Schermbeck. Karolina Theißen ist nicht mehr für die Gemeinde tätig. Grünen-Fraktionschefin Ulrike Trick macht diese Personalie öffentlich und übt Kritik.

Zwei Klimaschutzmanager, die innerhalb eines Jahres der Gemeinde Schermbeck den Rücken kehren – offenbar steht diese Stelle unter keinem besonders glücklichen Stern. Während die Einstellung von Karolina Theißen im April vergangenen Jahres von Bürgermeister Mike Rexforth freudig als wichtige Personalie für Schermbeck dargestellt wurde, gab es nun zu ihrem Abgang keine öffentliche Mitteilung der Gemeindeverwaltung. Die Bekanntgabe der Kündigung Theißens übernahmen ausgerechnet die größten Kritiker jener Stelle, die Schermbecker Grünen.

„So wie es bisher gelaufen ist, bestätigen sich unsere Vorbehalte gegenüber der Stelle eines Klimaschutzmanagers/einer Klimaschutzmanagerin“, erklärt Fraktionschefin Ulrike Trick.

Thomas Heer wechselte nach Unna

Der erste Klimaschutzmanager der Gemeinde, Thomas Heer, sei vor allem dadurch in Erscheinung getreten, dass er die Verbindung zwischen der Gemeinde und der Firma Innogy herstellte. „Werbewirksam gab es ein gemeinsames E-Auto für das Carsharing, liebevoll ,ScherMycar’ genannt, außerdem einen Innogy-Klimaschutzpreis und einen von Innogy gestifteten Bücherschrank. Was dieser allerdings mit Klimaschutz zu tun hat, erschließt sich uns bis heute nicht“, so Trick.

Der Klimaschutzpreis 2019 der Gemeinde Schermbeck und von Innogy wurde am im Oktober 2019 am Rathaus in Schermbeck verliehen. Bei der Übergabe (von links): Bernd Abel, Hartmut Neuenhoff, Ernst Steinkamp (alle Schützenverein Damm), Hubert und Christa Schwan, Dirk Krämer (Innogy-Kommunalbetreuer), Hildegard Daldrup, Bürgermeister Mike Rexforth sowie der damalige Klimaschutzmanager Thomas Heer. 
Der Klimaschutzpreis 2019 der Gemeinde Schermbeck und von Innogy wurde am im Oktober 2019 am Rathaus in Schermbeck verliehen. Bei der Übergabe (von links): Bernd Abel, Hartmut Neuenhoff, Ernst Steinkamp (alle Schützenverein Damm), Hubert und Christa Schwan, Dirk Krämer (Innogy-Kommunalbetreuer), Hildegard Daldrup, Bürgermeister Mike Rexforth sowie der damalige Klimaschutzmanager Thomas Heer.  © Johannes Kruck

In den Angelegenheiten, die unmittelbar das innerörtliche betrafen, sei der Klimaschutzmanager nicht in Erscheinung getreten, erklären die Grünen. Sie ergänzen: „Wir haben seine Stellungnahmen zu dem von uns gestellten Antrag auf Untersagung von Schotterbeeten in neuen Baugebieten oder auch zu gemeindeeigenen Schotterbeeten schmerzlich vermisst. Auch in dem Konflikt, den eine engagierte Gahlener Bürgerin hervorgerufen hatte, als sie sich mit der gemeindlichen Grünflächenpflege nicht einverstanden erklärte, blieb der Klimaschutzmanager unsichtbar. Ob er sich nicht zu Wort melden durfte oder ihm die Worte fehlten, wissen wir nicht. Sowohl dieser Klimaschutzmanager als auch Innogy sind inzwischen Geschichte. Innogy wurde zerschlagen, der Klimaschutzmanager hat gekündigt und arbeitet jetzt in Unna.“

Auf Thomas Heer folgte Mitte März 2021 mit Karolina Theißen eine neue Klimaschutzmanagerin, doch zum Ende des Jahres kündigte auch sie bereits wieder.

Eine ihrer ersten Aufgaben sollte es sein, so die Grünen, die gemeindeeigenen Waldflächen zu sichten, mit dem Ziel, durch Optimierungsmaßnahmen einen Klimawald zu schaffen. Damit ließe sich der Kauf von teuren Ökopunkten als Ausgleich für neue Baugebiete vermeiden. Geschehen ist leider nichts, unsere Anfrage an den Bürgermeister zu dieser Maßnahme blieb unbeantwortet.

Schlüssel für Förderprogramme?

Die Aussage des Bürgermeisters, für viele Förderprogramme sei der Klimaschutz eine Eintrittsbarriere, sei irreführend. Trick: „Die meisten Förderungen gibt es im Bausektor. Das Baugesetz erfordert klimaschonendes Bauen. Uns ist kein Förderprogramm bekannt, wo ein Klimaschutzkonzept oder die Besetzung der Klimaschutzmanagerstelle die Grundvoraussetzung für die Förderung sind. Auch der Bürgermeister konnte uns keines benennen, als wir vor einiger Zeit diese Frage im Ausschuss stellten.“

Ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz wäre aus Sicht der Grünen der Bau von Mehrfamilienhäusern auf gemeindeeigenen Flächen und somit die Schaffung von viel Wohnraum mit wenig Flächenversiegelung. Damit müssten aber Bürgermeister und CDU das ehrgeizige Ziel, junge Familien mit gutem Einkommen nach Schermbeck zu holen, dem Klimaschutz unterordnen. Auch die Wiedereinführung der Baumschutzsatzung könne ein Beitrag zum Klimaschutz sein, so Ulrike Trick weiter.

Die Grünen wagen eine düstere Prognose: „Wer immer diese Stelle in Zukunft ausfüllt, wird sie bald aufgeben, wenn sie oder er engagierten Klimaschutz betreiben will und nicht nur werbewirksame Aktionen wie den Austausch alter Kühlschränke.“