Mülheim. Mülheims Mega-Projekt ist die Parkstadt. Wenige Meter Luftlinie entfernt liegen aber zwei weitere Flächen im Dornröschenschlaf. Was bekannt ist.
Jeder und jede debattiert über die Parkstadt-Pläne in Speldorf, in direkter Nachbarschaft liegen jedoch auch zwei Entwicklungsflächen seit Langem brach. Was aus den Grundstücken an der Heer- und an der Liebigstraße wird, liegt in den Händen eines Eigentümers, der seine Karten allerdings seit Jahren bedeckt hält: die Wetec-Gruppe. Nun gibt es offenbar etwas Bewegung.
Dem Speldorfer Unternehmen, das Schalt- und Steuerungsanlagen sowie Elektro-, Automatisierungs- und Systemlösungen anbietet, gehören jene Flächen, genauer: ihm nahestehende Besitzgesellschaften, wie Geschäftsführer Klaus Hinsken sagt. Eine davon liegt direkt neben der Wetec-Zentrale an der Heerstraße 23. Schon vor Jahren waren dort Abrissbagger angerollt und hatten mit der alten Bebauung tabula rasa gemacht, seither liegt die Fläche zur Verwunderung vieler Speldorfer brach.
Besitzerin der zwei Mülheimer Entwicklungsflächen hält sich bedeckt
Mehrfache Versuche dieser Redaktion, in den vergangenen Jahren mit Wetec-Geschäftsführer Klaus Hinsken über die Entwicklungsziele für das geräumte Areal zu sprechen, schlugen fehl. Mitunter hieß es, Wetec werde zu gegebener Zeit mit Informationen nicht nur zu diesem Bauvorhaben an die Öffentlichkeit gehen. Geschehen ist das nicht.
In Erfahrung bringen ließ sich bis dato nur, dass Wetec für das Grundstück an der Heerstraße eine Bauvoranfrage an die Stadtverwaltung gerichtet hatte. Diese sei Ende 2022 auch positiv beschieden worden, berichtete Isabel Hahnen vom Planungsamt jetzt auf SPD-Anfrage in der Bezirksvertretung. Demnach habe Wetec den Plan verfolgt, einerseits Mehrfamilienhäuser zu errichten und andererseits den eigenen Firmenstandort zu erweitern. Nach eigenen Angaben beschäftigt Wetec 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
An Mülheims Heerstraße Überlegung für sozialen Wohnungsbau
Wie die Redaktion im Vorfeld einmal in Erfahrung bringen konnte, sollte es an der Heerstraße selbst eine Wohnbebauung an der Straßenfront geben. Dabei gab es früher wohl Überlegungen für seniorengerechtes Wohnen. Für eine zweite Baureihe hin zur Güterbahntrasse war nicht störendes Gewerbe angedacht, was zu den Expansionsplänen der Firma passen würde.
Ein Bauantrag folgte aber nicht. Nun berichtete Stadtplanerin Hahnen der Bezirkspolitik, dass Wetec neue Überlegungen hinsichtlich der Wohnbebauung anstelle. Im Gespräch sei, auf dem Grundstück geförderten Wohnraum zu schaffen. Das trifft die Zeit, in der die Baubranche darunter ächzt, dass unter aktuellen Bedingungen am Zinsmarkt und aufgrund der Baupreise vielen Investoren einzig geförderter Wohnungsbau wirtschaftlich rentabel erscheint – weil die NRW-Förderung auf hohem Niveau liegt.
Wetec will sein Bauvorhaben nach den Sommerferien präsentieren
Am vergangenen Freitag sagte Wetec-Geschäftsführer Hinsken allerdings, dass er die Auskunft habe, dass die Fördermittel aber auch schon wieder schnell vergriffen gewesen seien. Es sei zu früh, eine Bebauung zu skizzieren. „Wir prüfen noch alle Optionen.“ Stadtplanerin Hahnen vertröstete auch die Politik: Die Firma erachte eine Vorstellung des Projektes mit Blick auf den Planungsstand aktuell nicht für sinnvoll. Sie sei aber bereit, das Projekt nach der Sommerpause in der Sitzung der BV 3 vorzustellen. Das bestätigte Hinsken. Man wolle versuchen, nach den Ferien Fahrt aufzunehmen mit dem Projekt. „Im Moment kann ich nur ein Viereck zeigen“, sagte er.
Auf der anderen Seite der Bahntrasse, an der Liebigstraße, hat jene Wetec nahestehende Gesellschaft vor Jahren ein altes Bahngelände östlich vom Netto-Markt erworben. Aber auch hier ist ein Vorankommen noch in der Ferne. Ursprünglich war für die Fläche bereits 2017 ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet worden, auch weil die Stadt selbst dort zunächst das Ziel verfolgte, Platz zu schaffen für ein Innovationszentrum in Kooperation mit der Hochschule Ruhr West. Aber schon 2018 wurden die Pläne auf Eis gelegt, weil die überschuldete Stadt kein Geld für ein solches Projekt aufbringen konnte.
Baurechtsverfahren für altes Bahngelände an Liebigstraße liegt seit Langem auf Eis
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Später dann trennte die Stadt das Bebauungsplanverfahren in zwei Teile, um zumindest schon mal jene Flächen zu sichern, die nötig sein werden, um den Radschnellweg an Ort und Stelle durch Speldorf Richtung Duisburg zu führen. Im abgetrennten Verfahren für die Flächen entlang von Wissoll- und Liebigstraße ging es nicht weiter. Ein unter Denkmalschutz gestellter Ablaufberg aus der Bahnvorgeschichte durchkreuzte lange die Pläne von Wetec, dort voranzukommen. Dann kam das Mega-Projekt der Parkstadt auf, dem mehr Gewicht beigemessen wurde.
Im aktuellen Arbeitsprogramm des Planungsamtes taucht das Bauleitplanverfahren dann aber doch wieder in der Priorität B auf. Ende dieses Jahres könnte es einen Aufschlag geben mit einem ersten Entwurf und einer anschließenden Bürgerbeteiligung. Planungsamtsleiter Alexander Behringer hatte Anfang dieses Jahres dazu gesagt, dass sich die Stadtverwaltung hier eine Entwicklung mit einer Riegelbebauung mit Gewerbe in Erdgeschosslagen und Wohnen darüber vorstellen kann, „es muss in die Parkstadt-Entwicklung reinpassen“. Entsprechend dieser Zielsetzung habe man schon im Vorgriff den Verkehrsgutachtern für die Parkstadt zum Auftrag gemacht, eine bauliche Entwicklung auch nördlich der Liebigstraße mitzurechnen.
Wetec selbst will sich auch hierzu noch nicht öffentlich äußern, hat der Stadt aber wohl schon vor Jahren konkretere Ideen präsentiert. Im Hintergrund war Groll zu vernehmen, dass sich die Planung derart in die Länge zieht. Aktuell sagt Hinsken nur: „Die Fläche an der Liebigstraße ist noch nicht einmal final bemessen. Wir werden dort weiterplanen, wenn wir die Höhen und Tiefen kennen.“
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