Wesel. Der Umbau im ehemaligen Weseler Stadttor ist fast beendet. Ab dem kommenden Jahr wird in dem Denkmal die Hanse- und Handelsgeschichte präsentiert.

Seit Monaten ist das Berliner Tor eine Baustelle. Nach dem Auszug des Restaurants werden die Räume für die Nutzung als geschichtliches Ausstellungs- und Informationszentrum vorbereitet. In dem historischen Tonnengewölbe soll Wesels Vergangenheit als Hanse- und Handelsstadt präsentiert werden. Nun liegen die Arbeiten in den letzten Zügen – und ein Name für die Ausstellungsfläche ist auch gefunden: Hanseforum soll das Gemeinschaftsprojekt von Stadt, Hansegilde und Stadtarchiv heißt. Am 19. Februar hat sich Ina Scharrenbach zur Eröffnung angesagt.

Nicht zum ersten Mal kommt die Ministerium für Heimat, Bauen und Kommunales in dieser Angelegenheit nach Wesel. Ende 2019 überbrachte sie den Förderbescheid für den Umbau in Höhe von 213.000 Euro, das sind 80 Prozent der Kosten. Im Februar kann sie sich nun davon überzeugen, dass die Summe sinnvoll eingesetzt wurde.

Berliner Tor ist ein bedeutendes barockes Bauwerk

Schon länger hatte die Stadt den Plan, das neben dem Dom und der Zitadelle bekannteste Denkmal als Ort der Geschichte zu präsentieren. Denn es gibt nur noch wenige historische Bauwerke in der Stadt. Das von 1718 bis 1722 nach den Plänen des Festungs- und Hofbaumeisters Jean de Bodt errichtete Gebäude ist ein bedeutendes barockes Bauwerk und das einzige erhaltene Stadttor.

Die Räume im Berliner Tor in Wesel werden saniert und für die Nutzung als Hanseforum vorbereitet.
Die Räume im Berliner Tor in Wesel werden saniert und für die Nutzung als Hanseforum vorbereitet. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

In den 1920er Jahren gab es noch Überlegungen, es abzureißen. Zum Glück ist das nicht passiert. Allerdings hat die langjährige Nutzung als Restaurant ihre Spuren hinterlassen. So musste auf einer Fläche vom 440 Quadratmetern mit einem Trockeneis-Strahlverfahren eine dicke Schicht Latexfarbe aufwendig entfernt und durch eine atmungsaktive Variante ersetzt werden, berichtet Architektin Sonja Nederstigt von der Stadt. Damit wurde das historische Mauerwerk schonend wieder sichtbar gemacht. Auch die Elektrik, der Rauchschutz und die Terrassentüren sind ausgetauscht, die Küche überarbeitet und neu möbliert.

Ausstellung zur Handelsgeschichte der Stadt

Erhalten geblieben ist die mehr als 100 Jahre alte Barausstattung mit der Theke aus dunklem Holz im künftigen Eingangsbereich des Hanseforums. Wer von dort aus die Stufen zum Ausstellungsraum hochsteigt, wundert sich über die Schießscharten rechts und links der Tür. Welchen Zweck sie an dieser Stelle einmal hatten, ist nicht ganz klar, erklärt Barbara Rinn-Kupka, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Städtischen Museum. Wichtig war aber, solche historischen Details hervorzuheben. Durch die Sanierung sind nun insgesamt 120 Quadratmeter Ausstellungs- und Aufenthaltsfläche entstanden.

In dem höher gelegenen der beiden Räume, die früher vermutlich als Wach- und Lagerräume dienten, thematisiert eine Präsentation in Zusammenarbeit mit der Hansegilde die Handelsgeschichte der Stadt: An Marktständen aus Holz werden typische Waren aus der frühen Neuzeit gezeigt, die Wesel aus verschiedenen Wege erreichten. Textilien aus Brügge, Pelze aus Nowgorod sowie Heringe, Salz oder Wein. Und wer hätte gedacht, dass Bücher damals in Fässern gehandelt wurden? Die Originalseite eines solchen Buches ist nach der Fertigstellung ebenfalls zu sehen – als Beispiel für eher ungewöhnliches Handelsgut.

Das wird im Berliner Tor gezeigt

An der Rückwand des Raumes können sich die Besucher auf einer großen Karte einen Überblick über die Handelspartner Wesels verschaffen und per LED dazu die Handelsrouten visualisieren. Auch nicht fehlen werden in der Ausstellung historische Rüstungen, Brustpanzer und Helme. Einige Weseler Bodenfunde wie Krüge und eine alte Stadtansicht finden in einer Nische Platz.

Architektin Sonja Nederstigt begleitet die Arbeiten im Berliner Tor.
Architektin Sonja Nederstigt begleitet die Arbeiten im Berliner Tor. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Der zweite Raum wird als Tagungs- und Versammlungsraum mit Leinwand und Beamer ausgestattet. Hier können Treffen stattfinden, Vorträge gehalten werden oder Stadtführungen enden, erklärt Ludwig Maritzen, Sekretär der Hansegilde. Und im Treppenhaus können Besucher auf einem Zeitstrahl die wichtigsten Ereignisse der Geschichte Wesel ablesen.

Dass das Hanseforum im kommenden Jahr eröffnet wird, freut die Mitglieder der Hansegilde ganz besonders: Denn sie feiert im Jahr 2022 ihre 25-jähriges Bestehen.