Wesel. Der Andrang in den Innenstadt-Läden hielt sich bisher in Grenzen. Einige Händler sehen auch fehlende Weihnachtsatmosphäre als möglichen Grund.
Das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel neigt sich dem Ende und die Ladenbesitzer ziehen eine gemischte Bilanz. So richtig zufrieden sind sie meist nicht mit der Nachfrage in der City – was einige auch auf das fehlende weihnachtliche Angebot in der Stadt zurückführen.
Sandra Bruno, stellvertretende Filialleiterin bei Sinn, hat beobachtet, dass die Kunden durchaus Lust auf feinere Mode wie Blazer oder Kleid haben. Da wieder Feiern stattfinden, gibt es auch Anlässe dafür. „Die Leute sind die Joggingmode leid“, sagt sie rückblickend auf die Coronazeit mit Homeoffice-Mode. Auch, dass keine Masken mehr getragen werden müssen, wirke sich positiv auf die Kauflust aus.
„Die Leute sind besser gelaunt, halten sich länger auf.“ Die Kälte im Dezember kurbelte den Kauf von Stricksachen und Winterjacken an. Ein Wermutstropfen ist aus Sicht von Sandra Bruno aber die Tatsache, dass es in Wesel keinen Weihnachtsmarkt gibt, der noch mehr Menschen in die Stadt lockt. Auch der Nikolausmarkt am Berliner Tor fiel erneut aus. „Das ist schon schade, denn andere Städte haben Weihnachtsmärkte.“
Fehlt ein Weihnachtsmarkt am Berliner Tor?
Ähnliches sieht das Wolfdietrich Degler, Inhaber des Geschäfts Barrique, das Feinkost, Weine, Brände und Liköre anbietet. „Die Weihnachtsstimmung fehlt hier unten“, sagt er zum Flair im Bereich nahe des Berliner Tores. „Da muss sich Wesel-Marketing noch etwas einfallen lassen.“ Vom Großen Markt oder Kornmarkt, wo es den Weseler Winter und den Adventsmarkt gegeben hat, sei es weit bis zum Ende der Hohen Straße. Das haben dem Ladenbesitzer auch benachbarte Händler berichtet. Besonders an den Samstagen dümpelte das Weihnachtsgeschäft vor sich hin – in dieser Woche kommen jedoch verstärkt Geschenkkäufer ins Geschäft. Bis Heiligabend rechnet Wolfdietrich Degler noch mit einem „Endspurt“.
Grundsätzlich ist Buchhändlerin Eva Korn zufrieden, aber auch sie beobachtet: „Es hat sich verändert, die Menschen konsumieren gebremst.“ In ihrem Laden werde zum Beispiel nun häufiger zum Taschenbuch gegriffen – aber treue Kunden, für die Weihnachten ohne Buch undenkbar ist, gebe es weiterhin. Insgesamt bewertet sie das Jahr als schwierig, der Kriegsausbruch in der Ukraine habe zum Beispiel zu monatelanger Kaufzurückhaltung geführt.
Handel in Wesel hofft auf „Last-Minute-Käufer“
Auf „Last-Minute-Käufer“ bis Heiligabend setzt auch Markus Münnich von „Wohntrend“ am Viehtor. Obwohl das Geschäft Geschenkartikel aus dem Bereichen Haushalt, Deko und Schmuck bereithält, spürte der Betreiber eine deutliche Zurückhaltung bei der Kundschaft. Nicht einmal das Vorjahresniveau erreichen die Verkäufe bisher, so seine Bilanz. Als Gründe für die verhaltene Kauflust vermutet er zum Beispiel die allgemein gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise. Einige Kunden haben ihm aber auch erzählt, dass sie vom weihnachtlichen Ambiente in der Stadt enttäuscht sind. Weihnachtsmärkte gebe es sogar in kleineren Orten, sagten die Kunden. Münnich: „Da geht natürlich Kaufkraft verloren.“
Diese Einschätzung bestätigt Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Handelsverbandes Niederrhein. „Die Innenstadt lebt auch von der Aufenthaltsqualität. Für den Kunden ist es wichtig, dass das Gesamtpaket stimmt.“ Daher sollten die Städte ihre Möglichkeiten nutzen. Unabhängig von den Weihnachtsmärkten haben ihre Umfragen in den hiesigen Städten aber die Tendenz bestätigt, dass die Kunden beim Weihnachts-Shopping zögerlicher geworden sind. Textiler haben bei der Kälte Wintersachen verkauft, bei den klassischen Geschenken blieben viele Umsätze derweil hinter den Erwartungen zurück, Spontankäufe sind weggebrochen. „Darunter ächzt der Handel.“ Der Umsatz habe sich noch nicht wieder auf das Vor-Corona-Niveau entwickelt. Die Vorsicht der Kunden bringt die Fachfrau ebenfalls mit der Inflation und den Energiepreisen in Verbindung.