Schermbeck/Hünxe. Aus den bisherigen Untersuchungen ergeben sich keine Hinweise für akute Umweltgefahren, die von der Verfüllung Mühlenberg ausgehen.

Erstaunlich sachlich und fast schon wohlwollend nahmen die Ratsmitglieder die Ausführungen von Prof. Dr. Jens Utermann vom NRW-Umweltministerium zur Kenntnis, als er die aktuellen Zwischenergebnisse aus dem Gutachten zum Umweltskandal Mühlenberg in Gahlen auf dem Gelände der Hünxer Firma Nottenkämper präsentierte.

Treffend fasste Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth nach den fast einstündigen Erläuterungen zusammen: Dass es für die Gemeinde und die betroffenen Bürger in der Region ein „gelinde ausgedrückt großes Ärgernis“ ist, sei nicht neu, doch er habe das Gefühl, dass das Ministerium mit hoher Akribie und Nachhaltigkeit in die Auswertung eingestiegen sei. „Der Zwischenbericht lässt uns – mich zumindest – erstmal etwas beruhigter schlafen“, so der Bürgermeister. Nun hoffe man, so Rexforth, dass die Gutachter bis zum Herbst, wenn der Abschlussbericht vorgelegt werden soll, nicht mehr auf Schlimmeres stoßen.

Helmut Czichy vom Verwaltungsvorstand des Kreises Wesel ist schon seit Jahren mit der Aufarbeitung des Umweltskandals beschäftigt. Auch er stand den Ratsmitgliedern Rede und Antwort.
Helmut Czichy vom Verwaltungsvorstand des Kreises Wesel ist schon seit Jahren mit der Aufarbeitung des Umweltskandals beschäftigt. Auch er stand den Ratsmitgliedern Rede und Antwort. © Johannes Kruck

Wie mehrfach berichtet, hatte das Umweltministerium ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben, um zu klären, welche Gefahren von den illegal in den Mühlenberg gelangten über 25.000 Tonnen hochgiftigen Ölpellets ausgehen. Wie schon in vorgehenden Aussagen, heißt es in dem Zwischenbericht erneut, dass sich aus den bisherigen Untersuchungen keine Hinweise für akute Umweltgefahren, die von der Verfüllung Mühlenberg ausgehen, ergeben.

Allerdings wurde entdeckt, dass die Oberflächenabdichtung auf einer längeren Strecke nicht so sauber einen Tonkeil anbindet, wie es sein sollte.

Dies wurde festgestellt, weil die Gutachter vor allem darauf schauen, wie gut die Abdichtung des giftigen Materials nach außen ist. Prof. Utermann zeigte anhand vieler Abbildungen und Grafiken, wie die Experten gemessen haben. Er bilanzierte allerdings insgesamt: „Es muss eine relativ dichte Abdichtung sein!“ Die zentrale Frage sei bei allem: „Gibt es einen messbaren Nachweis, dass Sickerwasser entrinnt?“ Bisher offenbar glücklicherweise nicht.

Mehrere Ratsmitglieder - hier Egon Stuhldreier (CDU) aus Gahlen - fragten kritisch nach.
Mehrere Ratsmitglieder - hier Egon Stuhldreier (CDU) aus Gahlen - fragten kritisch nach. © Johannes Kruck

Selbst Stefan Steinkühler, Grünen-Ratsherr, Sprecher des Gahlener Bürgerforums und einer der größten Kritiker in Zusammenhang mit dem Umweltskandal, lobt die Vorgehensweise der Gutachter: „Gut, dass dort jetzt Profis am Werk sind! Dass die Oberflächenabdichtung eventuell über 100 oder 200 Meter nicht richtig gemacht wurde und erneuert werden muss – da hätte ich mir gewünscht, dass der Kreis Wesel als Aufsichtsbehörde das schon vorher festgestellt hätte.“

Gewissenhafte Untersuchungen

CDU-Fraktionsvorsitzender Rainer Gardemann lobte die Präsentation des Umweltministeriums gemeinsam mit dem Kreis Wesel: „Was viel Vertrauen gebracht hat, war auch die Offenheit, die in letzter Zeit herrscht. Das ist äußerst positiv und transparent, da kann man nachfragen und seine Sorgen äußern.“ Sogar Klaus Roth (BfB) sagte: „Ich habe das Gefühl, dass die Untersuchungen gewissenhaft ausgeführt werden.“

In mehreren Redebeiträgen deutete sich an, dass die Verfüllung Mühlenberg im Großen und Ganzen – mit der notwendigen Kontrolle natürlich – wohl so bleiben wird, wie es jetzt ist. Denn auch Helmut Czichy, Verwaltungsvorstand des Kreises Wesel, betont, dass jede Maßnahme „angemessen und verhältnismäßig“ sein müsse. Das schließt dann wahrscheinlich eine Entfernung der Ölpellets aus dem Mühlenberg aus, wie es sich in der NRZ-Umfrage eine große Mehrheit gewünscht hatte. Czichy: „Die wichtigste Botschaft ist, dass von Sickerwasser-Austritt nicht auszugehen ist. Die Kontrolle muss allerdings auf Dauer erfolgen!“