Mülheim. Rund 250 Jugendliche aus Styrum und Dümpten tagten in Mülheim. Es ging um Sportplätze, Busse, Elterntaxis. Doch ein Thema stach besonders hervor.
Diskriminierungserfahrungen, ÖPNV-Probleme und Mängel beim Internet: Das sind nur einige von vielen Themen, die aus Sicht von Mülheimer Jugendlichen einer Debatte bedürfen. Um Jugendlichen eine politische Plattform zu geben, fand nun das Jugendbezirksforum in Mülheim statt. Hier hatten Schülerinnen und Schüler der Gustav-Heinemann-Gesamtschule (GHS) sowie der Schule am Hexbachtal die Gelegenheit, in Gruppen kommunalpolitische Themen ihrer Wahl vor Vertretern aus Verwaltung und Politik zu präsentieren. Sie sollten ermutigt werden, kritisch nachzufragen, zu argumentieren und konkrete Lösungsansätze zu erarbeiten. Stolz und strahlend präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen auf bunt-gestalteten Plakaten – doch ein Thema stach besonders hervor.
Darina (14) von der GHS schilderte den Unmut vieler Jugendlicher über den aktuellen Stand der Digitalisierung: „Wir liegen total hinten mit der Digitalisierung, wir haben an der GHS nicht mal WLAN.“ Die Jugendlichen betrachten die Digitalisierung der Schulen als Erleichterung: So müssen weniger Bücher und Materialien gekauft und geschleppt werden, es wird weniger Papier verbraucht, und Bildungsinhalte könnten leichter kommuniziert werden.
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Wichtige Themen: Digitalisierung in Mülheims Schulen und ÖPNV
„Wir müssen lernen, mit Technik umzugehen“, betonte Karolin (13). Der Umgang mit moderner Technologie sei eine notwendige Kompetenz in der heutigen Gesellschaft, auch, weil digitaler Unterricht immer mehr in Lehrplänen verlangt werde. Wegen fehlender WLAN-Verbindung und Glasfaseranschluss müssten Schüler aber teilweise ihr eigenes Datenvolumen verbrauchen.
Auch im öffentlichen Personennahverkehr sehen die Jugendlichen Baustellen. „Früher kamen die Busse pünktlicher, in einem 20-Minuten-Takt. Nachdem jetzt ein 15-Minuten-Takt eingeplant wurde, kommen die Busse nur noch zu spät“, beklagte Mary Ann (14) von der Schule am Hexbachtal. Darüber hinaus äußerten viele Schülerinnen und Schüler den Wunsch nach WLAN im ÖPNV, insbesondere da die Tickets mittlerweile auch digital angeboten werden.
Sicherheit in Mülheim: Eltern fahren aggressiv im Straßenverkehr
Im diesjährigen Jugendbezirksforum war es von entscheidender Bedeutung, dass zahlreiche Schülerinnen und Schüler sich aktiv für ein soziales Miteinander engagierten. Eine Schülergruppe der GHS betonte die Unachtsamkeit und Aggressivität vieler Erwachsenen im Straßenverkehr. „Viele Eltern fahren zu schnell und unvorsichtig in der Nähe von Schulen oder sogar auf Schulparkplätzen. Wenn man sie darauf anspricht, werden sie schnell beleidigend. Dass man den Eltern erklären muss, dass da Kinder herumlaufen...“, erzählte Maxim (14). Die Schülergruppe plädiert für mehr Sicherheit an Schulen, Kindergärten, Altersheimen und Freizeitplätzen.
Viele Schülerinnen und Schüler betonten die Unzufriedenheit mit den unzureichenden Freizeit- und Sportplätzen: „Momentan spielen wir am Anne-Frank-Platz Fußball, aber der Platz ist schlecht beleuchtet, und da laufen auch kleine Kinder herum, da muss man immer richtig vorsichtig sein“, erzählte Lena (15). Andere Schülergruppen erklärten ebenfalls, dass es durchaus Freizeitplätze gebe, dort aber auch immer kleine Kinder seien. Eine weitere Schülergruppe setzte sich für einen inklusiven Spielplatz ein, um Barrieren abzubauen und eine Umgebung zu schaffen, die Vielfalt und Inklusion fördere.
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Schülerinnen fordern Anti-Rassismus-Workshops an Schulen
„Nicht gegeneinander, sondern miteinander“, lautet die Botschaft auf einem Plakat einer Schülerinnengruppe der GHS. Sie fordern Anti-Rassismus-Workshops in Schulen. Sie betonen, dass Rassismus überall existiere, insbesondere, weil sich Kinder ihr Weltbild von den Eltern aneigneten. „Alle müssen aufgeklärt werden, Schüler, Eltern, Lehrer“, meint Hillary (14). „Rassismus kenne ich schon seit der Grundschule. Nur habe ich es damals noch nicht verstanden.“ Ela (13) berichtet von ähnlichen Vorfällen: „Ich wurde schon oft von Mitschülern ,landlos‘ genannt. Aber ich nehme das nicht ernst, es stärkt mich.“
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Nach erfolgreicher Präsentation und ausführlicher Diskussion der Themen drängte sich die Frage auf: Wie geht es nun weiter? „Alle Ideen und Kontaktdaten wurden gesammelt, und in den nächsten sechs Wochen werden wir prüfen, wie wir diese Ideen in einem ruhigeren Format angehen können“, erklärte Schuldezernent David Lüngen. Dass Digitalisierung ein Top-Thema war, sei keine Überraschung gewesen. Laut Lüngen sei die GHS eine der Schulen in Mülheim, deren digitale Vollausstattung durch Förderprogramme bisher nicht finanziert werden konnte. Die Zukunft der Digitalisierung der Schulen bleibe unklar, da im aktuellen Haushaltsplan des Bundes bisher keine Mittel für den Digitalpakt Schule eingeplant seien. Im Gegensatz zu 2019 sei auch positiv überraschend gewesen, dass viele Entscheidungsträger sich beteiligten, um mit den Jugendlichen zu sprechen.
Wie es in Mülheim weitergeht
Jugendhilfeausschussvorsitzende Franziska Krumwiede-Steiner war begeistert vom Ergebnis des Forums: „Es ist rührend, wie empathisch die Jugendlichen auch für andere Altersgruppen sind. Sie setzen sich nicht nur für sich selbst sein, sondern auch, zum Beispiel, für Grundschüler.“ Michael Lingenberg vom CVJM erklärte, dass diese Foren ein wichtiges Signal für die Jugend seien: „Wir wollen zeigen: Es gibt Möglichkeiten für dich, es gibt noch mehr als die Schule, und du kannst dich für deine Belange engagieren.“
An den Foren werden nach und nach Schulen aus allen drei Mülheimer Bezirksvertretungen beteiligt. Es begann 2019 mit der BV 1, doch die Teilnehmerzahl des ersten Forums war zu groß, deswegen wurden für die BV 2 zwei Termine festgelegt. Im kommenden Jahr nehmen die Willy-Brandt-Schule, Realschule an der Mellinghofer Straße und die Ruhrstadtschule teil.
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