Mülheim. Zig Stromtarife weit unter der Strompreisbremse sind wieder am Markt, Grundversorger Eon langt in Mülheim weiter kräftig zu. Ein Preisvergleich.

Nachdem Mülheims Strom-Grundversorger Eon nach dem Preisschock und der politisch gesetzten Preisbremse noch bis weit hinein ins Jahr mit einem unschlagbar günstigen Grundversorgertarif am Markt blieb, muss die Empfehlung an Kundinnen und Kunden seit Monaten nur lauten: Bloß raus aus diesem Tarif! Ein aktueller Strompreis-Vergleich für Mülheim offenbart immense Preisunterschiede: Bis zu 50 Prozent der jährlichen Kosten ließen sich mit einem Anbieterwechsel einsparen.

Gar noch fünf Monate lang hatte Eon in diesem Jahr seinen Arbeitspreis für eine Kilowattstunde (kWh) Strom bei unschlagbar günstigen 30,85 Cent gehalten – und das, obwohl die zum 1. März von der Bundesregierung eingeführte Strompreisbremse eine bis zum Jahresbeginn rückwirkende Deckelung der Preise auf 40 Cent/kWh setzte. In unsicheren Zeiten am Markt setzte Eon mit seinem konkurrenzlos günstigen Tarif offenbar darauf, verloren gegangene Kunden wieder an sich zu binden. Dabei blieb für Verbraucher stets die Ungewissheit, dass Eon die Preise dieses Tarifes jederzeit würde anheben können.

Eon hält in Mülheim an seinem saftigen Grundversorgertarif fest

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So geschah es denn auch zum 1. Juni: Eon sattelte mächtig drauf, verlangte im Grundversorgertarif gleich 60 Prozent mehr (49,445 Cent/kWh). Der Preis steht bis heute, obwohl die Marktpreise in den vergangenen Monaten deutlich runtergingen. Längst sind wieder zahlreiche Tarife am Markt mit Arbeitspreisen, die gar deutlich unter dem Strompreisdeckel liegen. Eon lässt sich derweil weiter seinen hohen Grundversorger-Preis vom Steuerzahler subventionieren.

Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden (kWh), das erreichen viele weniger sparsame Zwei-Personen-Haushalte, erhält im Grundversorger-Tarif von Eon aktuell eine Jahresrechnung in Höhe von 1383,72 Euro (inklusive 147,60 Euro Grundpreis). Bei 163 Tarifen, zwischen denen Mülheimer Verbraucher derzeit wählen können, bedeutet dies im Preisvergleich des Wechselportals Verivox.de den wenig schmeichelhaften 155. Platz.

Der günstigste Eon-Strom kostet in Mülheim knapp 34 Cent pro Kilowattstunde

War der Grundversorgertarif bis Juni bei Eon der günstigste Tarif, so bietet der Essener Energieriese mittlerweile wieder Sondertarife an, die preisgünstiger sind. So den Ökostrom-Tarif „Eon Strom Öko 24“. Er ist für Verbraucher im Jahr fast 360 Euro günstiger als der Grundversorgertarif, verspricht darüber hinaus noch Boni, die bei Einhaltung entsprechender Bedingungen in Summe noch einmal knapp 176 Euro Ersparnis versprechen. Wer den Tarif abschließt, bindet sich allerdings 24 Monate an Eon, kann nur bei Preisänderungen sein Sonderkündigungsrecht geltend machen.

Seit vergangenem Freitag erst am Markt ist Eon mit seinem Tarif „Eon Ökostrom Home & Drive 12“, aktuell von den Gesamtkosten her der günstigste Tarif des Grundversorgers für Mülheim. Für den besagten Musterhaushalt kosten die 2500 kWh Strom dann 1016,91 Euro, bei einem Arbeitspreis von 33,99 Cent/kWh. Zusätzlich winkt ein Bonus von 50 Euro für Neukunden.

Preisvergleich: Mögliche Ersparnis von bis zu 45 Prozent für Mülheimer Verbraucher

Mit diesem Tarif aber rangiert Eon im aktuellen Vergleich der preisgünstigsten Anbieter aber auch nur auf dem 59. Platz. Jener Preisvergleich bringt als führendes Angebot ein relativ junges Phänomen am Strommarkt zum Vorschein: einen Tarif, bei dem der Preis ab dem zweiten Monat variieren soll entsprechend der Entwicklung an der Europäischen Strombörse, an der sich Anbieter mit ihren Strommengen kurz- bis langfristig versorgen.

So lockt jene Anbieterin, die Tibber Deutschland GmbH mit Sitz in Berlin, aktuell mit einem Arbeitspreis von 24,28 Cent/kWh, in Kombination mit einem monatlichen Grundpreis in Höhe von 12,64 Euro. Vorausgesetzt, Tibber würde diesen Preis im Schnitt für zwölf Monate halten, entspräche dies einer Jahresrechnung von nur knapp 760 Euro, das wären knapp 45 Prozent weniger Kosten als in der Eon-Grundversorgung.

Ein recht junges Marktphänomen: Stromverträge mit dynamischen Preisen

„Mit unseren Tarifen basierend auf dem Börsenstrompreis bezahlst du immer nur das, was der Strom gerade tatsächlich kostet, und wirst verbrauchsgenau abgerechnet“, verspricht Tibber auf seiner Webseite. Mit einer eigens dafür angebotenen App könnten Kunden die mitunter stark schwankenden Preise des Folgetages 24 Stunden im Voraus sehen und ihre Verbräuche „smart planen und gezielt in günstige Zeiten lenken“, heißt es dazu. Strom ist in der Regel an den Börsen nachmittags und nachts günstiger.

Intelligente Stromzähler sind für eine diesbezüglich exakte Abrechnung Voraussetzung. Ab 2025 sind die Preise für solche Smart Meter auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt, ab dann gilt die Verpflichtung für alle Stromanbieter, auch variable beziehungsweise dynamische Tarife anzubieten. Hat ein Verbraucher keinen intelligenten Stromzähler, kann er sich auch auf Tarife einlassen, bei denen ein Anbieter einen monatlichen Mittelwert für die Strombeschaffung an der Börse abrechnet. Im Smartstrom-Angebot von Eon sind seit Längerem etwa Tarife, die Strom je nach Tageszeit zu variierenden Fixpreisen anbieten – so wie es für Nachtspeicheröfen n Wärmepumpen üblich ist.

Dynamischer Strompreis: Anbieter Tibber erntet von Kunden häufiger Kritik

Aber zurück zu Tibber: Der Anbieter, der bei Kündbarkeit binnen einer Frist von nur zwei Wochen aktuell das Preis-Ranking anführt, hat beim Wechselportal Verivox nicht die besten Bewertungen. Die Kundenempfehlungsquote liegt bei unter 70 Prozent. Probleme beim Wechsel in den Tarif, schlechten Service und mangelhafte bis ungenügende Kommunikation beklagen Kritiker. Eon und sein Ökostrom schneiden in der Bewertung deutlich besser ab.

Wer nach verlässlichen Partnern in der Stromversorgung sucht, setzt womöglich gerne auf Stadtwerke. Hier stellen sich die Stadtwerke Hamm im aktuellen Preisvergleich gerade gut dar. In ihrem Tarif „Hammer Strom Klima" wird ein Jahresverbrauch von 2500 kWh Strom derzeit mit rund 875 Euro berechnet, gut 140 Euro weniger als im günstigsten Eon-Angebot.

Mülheims Medl leicht über dem günstigsten Preisniveau von Eon

Und Mülheims Medl? Die rangiert im Preisvergleich aktuell marginal über dem Niveau des günstigsten Eon-Tarifes. Besagter Musterhaushalt zahlt im Tarif „Medl Grünstrom“ aktuell 1021,02 Euro im Jahr – Platz 61.

Die Verbraucherzentrale NRW stellte noch im September fest, dass Stromkunden in bestehenden Verträgen häufig weiterhin hohe Preise zahlten, obwohl diese seit Dezember 2022 wieder deutlich gesunken seien. Unter verbraucherzentrale.nrw gibt sie umfassend Hinweise dazu, worauf bei einem Anbieterwechsel zu achten ist, um einen passenden und seriösen Anbieter zu finden.

>> Tipps der Verbraucherschützer zur Nutzung von Tarifportalen

  • Bonus nicht einrechnen lassen. So können Sie die Jahreskosten besser einschätzen.
  • Lassen Sie sich nicht nur Tarife anzeigen, zu denen Sie direkt über das Portal wechseln können. Das schränkt Ihre Auswahl unnötig ein.
  • Deaktivieren Sie die Voreinstellung „hohe Kundenempfehlungsquote“. Denn Kundenempfehlungen kann man nur für solche Tarife aussprechen, für die das Portal Provisionen erhält. Auch das schränkt Ihre Auswahl also unnötig ein.
  • Lassen Sie sich jeweils nur einen Tarif pro Anbieter anzeigen.

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