Mülheim. Die Planungen für Mülheims Parkstadt auf altem Tengelmann-Grund sind aktualisiert. Änderungen gibt es etwa bei Hochhäusern, Badehaus und Handel.

Die Planungen für die „Parkstadt Mülheim“ auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal in Speldorf schreiten voran. Jetzt sind aktualisierte Pläne für die Bebauung öffentlich gemacht. Sie betreffen insbesondere das kritisch beäugte „Jokerfeld“ inmitten der Entwicklungsfläche, wo Investor Soravia hoch hinaus will.

Im Planungsausschuss präsentierte Planungsamtsleiter Alexander Behringer einen neuen Sachstand zur Planung. Dabei sticht insbesondere jene Änderung auf dem „Jokerfeld“ hervor: Hier haben der österreichische Investor und die Stadtplaner Hand angelegt und die Baudichte nochmals reduziert. Waren Mitte 2023 dort, wo heute das Technikum auf seinen Abriss wartet, noch insgesamt fünf Hochhäuser mit elf bis 15 Geschossen geplant, sind es aktuell nur noch drei. „Der Kern ist damit entdichtet“, stellt Behringer fest.

Investor Soravia plant nur noch mit vier statt fünf Hochhäusern

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Konkret will Soravia auf dem Baufeld auch kein zweigeschossiges Sockelgebäude mehr am Übergang von der Liebig- zur Wissollstraße errichten, aus dem ursprünglich ein Elf-, ein 13- und ein 15-Geschosser herausragen sollten. Projektleiter Lorenz Tragatschnig begründet dies damit, dass es „städtebaulich nicht sonderlich attraktiv“ erschienen sei. Für jenes Sockelgebäude war einst die Möglichkeit skizziert worden, dass dort ein Supermarkt ansiedeln könnte. Planungsamtsleiter Behringer begründete den Verzicht darauf so, dass man an solch prominenter Stelle des Quartiers, das im Innern frei bleiben soll von Blech, nicht so viel Verkehr sehen wolle.

Alexander Behringer, Leiter des Planungsamtes der Stadt Mülheim.
Alexander Behringer, Leiter des Planungsamtes der Stadt Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Soravia plant auf dem „Jokerfeld“ nun aufgelockerter, gleichwohl immer noch wuchtig mit drei Hochhäusern (elf, 13, 15 Geschosse) sowie direkt an der Liebigstraße mit zwei viergeschossigen Gebäuden. Dazu soll sich ein Achtgeschosser gesellen, der nicht als Hochhaus gilt. Ein Hochhaus entfällt komplett, eine anderes mit 13 Geschossen ist im überarbeiteten Entwurf ein Baufeld weiter nach Osten verschoben.

Parkstadt-Pläne nun mit Option, ein weiteres Parkhaus zu bauen

Um einiges größer ist nun das Baufeld für ein Badehaus im Westen des geplanten Sees gefasst. Soravia-Vertreter Tragatschnig begründet dies mit der fortgeschrittenen Planung für jenes Gebäude, das für Bürgerinnen und Bürger öffentlich zugänglich sein soll. Bisher sei es in den Plänen „nur symbolhaft“ verortet gewesen. Weil es aber Sauna und Dampfbad, einen Außenpool, Massagen, Physiotherapie sowie eine kleine Gastronomie bieten solle, sei es nun „in sinnvoller Größe“ eingeplant.

Noch eine wesentliche Änderung: Nördlich der Wissollstraße ist das Areal rund um den ehemaligen Klimamarkt von Tengelmann, heute Netto, auch überplant, um womöglich in fernerer Zukunft, sollte der Markt mal aufgegeben werden, eine andere Nutzung zu ermöglichen. Statt Markt wären dann viergeschossige Gebäude für Gewerbe und/oder Wohnen möglich. Ganz im Westen des Areals wäre noch mal ein großflächiger dreigeschossiger Bau möglich. Laut Behringer auch eine Option für ein weiteres Parkhaus, sollte beim späteren Monitoring herauskommen, dass die Stellplätze der Parkstadt zu knapp seien.

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Parkstadt Mülheim: Bis Sommer soll ausgearbeiteter Entwurf stehen

So sehen die überarbeiten Entwürfe zur Parkstadt Mülheim aus.
So sehen die überarbeiten Entwürfe zur Parkstadt Mülheim aus. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Alles in allem bleibe es trotz der Änderungen bei einer Bruttogeschossfläche von 89.000 Quadratmetern und rund 650 bis 680 Wohneinheiten, die Soravia nach derzeitigem Stand realisieren könnte, so Behringer. Unklar ist noch, wie viele öffentlich geförderte Wohnungen es geben wird. Laut Tragatschnig laufen hierzu Verhandlungen mit der Stadt; das Ergebnis soll wie vieles andere auch in einem städtebaulichen Vertrag festgehalten werden. Die Stadt setzt zudem noch auf das wohnungspolitische Handlungskonzept, das im März vorliegen und Aufschluss darüber geben soll, an welchen Wohnungen es Mülheim besonders mangelt.

Fast alle von Soravia in Auftrag gegebenen Gutachten - ob zum Verkehr, zur Entwässerung, zur Verschattung - lägen vor und prüfe man jetzt, so Behringer. Bis Sommer will die Verwaltung alles so zusammenstellen, dass die Politik möglichst noch vor den großen Ferien den Weg freimachen kann für eine abermalige, im Verfahren letztmalig vorgesehene Bürgerbeteiligung. Das Ziel: Noch Ende des Jahres soll Baurecht geschaffen sein für das Mammutprojekt, für dessen Realisierung mindestens zehn Jahre angesetzt sind.

Trasse für mögliche Anbindung der Stadtbahn U 18 soll frei bleiben

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Angesichts der großen Anwohner-Bedenken wird noch die Frage sein, wie viel Raum die Stadtverwaltung einer öffentlichen Diskussion fernab des gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungsverfahrens geben wird. Die SPD forderte das jetzt noch mal explizit ein, Grünen-Planungspolitikerin Brigitte Erd verlangte von der Verwaltung mehr Öffentlichkeitsarbeit, um nicht „falsche Bilder“ entstehen zu lassen. Planungsdezernent Felix Blasch deutete an, dass die Stadt anbieten werde, vielleicht auch in mehreren Veranstaltungen Einzelaspekte wie etwa den Verkehr zur Debatte zu stellen.

Hierzu verriet Blasch, dass man für die Option einer Schienenanbindung der Parkstadt eine Trasse im Bebauungsplan freihalten werde. Eine mögliche neue U 18-Endhaltestelle samt Wendegleis könnte es bei späterer Projektierung an der Liebigstraße geben, vor dem „Jokerfeld“ als städtebaulichem Fixpunkt der Parkstadt. Blasch schränkte gleich aber ein: „Das ist etwas, das sicher nicht in sehr kurzer Zeit realisierbar ist. Wir sorgen jetzt nur dafür, dass wir es uns nicht verbauen.“

Wesentliche Kritik am aktuellen Stand der Planungen äußerte Mülheims Planungspolitik nicht. „Der Entwurf gewinnt von Mal zu Mal. Er wirkt weniger wuchtig“, stellte etwa Grünen-Politikerin Beate Uhr fest. Filip Fischer (SPD) gab gleichwohl zu bedenken, dass die Distanz zwischen dem, was die Entwürfe zeigen, und dem, was die Bürgerinitiative fordert, weiterhin groß sei.

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