein paar Wochen die besagte Email von Wesel-Marketing ins Postfach geflattert, darin die Info, dass zwei DJs an zwei Tagen für jeweils drei Stunden mit elektronischer Musik für Stimmung sorgen sollten, ohne Beleuchtung, Show oder ähnliches. Mit 350 Euro hätten die Wirte sich daran beteiligen sollen.

Stilrichtung erschien den Wirten ungeeignet

Das aber erschien den Wirten viel zu teuer, zumal sie die Stilrichtung (Ibiza Clubbing) als unpassend für den Kornmarkt empfunden hätten. Besonders mit Blick auf den Schützentag am PPP-Freitag, wenn sich auch älteres Publikum am Kornmarkt einfindet. Hier brauche es etwas, das alle Altersgruppen anspricht, finden die Gastronomen. Zumal die Live-Musik ja nicht gänzlich aus dem offiziellen PPP-Programm verschwunden ist, sie soll nur nicht am Kornmarkt, sondern am Berliner Tor gespielt werden – „um eine Verbindung zwischen Kirmes und der Innenstadt herzustellen“, bestätigt Dagmar van der Linden auf Anfrage der NRZ. Die Kornmarkt-Gastronomen fühlen sich somit gleich doppelt übergangen, schließlich kämpft die Branche nach Corona und mitten in der Inflation ums Überleben. „Gerade in der Krise hätte ich erwartet, dass die Ortsansässigen unterstützt werden“, sagt Kornmarkt-Wirt Jörg Bluhm enttäuscht.

Immerhin: Mit 1500 Euro unterstützt Wesel Marketing das Programm der Wirte, die nun allerdings, trotz Sponsoren, deutlich höhere Kosten haben als sonst. Jörg „Blühmi“ Bluhm kann trotzdem etwas Positives an der Sache finden: „Die Kornmarkt-Gemeinschaft ist wieder aufgelebt.“