Wesel. Festung, Fähre und ein wichtiger Markt: Die Historien-Doku „Zeitreise Büderich“ feierte jetzt Premiere im LVR-Niederrheinmuseum.

Zwei Jahre hat es gedauert, nun ist er endlich fertig – der Film „Zeitreise Büderich“. Bei der Premiere im LVR-Niederrheinmuseum wurde er jetzt vor kleinem Publikum präsentiert, bevor die eigentlichen Vorführungen in dieser Woche starten.

„Dorf? Das war sogar eine Stadt“

Die beteiligten Bürger des linksrheinischen Örtchens haben nicht nur viel Zeit, sondern vor allem viel Liebe in die Produktion gesteckt, die die Geschichte ihres Dorfes erzählt. „Dorf? Das war sogar eine Stadt“, lautet einer der ersten, mit Stolz artikulierten Sätze, der in der Dokumentation fällt, bevor ein schneller Bildwechsel zu erhabener Musik die Zuschauer in die Vergangenheit entführt – der erste Gänsehautmoment.

Und davon folgen viele. Denn die Kombination aus digitaler Rekonstruktion (von Alt-Büderich ist ja bekanntlich nichts mehr übrig), szenischen Darstellungen, historischem wie neuzeitlichem Bild- und Video-Material sowie Erklärungen und Kommentaren von Fachleuten wie Dorfbewohnern vermittelt viel mehr als schnödes Geschichtswissen. Sie nimmt mit in die Glanz-Zeiten einer der wichtigsten Zollstädte am Niederrhein, lässt die Verzweiflung ob deren wirtschaftlichen Niedergangs in Folge mehrerer Belagerungen spüren und den Stolz auf den Wiederaufbau an anderer Stelle.

Und es gibt immer wieder Momente zum Schmunzeln – etwa, wenn wie nebenbei erwähnt wird, dass es einst 23 Weinhändler im Ort gab, der zu dieser Zeit gerade einmal 1000 Einwohner zählte, oder dass die „Dreckstege“ sicher nicht zufällig so hieß. Auch, dass es für die Aufnahme in die St. Sebastianus Schützenbruderschaft, immerhin bis heute die älteste Schützenbruderschaft Wesels, üblicherweise einer „Bier- und Pfeifprobe“ bedurfte, ist ein nettes Kuriosum: Anwärter mussten einen Krug Bier leeren und anschließend einen lauten Pfiff ausstoßen.

Festung, Fähre und ein wichtiger Markt

Aber nicht nur das Trinken, vor allem das Bierbrauen nimmt einen wichtigen Platz in der Büdericher Geschichte ein. Besonders stolz ist man nämlich auf die die Stadtrechte, die Graf Dietrich VII von Kleve Büderich einst verliehen hat, und die Festung, deren Mauer durch die mit Bierbrauerei erwirtschafteten Steuer bezahlt wurde. Die Stadtrechte waren zudem auch wesentliche Voraussetzung dafür, dass hier Münzen geprägt werden durften – ebenfalls keine Selbstverständlichkeit.

Ja, Büderich ging es einmal richtig gut. Schließlich war es Fährort – stolz heißt es in dem Film, dass eben nicht von der Weseler, sondern der Büdericher Fähre gesprochen wurde – und hatte darüber hinaus einen bedeutenden Jahrmarkt, der immer im Herbst eines Jahres gut einen Monat andauerte und so wichtig war, das danach sogar datiert wurde.

Filmzeiten und Vorverkauf

In der Marktschänke in Büderich wird die Produktion am Montag, 16. Mai, ab 19 Uhr erstmals öffentlich gezeigt. Wiederholt wird die Vorführung an den beiden folgenden Tagen, 17. Mai und 18. Mai. Bei Bedarf wird es auch noch weitere Termine geben.

Karten zum Preis von 7,50 Euro gibt es jeweils zu den Geschäftszeiten in der Marktschänke, Marktplatz 1, bei Frank Braem, Perricher Weg 61 (Blumenhalle) sowie Rainer Gellings, Weseler Straße 84 (BDHI, Gewerbegebiet). Auch könne sie telefonisch (02803/3080500) oder per E-Mail an: buergerverein-Buederich@web.de bestellt werden.

Selbstverständlich kann man den Film auch kaufen, bestellt werden kann er für 15 Euro auf einem USB-Stick online unter: https://zeitreise-buederich.de/

Der Film umfasst so viele Aspekte der Entwicklung des Ortes, dass sie kaum aufgezählt werden können. Es ist ein Mammutprojekt und das nicht nur, weil der fertige Streifen einen Zeitraum von gut 800 Jahren abdeckt. Mit einer Laufzeit von einer Stunde und 45 Minuten handelt es sich per Definition nicht mehr um einen Kurz- oder mittellangen Film, sondern um abendfüllendes Programm, in dessen Mitte sogar eine Pause nötig ist.

Dass dies innerhalb von zwei Jahren gelungen ist – und zwar größtenteils mit ehrenamtlichem Engagement – ist beeindruckend und rang auch der versammelten Politik-Prominenz bei der Premiere im LVR-Niederrheinmuseum Respekt ab. Im Gegensatz zu einem Foto, das einen Augenblick festhält, erwecke ein Film viele Einzelmomente zum Leben „und lässt sie so selbst zu greifbarer Geschichte werden“, lobte etwa Anne Henk-Hollstein, die Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland. „Es ist nicht irgendein Film zu irgendeiner Stadt“, so Hollstein weiter – nein, es ist ein Film von Büderichern über ihre Heimat.