Schermbeck. Bis zu 86.250 Euro pro Jahr würde eine Schulsozialarbeit-Stelle kosten. Worüber die Schermbecker Politik im Ausschuss am Dienstag beraten wird.
Die Gemeinde Schermbeck ist stolz auf ihre beiden Schulen, die erst kürzlich von einer Bildungsplanerin im Kultur-, Schul-, Sport- und Sozialausschuss ausdrücklich gelobt wurden. Die Gesamtschule an der Schlossstraße und auch die Gemeinschaftsgrundschule mit ihren beiden Standorten an der Weseler Straße und der Schienebergstege ziehen sogar Schüler von außerhalb des Gemeindegebietes an. Immer wieder betont auch Bürgermeister Mike Rexforth, wie wichtig ein gutes Bildungsangebot für die Entscheidung junger Familien sei, nach Schermbeck zu ziehen – unter anderem deshalb leistet sich die Gemeinde hunderttausende Euro jährlich, um die Schüler beispielsweise mit digitalen Endgeräten auszustatten. Am Dienstag, 31. Januar, berät der Schulausschuss ab 16 Uhr nun über eine weitere Investition.
Notwendigkeit an Unterstützung ist groß
Denn die Grundschule ist mit einem weiteren Wunsch an die Gemeinde herangetreten: Schulleiter Tobias Basse stellte – mit Unterstützung der Schulkonferenz – den Antrag auf Einrichtung einer Stelle der Schulsozialarbeit. Diesen Wunsch begründet er ausführlich: „Der Bedarf unserer Kinder und deren Familien an Unterstützung ist groß.“ Zwar seien das Jugendamt und auch die Schulberatungsstelle feste Kooperationspartner der Schule und auch die Klassenlehrer wären bei vielen Problemen häufig erster Ansprechpartner, doch dies reiche nicht mehr aus: „Wir brauchen dringend Unterstützung“, so Basse in seinem Antrag an die Gemeindeverwaltung.
Schulsozialarbeit sei an der Grundschule wichtig, so der Schulleiter, weil sie „drei grundlegende Felder“ inne habe, die das Schulleben bereichern und in denen die Kinder und Eltern Unterstützung benötigten: Prävention, Intervention und Netzwerkarbeit.
Kreis-Jugendamt bestätigt Bedarf
Nachdem die Schulleitung den Antrag gestellt hatte, hat sich die Gemeindeverwaltung mit dem Thema beschäftigt. So heißt es in der Vorlage zur Ausschusssitzung: „Nach Rückfrage beim Kreis-Jugendamt Wesel bestätigt dieses, dass ein anhaltend hoher Bedarf an Beratung und Unterstützung von Kindern und Eltern in Schermbeck besteht.“
Die Entwicklung gesellschaftlicher Bedingungen der vergangenen Jahre zeige einen Anstieg an auffälligen Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen sowie eine Zunahme von familiären, kulturellen und strukturell bedingten Problemen. Die Schule alleine könne den Erziehungs- und Bildungsauftrag nicht mehr erfüllen und sei daher auf begleitende Systeme wie die Schulsozialarbeit angewiesen.
Aktuell besuchen die Gemeinschaftsgrundschule Schermbeck etwa 440 Kinder. Diese werden von 35 Lehrern unterrichtet. Ab dem kommenden Schuljahr wird die Schule ein weiteres Mal fünfzügig sein. Somit würden die Kinder in 18 Klassen an den beiden Standorten beschult, so die Gemeinde.
Für die Schuleingangsphase steht zurzeit eine sozialpädagogische Fachkraft zur Verfügung. Insgesamt gebe es 24 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Deren Förderung erfolge durch zwei Sonderpädagogen. Außerdem würden vier Kinder durch eine Integrationshilfe unterstützt. An der Grundschule gebe es 35 Kinder, die Fluchterfahrung haben und über keinerlei Deutschkenntnisse verfügten. Sie befänden sich in der Erstförderung und würden von zwei neuen „Deutsch als Zweitsprache“-Fachkräften gesondert unterstützt. Diese Kinder mit Fluchterfahrung seien zum Teil auch traumatisiert.
Mehrere Möglichkeiten für Schulsozialarbeit
Laut Gemeinde gibt es verschiedene Möglichkeiten die Schulsozialarbeit an der Schule zu etablieren: Man könne bis zu einer Lehrerstelle an der Grundschule in eine Stelle der Schulsozialarbeit umzuwandeln. Zum anderen könne eine eigene kommunale Stelle geschaffen werden oder aber die Vergabe der Schulsozialarbeit in Trägerschaft erfolgen.
Fachkräfte der Schulsozialarbeit kosten etwa 75.000 Euro pro Jahr je Vollzeitstelle. Zusätzlich würden beim trägerorientierten Modell Verwaltungskosten anfallen. Somit beliefen sich die Kosten auf bis zu 86.250 Euro jährlich. Die Gemeinde Schermbeck könnte auf eine Förderung durch den Kreis von rund 16.000 Euro Förderung hoffen. Die Politik wird am Dienstag die Frage erörtern, ob sich die klamme Gemeinde dies leisten kann und möchte.