Mülheim. Ein internationaler Investor will Millionen Euro ausgeben, um einen Gewerbestandort in Mülheim auf Vordermann zu bringen. Das sind die Pläne.
Der ehemalige Siemens Techno Park an der Nahtstelle von Eppinghofen zu Mellinghofen steht vor einer neuen Blüte. Entlang der dortigen Kranbahnallee wollen die aktuellen Eigentümer in den kommenden Jahren kräftig investieren und einen runderneuerten Gewerbepark schaffen.
2016 hatte Siemens sich von seinem Techno Park getrennt und ihn an das deutsch-niederländische Logistikunternehmen Geneba verkauft. Mit der 534 Millionen Euro schweren Übernahme Genebas wechselte auch die 44 Fußballfelder große Mülheimer Industriefläche nur ein Jahr später zu Frasers Property. Das ist ein Immobilieninvestor mit Hauptsitz in Singapur, der Immobilien auf der ganzen Welt entwickelt, besitzt und verwaltet.
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Alter Siemens Techno Park in Mülheim: Schon jetzt viel Leerstand
Und dieser präsentiert nun erste Pläne, wie er dem in die Jahre gekommenen Standort zu neuer Kraft verhelfen will. Dass der alte Techno Park neues Leben eingehaucht bekommen müsse, beschrieben drei Vertreter von Frasers Property nun im Wirtschaftsausschuss des Stadtrates. Die 20 Bestandsgebäude unterschiedlichster Baujahre (1911 bis 2018) stünden teilweise schon jetzt leer, weitere Mietverträge liefen aus, hieß es da. Rund 125.000 von 200.000 Quadratmetern Mietfläche seien aktuell schon ungenutzt.
„Aus technischen sowie energetischen Gründen ist eine Neuvermietung ausgeschlossen“, stellte Entwicklungschef Martin Berger fest. Unternehmen mieteten heutzutage vermehrt nur noch Objekte an, die nicht den ESG-Kriterien widersprächen. Das „E“ steht dabei für Environment (Umwelt).
Mülheimer Denkmal bleibt vorerst ausgespart im Entwicklungskonzept
Frasers Property plant rund um das im Entwicklungskonzept zunächst ausgesparte Denkmal des Siemens-Rundturms in großem Stil Abriss und Neubau. Schon ab April sollen Bagger anrollen, um den alten Immobilienbestand dem Erdboden gleichzumachen. Im September soll demnach schon mit dem Bau neuer, im Innern flexibel auszubauender Gewerbeimmobilien begonnen werden. Ein ehrgeiziges Ziel ist skizziert: Im Juli 2025 will der Investor mit dem Projekt durch sein und seine Einheiten an künftige Mieter übergeben.
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Die Frasers-Vertreter versprechen dabei ein umweltschonendes Vorgehen. Bereits den Abriss wolle man sich von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit Gold-Standard zertifizieren lassen, im Neubau plane man gar mit dem Platin-Standard, der noch höhere Ansprüche an die ökologische, aber auch ökonomische, soziokulturelle, funktionale und technische Qualität sowie an Prozesse und Standort stellt. Ein CO2-neutraler Betrieb sei angestrebt, so Berger. Wärmepumpen, Fotovoltaik, Dachbegrünung und anderes inklusive.
Mülheimer Politikerin zu Investor: „Das können Sie besser…“
Wegen des einsehbaren Standortes in der Senke in Nachbarschaft zur Stadteinfahrt über die Mellinghofer Straße soll auch die Optik ansprechend daherkommen. Projektmanager Romeo Maijer versprach hier mehr als „08/15-Warehouses“. Drei neue Multifunktionshallen unterschiedlicher Höhe (bis zu 12,2 Metern) sind geplant – mit einer Mietfläche von rund 23.000 Quadratmetern plant der Eigentümer.
Die Stadt will das Projekt über § 34 des Baugesetzbuches ermöglichen, also ohne eigenes Bauleitplanverfahren. Wegen der prominenten Lage des Standortes werde man die Planungen kritisch begleiten, so Mülheims zuständiger Dezernent Felix Blasch. Angela Rüter (SPD) blickte auf Frasers-Projekte anderswo und forderte die Entwickler auf, in ihrer gestalterischen Kreativität noch mal nachzulegen: „Das können Sie besser…“
Logistik bleibt für Investoren in Mülheim ein heikles Thema
Das Nutzungsspektrum sei dank der flexiblen Grundarchitektur denkbar groß, sagte Alexander Heubes als Europa-Chef des Asset Managements von Frasers. „Wir können hier jegliche Sparte abdecken“, zählte er auf, dass Ansiedlungen möglich seien von Betrieben der Citylogistik und des E-Commerce, mittelständische Produktionsunternehmen („Light Industrial“) könnten ebenso ansiedeln wie Handwerksbetriebe oder Start-ups. Denkbar seien auch Schauräume oder Abholstationen, etwa von Möbelfirmen oder E-Bike-Anbietern.
Mülheims Politik versuchte Heubes dabei, die Angst vor Logistik-Ansiedlungen zu nehmen. „Wir werden hier kein ,Kühn & Nagel‘ mit 200 Lkw pro Tag ansiedeln“, sagte er. Logistik sei aber „mehr als die Palette, die da rumsteht. Logistik ist Wertschöpfung“, nannte er etwa den Getränkelieferanten Flaschenpost und Co., die Warenumschlag auf der sogenannten letzten Meile betreiben. Man rede auch mit großen Logistikunternehmen, so Heubes. „Wir könnten sofort 40- bis 50.000 Quadratmeter Fläche vergeben, die haben wir aber nicht.“
Frasers Property will Siemens Energy gerne als Mieter in Mülheim halten
Die kleinsten Einheiten, die zu mieten sein werden, sollen nach aktuellem Stand aber schon 3000 bis 4000 Quadratmeter umfassen, stellte Heubes auf Nachfrage von Markus Püll (CDU) klar. Püll hatte gefragt, welche Chancen sich vor Ort für kleinere Handwerksbetriebe ergeben könnten. „Wenn genug Nachfrage da ist, schauen wir, ob wir eine Fläche noch mal teilen können“, versprach Heubes. Wenn sich etwa mehrere Betriebe zusammenschlössen, könne man womöglich über den Innenausbau Sektionen bilden. Eine Absage erteilte Heubes indes politischen Wünschen der Grünen, den Schienenanschluss auf dem Areal wieder nutzbar zu machen oder eine Ost-West-Durchfahrt über die Wiesenstraße für die Öffentlichkeit zu ermöglichen. An der Wiesenstraße soll es bei einer Parkeinfahrt bleiben.
Zurück zu potenziellen künftigen Mietern: Im Blick hat Frasers weiterhin auch Siemens Energy. Der Konzern besetze auch aktuell noch 50 Prozent der Fläche, so Heubes. „Wir wollen Siemens natürlich am Standort halten und stehen in engem Kontakt.“ Doch vor Ort sei nicht alles so zu bauen, wie es sich Siemens Energy bei seiner Neuausrichtung auf grüne Technologien wünsche. Der Konzern weiche deshalb bei der Flächensuche auch auf Standorte jenseits der Stadtgrenze aus. Angela Rüter (SPD) ermunterte die Investorenvertreter, auch die Hochschule Ruhr West bei der Vermarktung ins Visier zu nehmen, belebende Forschung in den Gewerbepark zu integrieren.
Was die spätere Vermarktung angeht, macht sich Heubes keine Sorgen. Mülheim sei „ein genialer Standort“ innerhalb des Ruhrgebiets, sei Thema für einen „ausgewählten Kundenkreis“ von Frasers. „Wir kommen, um zu bleiben“, unterstrich er das Ansinnen von Frasers, den neuen Gewerbepark nicht nur entwickeln, sondern auch im Bestand halten zu wollen.
>> Das ist Frasers Property
Nach eigenen Angaben hält Frasers Property in 70 Städten, die sich auf 20 Länder der Welt verteilen, Immobilienvermögen in verschiedenen Asset-Klassen wie Anlagen für Logistik, Lager und Vertrieb, aber auch Produktions- und Fertigungsanlagen an strategischen Standorten in Australien, Deutschland und den Niederlanden.
Vor gut einem Jahr gab Frasers Property den Wert seines Anlagevermögens mit 28,6 Milliarden Euro an. Knapp mehr als zwei Milliarden Euro stammen dabei aus dem Europa-Portfolio, das Frasers Property auf 1,6 Millionen Quadratmeter Mietfläche beziffert. Zum Vergleich: Das entspricht etwa dem Fünffachen der Mülheimer aktuell zur Entwicklung ausgerufenen Vallourec-Grundstücksfläche.
58 Immobilien besaß das Unternehmen im Mai 2023 in Europa, zählte 95 Mieter und wies eine Belegungsquote von 97,8 Prozent aus.
Frasers ist an der Börse in Singapur notiert, legt aber Wert darauf, weiter ein Familienunternehmen zu sein, das mehr als 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit beschäftige. In Deutschland hat das Unternehmen Niederlassungen in Köln und München.
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