Schermbeck. Hildegard Daldrup aus Schermbeck ist verärgert über abgemähte Wildblumen. Jetzt will sie ihren Klimaschutzpreis zurückgeben.

Hildegard Daldrup aus Gahlen ist, gelinde gesagt stinksauer. Sie will ihren Klimaschutzpreis, den sie im Oktober letzten Jahres erhalten hat, zurückgeben. „Den können die sich in die Haare schmieren“, sagt sie wütend. Der Grund: Derzeit kommt die Gemeinde ihrer gesetzlichen Verpflichtung nach und mäht die Banketten an den Straßen im Ort. Das ärgert die 74-Jährige: „Erst geben die mir 200 Euro, ich kauf Samen und verteil die überall und jetzt mähen die die schönen Wildblumen einfach ab“.

Das gehe nach ihrer Auffassung gar nicht. Sie fordert energisch, dass auch die Verantwortlichen in der Gemeinde endlich wach werden. Denn: Wissenschaftler machen schon lange auf das Artensterben aufmerksam. Sie fragt: „Wofür haben die den Klimaschutzmanager eingestellt. Die Bürger schützen etwas und die Gemeinde mäht es nieder“. Die 74-jährige setzt sich seit langem für artenreiche Vorgärten ein und animiert Bürger, auf „Schottergärten“ zu verzichten.

Hildegard Daldrup stellt sich vor den Mäher

Als sie am Montag sah, dass alle blühenden Mohnblumen vom Straßenrand der Kirchstraße in Gahlen verschwunden sind, habe sie im Rathaus angerufen und den Bürgermeister sprechen wollen, berichtete sie. Da sich dieser in Urlaub befindet, stand ihr sein Vertreter Gerd Abelt Rede und Antwort. Sie erhielt Antworten, die sie nicht befriedigten und erst gar nicht beruhigten.

Hildegard Daldrup machte sich auf den Weg, um die Mäharbeiten in Bricht zu stoppen. „Ich kam zu spät“, sagte sie. Am Mittwoch aber fand sie die Bauhofmitarbeiter am Rathaus vor, die dort den Rasen kürzten und stellte sich kurzerhand vor den Mäher. „Die können doch nicht alle Blumen abmähen, die Insekten brauchen diese.“

Klimaschutzpreisträgerin erhielt dickes Lob für Wildblumenschutz

Erfreut wären die Mitarbeiter nicht gewesen, einer hätte sogar gerufen: „Die Alte gehört doch in die Klapse“. Dass sie sich durch die Behinderung der Arbeiten eine Strafanzeige einhandeln könnte, ist ihr egal. „Dann geh ich eben in den Knast, na und? Die mähen hier keinen Zentimeter mehr“, hat sie sich vorgenommen.

Hildegard Daldrup sät überall Wildblumen und erhielt ein dickes Lob von Innogy-Kommunalbetreuer Dirk Krämer: „Sie sind Vorbilder, wir hoffen auf viele Nachahmer – Naturschutz ist ja schließlich kein Hexenwerk“. Dem schloss sich Bürgermeister Rexforth an: „Es ist toll zu sehen, dass sich immer mehr Menschen für den Klima- und Umweltschutz einsetzten und durch eigene Projekte einen regionalen Beitrag dazu leisten.“

Gemeinde Schermbeck verteidigt Mähaktion am Straßenrand

Vor dem Hintergrund fühlt sich die Gahlenerin veräppelt. Sie ist entschlossen, sich für den Erhalt der Wildblumenflächen einzusetzen und den Preis zurückzugeben. Gerd Abelt hat Verständnis für das Anliegen der Gahlenerin. Aber: „Unsere Aufgabe ist es zum einen, der Verkehrssicherheitspflicht mit dem Mähen der Banketten nachzukommen, aber auch das öffentliche Erscheinungsbild in Ordnung zu halten“. Dort, wo es die Verkehrssicherheitspflicht es zulasse, würden Blumeninseln stehen gelassen.

Und: „Es ist nicht so, dass wir uns vor diesem Thema verschließen, nur müssen die Wildblumen auf geeigneten Flächen ausgesät werden.“