Wesel. Die Weseler Politik ist sich einig: Die Busverbindungen in Büderich müssen verbessert werden. Nur die Ansätze dabei sind sehr unterschiedlich.
Seit Dezember fahren die neuen X-Bus-Linien am Niederrhein, zwei von ihnen (X27 und X28) sorgen in Wesel für eine bessere Anbindung an die linke Rheinseite. Doch völlig ignoriert wird bei der bisherigen Streckenführung das linksrheinische Dorf Büderich – hier fahren die X-Busse nämlich ohne Halt vorbei – womit der Ort ÖPNV-technisch weiterhin nur sehr begrenzt versorgt wird. Und das wegen weniger Minuten, die ein Abstecher kosten würde. Nachdem sich nun mehrere Büdericher öffentlich über die Situation beklagt haben – auch weil das benachbarte, aber kleinere Dorf Ginderich halbstündige Anbindungen bis spät in die Nacht bekommen hat – ist das Thema wieder in der lokalen Politik angekommen. Und zumindest darüber, dass es Verbesserungsbedarf gibt, sind sich die Parteien einig.
SPD fordert X-Bus-Halte in Büderich
„Das hat man nicht zu Ende gedacht,“ ärgert sich SPD-Ratsherr Christoph Gockeln aus dem Büdericher Ortsverein. „Wie sollte man sonst auf die Idee kommen, den größeren Stadtteil nicht anzubinden. Es geht nicht darum, dass Ginderich fälschlicherweise angefahren wird. Der Fehler liegt darin, nicht einen zusätzlichen Halt in Büderich einzuplanen.“ Auch die umweltpolitische Sprecherin der SPD im Kreis Wesel, Gabi Wegner, sieht dringenden Verbesserungsbedarf: „Man kann nicht in Kreis und Stadt ein theoretisches Mobilitätskonzept nach dem anderen in Auftrag geben mit richtigen Zielen wie einer ökologischen Verkehrswende und hohen Kosten und dann völlig andere Umsetzungen zulassen“, findet sie. „Sich auflisten lassen, was sinnvoll wäre und dann wegen der möglichen Kosten nichts umsetzen, ist nicht zielführend.“
Beide SPD-Mitglieder aus Stadt und Kreis fordern nun, dass der VRR „umgehend einen Plan für einen Halt der Busse X 27 und X 28 vorlegt und umsetzt.“ Entsprechende Anträge in Stadtrat oder Kreistag sind zwar noch nicht gestellt, sollen aber demnächst folgen, erklärt Gockeln. „Wenn die Gesamtstrecke 73 Minuten umfasst, sind die 4 Minuten auch noch drin“, sind sich die beiden Sozialdemokraten einig.
Büdericher CDU schreibt direkt an den VRR
Kurze Zeit später hat sich auch die Büdericher CDU des Themas angenommen, geht aber mit einem Schreiben an den VRR den direkten Weg zum zuständigen Verkehrsverbund. Marcus Abram, auch Kreistagsmitglied, regt darin die Führung beider X-Buslinien über Büderich an. Als Argument dafür führt er neben den sehr geringen Fahrzeitverlusten insbesondere die Mobilstation ins Feld, zu der die Haltestelle Marktstraße erst im Sommer umgebaut worden ist: „Eine perfekte Möglichkeit von einer Linie in eine andere umzusteigen“, findet Abram.
Des weiteren kritisiert er – wie auch die Büdericher Bevölkerung – dass bei Fahrten in Richtung Xanten aktuell noch der Umstieg an der Haltestelle „Restaurant Lindenwirtin“ nötig und vom VRR auch so vorgesehen ist: „Diese Haltestelle ist aufgrund ihrer Lage hierfür völlig ungeeignet. Die Überquerung der stark befahrenen B58 ist hier nahezu unmöglich, insbesondere für ältere Menschen, Menschen mit Beeinträchtigungen, Eltern mit Kindern und Menschen mit Reisegepäck.“
Jamaica-Parteien arbeiten weiter auf ein Stadtbus-Konzept hin
Derweil setzt sich die CDU-Fraktion im Stadtrat zusammen mit Grünen und FDP weiter für ein Stadtbus-Konzept ein. „Ganz klar unterstützen wir das Anliegen der Büdericher“, sagt Jürgen Linz stellvertretend für die Mobilitäts-AG der Jamaika-Parteien. „Wir sind uns aber einig darüber, dass erst der Stadtbus Verbesserung bringen wird.“ Denn der würde auch bessere Anbindungen von Büderich nach Ginderich bringen, wo dann umgestiegen werden könnte.
Zwar gehe es bei den aktuell diskutierten X-Bussen nur um ein paar Minuten, allerdings seien diese so getaktet, dass sie den Anschluss an Züge in Wesel ermöglichen, führt Linz aus. Somit rechne man sich auf einen Büdericher Extra-Halt der X27 und X28 nur geringe Chancen aus.
Ganz ähnlich wie die Jamaika-Parteien äußert sich auch Barbara Wagner von der Linken-Fraktion im Stadtrat. Sie hält eine grundsätzliche Verbesserung des ÖPNV für nötig, denn: „Die aktuelle Politik treibt uns in die Autos.“ Speziell für Büderich wünscht sie sich, dass sich das ÖPNV-Angebot mehr an der Lebensrealität auf der linken Rheinseite ausrichten solle – denn dort orientieren sich die Bürger nun einmal in Richtung der anderen linksrheinischen Kommunen.
Stadt Wesel arbeitet am Mobilitätskonzept
Inmitten der aktuellen Diskussion arbeitet die Stadtverwaltung auch gerade an einem klimaorientierten Mobilitätskonzept. Es soll sowohl die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger verbessern als auch die Umwelt entlasten. Eine Bürgerbeteiligung ist für den kommenden Samstag, 28. Januar, im Ratssaal geplant. Dann können Wünsche und Kritik geäußert werden.
Um 9 Uhr startet der Austausch zu den Ortsteilen Büderich, Ginderich sowie Werrich/Perrich. Im Anschluss folgen ab 10.30 Uhr die Ortsteile Feldmark, Fusternberg und Innenstadt. Ab 12.30 Uhr geht es weiter mit den Bereichen Bergerfurth, Bislich, Blumenkamp, Diersfordt und Flüren. Gegen 14 Uhr beginnen die Gespräche zu Lackhausen, Obrighoven, Schepersfeld und Wittenberg. Geplant sind jeweils zwei kurze Impulsvorträge und anschließend ein direkter Austausch mit den Teilnehmern.