Wesel. Die Hansezeit lebendig zu machen, steht im Mittelpunkt der Aktivitäten der Hanse-Gilde. Zur Eröffnung tritt beim Hansefest eine neue Gruppe auf.

Als sich vor 25 Jahren beim Hansefest die Hanse-Gilde gründete, hat keiner gedacht, dass die Gilde ein Verein würde, der im öffentlichen Leben und als Botschafter für Wesel in anderen Hansestädten unterwegs ist. Heute hat der Verein 100 Mitglieder, davon 40 Aktive. Durch die Unterstützung der Stadt, die Räumlichkeiten in der Zitadelle zur Verfügung stellte, konnten die Hanse-Freunde ihre historischen Aktivitäten von Jahr zu Jahr ausbauen.

Dazu zählen zum Beispiel die beliebten Stadtführungen für Wesel-Marketing. Ein Schwerpunkt der Rundgänge ist die Hansegeschichte, die Blütezeit der alten Stadt. Bei der Nachtwächterführung bewirtet die Hanse-Gilde die Teilnehmer im Anschluss in der Kasematte der Genter Seminaristen. Hier erfahren die Gäste die Geschichte der Priesterseminaristen aus Gent und Brügge, die 1813 in der Kasematte unter äußerst schlimmen Bedingungen untergebracht wurden.

Die Kulturnacht ist ein wichtiger Termin im Jahreskalender. Traditionell treffen sich die Mitglieder und reichlich Publikum in der historischen Gaststätte. Für Unterhaltung sorgt die Gilde mit verschiedenen Musikdarbietungen: irische Musik, Barbershopmusik und Mittelalterklänge. Auch wenn die Soroptimistinnen ihr „White Dinner“ veranstalten, nimmt die Hanse-Gilde teil und unterstützt die Veranstaltung logistisch.

Hanse-Gilde hat rund 400 historische Kostüme gesammelt

Besonders gefragt ist die Gruppe, wenn es um historische Darstellungen geht. Da die Gilde jährlich ein neues Thema für das Hansefest aussucht, wurden im Laufe der Zeit viele Gewandungen angeschafft. Mittlerweile verfügt die Hanse-Gilde über einen Kostümfundus von rund 400 Gewandungen. Sie kamen schon für das Panoramabild im LVR-Museum sowie in elf historischen Filmen zum Einsatz, die zum Beispiel zum Stadtjubiläum mit „Flaggschiff Wesel“ gedreht wurden.

Im Februar eröffneten der Sekretär der Hanse-Gilde, Ludwig Maritzen, Ministerin Ina Scharrenbach und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp das neue Hanse-Forum im Berliner Tor.
Im Februar eröffneten der Sekretär der Hanse-Gilde, Ludwig Maritzen, Ministerin Ina Scharrenbach und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp das neue Hanse-Forum im Berliner Tor. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Auch der jüngste Film über die Geschichte Büderichs entstand unter Beteiligung der Hanse-Gilde mit 56 Gewandungen und vielen Requisiten. Sogar andere Kommunen wie Soest oder Alpen versorgten sich in Wesel mit historischen Kleidungsstücken für Filmaufnahmen oder andere Zwecke. Der Kostümverleih ist eine feste Einrichtung geworden. Inzwischen beinhaltet der Fundus auch Uniformen aus der preußischen und der napoleonischen Zeit.

Neue Gruppe tritt beim Hansefest auf

Ein besonderes Ereignis feierte die Hanse-Gilde im Februar dieses Jahres: In Anwesenheit von NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach öffnete das neue Hanse-Forum im Berliner Tor. Hier wird Besuchern die Geschichte der Hansezeit erzählt. Außerdem steht ein Vortragsraum zur Verfügung.

Jüngste Idee der Hanse-Gilde ist die Tanzgruppe „Gaudium Saltation“. Zum 27. Hansefest vom 28. bis 30. Oktober wird die Gruppe bei der Eröffnung mittelalterliche Tänze zeigen. Jeden Montag trifft sich die Gruppe im Berliner Tor.

Hanse-Gilde besucht regelmäßig Hansefeste in der Umgebung

Leider sind in der Coronazeit viele Hansefeste ausgefallen. Trotzdem blickt die Hanse-Gilde auf schöne Fahrten in andere Städte zurück: Drei Tage Mittelalter in Oberwesel, drei Tage Teilnahme an der Soester Fehde oder Teilnahme am Westfälischen Hansetag in Wipperfürth. Dorthin fuhr die Delegation 120 Kilometer mit der Kutsche. In diesem Jahr ging es zum internationalen Hansetag in Neuss. Die Verbindungen zu den niederländischen Hansestädten werden weiter ausgebaut. In diesem Jahr sind Gäste aus Doesburg beim Hansefest dabei.

Große Feierlichkeiten zum 25. Geburtstag sind bei der Hansegilde nicht geplant, man beschränkt sich auf einen kleinen Empfang am Hansefest-Freitag mit geladenen Gästen. „Uns ist es wichtiger, das Hansefest zu feiern, als ein Fest über uns zu machen“, sagt Hansegilden-Chef Ludwig Maritzen dazu.