Wesel. Wer von Wesel-Büderich nach Xanten will, nimmt dafür lieber nicht den Bus. Eine Direktverbindung gibt es zwar – aber nur drei Mal am Tag.

Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Wesel nach Xanten reisen will, ist in der Hansestadt eigentlich gut versorgt. Einmal in der Stunde fährt die Linie SB 6 diesen Weg, braucht dafür fahrplanmäßig 29 Minuten. Problematischer ist es hingegen für die Bürgerinnen und Bürger, die in Büderich leben. An dem linksrheinischen Ortsteil fährt die SB 6 nämlich vorbei. Das ärgert Anwohner wie Jochen Kirchhoff. Der Büdericher hat sich deshalb nun an Stadt und Kreis gewandt. „Die Stadt Wesel muss sich darüber klar werden, dass Büderich eine Schnittstelle auf der linken Rheinseite ist“, findet er.

Direktverbindung zwischen Wesel-Büderich und Xanten fährt nur drei Mal am Tag

Denn wer bisher aus Büderich per Direktverbindung nach Xanten will, hat dazu laut Fahrplan genau drei Mal am Tag die Möglichkeit. Und zwar mit der Linie 66 um 7.12 Uhr, 13.57 Uhr und um 16.22 Uhr – übrigens nur unter der Woche, nicht am Wochenende. Die Alternative für Büdericher ist also erst in die andere Richtung (Richtung Wesel) fahren um an der Haltestelle „Restaurant Lindenwirtin“ umzusteigen.

Das aber, bemängelt Kirchhoff, ist alles andere als praktikabel. Die wenigen Minuten zum Umsteigen – laut Fahrplan und je nach Uhrzeit zwischen vier und elf Minuten – reichen an dieser Stelle häufig nicht. Schließlich muss dafür einmal die vielbefahrene B 58 überquert werden. Bis zur Ampelkreuzung dauert es zu lange, über die Straße rennen ist gefährlich.

Schülerinnen und Schüler aus Büderich sind betroffen

Die Auswirkungen der schlechten Verbindung von Büderich in die Römerstadt spürt Kirchhoff deutlich. Seine beiden Töchter besuchen die Marienschule in Xanten. Und um die zu erreichen, sind sie auf den Bus angewiesen. Doch immer wieder, beklagt der Vater, melden sich die Töchter, weil sie an irgendeiner Haltestelle gestrandet sind und dort nun fast eine Stunde auf den nächsten Bus warten müssen. Denn auch das Umsteigen in Ginderich und Alpen ist nur mit massiven Zeitverlusten möglich.

Zum anderen, gibt er zu bedenken, ist Büderich ja auch touristisch attraktiv. Direkt am Rhein gelegen gibt es hier ein Hotel, aber auch zahlreiche Ferienwohnungen im Ort. Eine häufigere Taktung bis Xanten hätte also seiner Meinung nach durchaus eine Berechtigung.

Auch neue Schnellbus-Linien sollen nicht durch Büderich fahren

Und damit steht er auch nicht alleine da. Die Weseler Politik hatte sich der schlechten Anbindung Büderichs bereits im Herbst angenommen: Im September 2021 hatten CDU, Grüne und FDP bereits gefordert, die geplanten Schnellbus-Linien X27 (Kleve-Kalkar-Xanten-Wesel) und X28 (Goch-Uedem-Xanten-Wesel) auch über Büderich zu führen. Das Ergebnis: Eine Führung über Büderich sei „vor dem Hintergrund einer attraktiven Fahrzeit nicht geplant und auch nicht sinnvoll“, heißt es in einer entsprechenden Verwaltungsvorlage: „Der Fahrzeitverlust zwischen Wesel und Xanten wäre zu groß, um dem Anspruch einer Schnellbuslinie gerecht zu werden.“

Es geht um vier Minuten Zeitdifferenz

„Das ist der Punkt, bei dem ich in Wallung komme“, ärgert sich Jochen Kirchhoff. Denn legt man die Fahrpläne von SB 6 und der Linie 66 (von Wesel Richtung Xanten) nebeneinander, sieht man: Bis zur Haltestelle „Restaurant Lindenwirtin“ sind die Fahrpläne gleich. Doch während die nur drei Mal am Tag fahrende 66 nun einen Schlenker durch Büderich macht, hält die SB 6 das nächste Mal an der Haltestelle „Ginderich Post“.

Die SB6 braucht im Morgenverkehr für diese Strecke (Lindenwirtin bis Ginderich Post) sieben Minuten. Die 66, die eine halbe Stunde eher fährt und durch Büderich kommt nach elf Minuten an „Ginderich Post“ an. „Wir sprechen hier über eine Zeitdifferenz von vier Minuten“, macht Kirchhoff deutlich. „Das ist der reinste Hohn!“

Kurzfristige Lösung ist nicht in Aussicht

Der Kreis Wesel hat sich auf die Beschwerde von Jochen Kirchhoff bereits gemeldet und verspricht, verschiedene Möglichkeiten zu prüfen. Dies werde aber noch „eine gewisse Zeit“ dauern.Die Stadt Wesel verweist auf Anfrage der NRZ auf das noch in Arbeit befindliche Mobilitätskonzept, zu dem auch die „Neustrukturierung ÖPNV“ gehört. Das Konzept soll im August 2023 fertig sein.