Schermbeck. Im Kultur-, Schul-, Sport- und Sozialausschuss ging es um die Entwicklung der Schülerzahlen in der Gemeinde Schermbeck in den kommenden Jahren.
Bildungsplanerin Ulrike Lexis schaffte es wirklich, die auf 89 Seiten dokumentierte Schulentwicklungsplanung der Gemeinde Schermbeck in einen etwa 45-minütigen Vortrag zusammenzufassen. Aufmerksam lauschten die Mitglieder im Kultur-, Schul-, Sport- und Sozialausschuss am Dienstag den Ausführungen der Expertin, die sich die beiden Grundschulstandorte sowie die Gesamtschule genau angeschaut hatte: Dabei blickte Lexis auf die Jahre der vergangenen Jahre zurück – aber auch schon bis zum 2027 voraus. Darüber hinaus ließen sich – vor allem für die Anmeldungen an der Grundschule – noch keine genauen Angaben machen. Kein Wunder: Sind die Erstklässler der Jahres 2028 größtenteils ja noch gar nicht geboren. „Ab 2027 ist dies Glaskugel-Leserei“, erklärte auch Lexis.
Doch offenbar kann man trotzdem auch schon ungefähre Aussagen über ungeborene Kinder machen: Die demografische Entwicklung sei im Moment „höchst spannend“, so die Bildungsfachfrau, die dabei zunächst auf die Geburten der vergangenen 20 Jahre in Deutschland blickte.
2011 geburtenschwächster Jahrgang
„Die Kinder, sie 2017 in die Schule gekommen sind, wurden 2011 geboren – das war der niedrigsten Jahrgang ever", so Lexis. Danach habe sie eine „ganz stark aufwärts gerichtete Entwicklung der Geburten“ registriert. Einen großen Sprung habe es von 2016 auf 2017 gegeben, seitdem befinde sich Deutschland auf einen „sehr stark erhöhten Plateau von Geburten“.
Höhere Kinderzahl pro Frau
Dazu erläuterte sie: „Wir hatten betonfest seit dem Pillenknick der 60er Jahre über zwei Generationen unter 1,4 Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter. Seit den Migrationsbewegungen 15/16 haben wir ein anderes Reproduktionsverhalten – also eine höherer Kinderzahl pro Frau. Wir liegen jetzt erfreulicherweise über 1,5.“ Das klinge zwar wenig, bedeute aber bei 200 Frauen im gebärfähigen Alter (und die gebe es sicher in Schermbeck) eine Schulklasse mehr – und die käme dann jedes Jahr. Dies sei schon „eine ganze Menge“ und mache einiges aus.
Fünf Prozent Bevölkerungsverlust bis 2040
In NRW befindet man sich seit sechs Jahren auf diesem erhöhten Plateau: „2021 war das höchste Jahr seit ewigen Zeiten“, so Ulrike Lexis zu den Geburten. Trotzdem sei für Schermbeck die Prognose „etwas negativ“. „Man sagt Ihnen ungefähr fünf Prozent Bevölkerungsverlust bis 2040 voraus, während NRW im Schnitt ein ganz leichtes Wachstum von etwa einem Prozent vorhergesagt wird“, so die Expertin.
Die findet natürlich auch Berücksichtigung im Schulentwicklungsplan für die Gemeinde Schermbeck: 112 Kindergartenkinder sind für das kommende Schuljahr an der Schermbecker Grundschule angemeldet, man könnte damit also eine fünfte Klasse bilden. Ziemlich ähnlich hatte es Lexis schon vor Wochen prognostiziert: „Wir hatten 110 berechnet, das trifft es also ganz gut.“ Das Jahr 2022 sei eine Spitze, das mit den fünf Eingangsklassen werde sich voraussichtlich nicht wiederholen.
Großes Lob für die Gesamtschule
Es gebe auch in Schermbeck vermutlich ein leichtes Wachstum: Gut 400 Schüler würden dauerhaft in den kommenden Jahren jeweils die GGS besuchen, rechnete die Bildungsplanerin vor, die vor allem die „fantastische Übergangsquote“ von 70 Prozent der Viertklässler, die nach der Grundschulzeit auf die Schermbecker Gesamtschule wechseln erwähnte: „Das ist ein wahnsinnig hoher Wert“, so Ulrike Lexis. Dies spreche dafür, dass die Gesamtschule sehr gut angenommen wird und offensichtlich das richtige Angebot für die Mehrheit der Schermbecker Kinder sei.
„Nur noch“ 60 OGS-Plätze fehlen
Auch die 62 Prozent OGS-Quote seien „schon recht hoch“. Auf den Rechtsanspruch von 75 Prozent ab 2026 zu kommen, dürfte also zu schaffen sein, betonte die Expertin: „Man hat dafür ja noch ein bisschen Zeit.“ 60 zusätzliche OGS-Plätze würden noch benötigt, rechnete Lexis vor.
Fragen nach Raumangebot für den Schulneubau
Mit Blick auf Planungen für ein neues Bildungszentrum wünschten unter anderem Jürgen Trick (Grüne) und Manuel Schmidt (Die Partei) auch eine Einschätzung der Bildungsplanerin - vor allem in Sachen Zügigkeit der Schule und des damit benötigten Raumangebots. Lexis wollte sich da nicht genau festlegen, tendiere aber zu „eher nicht fünfzügig“, was die Zukunft der Grundschule angebe. Andererseits sagte sie auch: „Jeder, der sich das leisten kann, sollte immer mit Puffer bauen.“ Zusätzliche Räume böten immer Vorteile.