Kamp-Lintfort. Erwin Kohl schickt seinen Detektiv Lucas Born im fünften Niederrhein-Krimi in die Altsiedlung. Wer dem Autor bei der Recherche geholfen hat.
„Was ich damit losgetreten habe, hat mich selbst überrascht“, erklärt Erwin Kohl. Kaum ist sein fünfzehnter Niederrhein-Krimi „Mörder in der Grube“ auf dem Markt, schon ist das Interesse riesig. „Ich habe schon eine Einladung zur Extraschicht und viele Anfragen für Lesungen“, erklärt der Autor. „Es gibt anscheinend noch sehr viele Menschen, die dem Bergbau verbunden sind – das habe ich unterschätzt.“
Denn „Mörder in der Grube“ spielt in Kamp-Lintfort, in der Altsiedlung und das, was den Privatdetektiv Lucas Born beschäftigt, führt ihn in die siebziger Jahre und hat dem Leben der Bergleute zu tun.
Warum es so viele Krimis brauchte, um das Thema Bergbau aufzugreifen, wundert Erwin Kohl selbst. „Das war ja eigentlich überfällig.“ Dabei war es nicht einmal seine eigene Idee. Die Geschichte zur Entstehung von „Mörder in der Grube“, die Kohl erzählt, klingt abenteuerlich und ist fast schon selbst ein Krimi.
„Es war Abend und es regnete, da schellte es an meiner Haustür. Es war ein 83-jähriger Mann, der mir die aberwitzige Geschichte von vier jungen Azubis erzählte, die in den siebziger Jahren ihren Steiger erschlagen hätten.“ Ist das Ernst oder eine Räuberpistole? Es stellte sich heraus, dass der ältere Herr selbst gern schreibt, aber in seinem Alter nur schwer einen Verlag findet.
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Erwin Kohl hatte angebissen. „Obwohl ich bis dahin mit dem Bergbau nichts zu tun hatte. Außer dem Steigerlied, das ich auf Schalke mitgesungen habe, kannte ich nichts.“ Dem Mann konnte natürlich geholfen werden. Schließlich gibt es die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition mit Sitz in Kamp-Lintfort. „Ich bin da in eine völlig andere Welt eingetaucht“, berichtet der Journalist. Von den ehemaligen Bergleuten erfuhr er, warum eine Aldi-Tüte unter Tage lebensrettend sein konnte. Sie erklärten ihm, dass ein „Schlagwalzenbrecher“ Kohleklumpen zerkleinert. „In fiktiven Krimis kann das natürlich auch was anderes sein“, macht er neugierig auf den Inhalt es Buches. Das sei übrigens von einem Bergmann gegengelesen worden und somit „bergbautechnisch korrekt“. Eine für ihn überraschende Erkenntnis aus der „Nachhilfe“ bei den Bergleuten: Glück auf bedeute ursprünglich nicht, dass man jemanden wünscht, dass er gesund von unter Tage zurückkehrt. Vielmehr wünschte man einem Bergmann, das Glück zu haben, auf Rohstoffe zu stoßen.
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Kamp-Lintfort selbst kannte Erwin Kohl nur aus den achtziger Jahren, als er als Taxifahrer dort schon mal unterwegs war. Also musste er sich dem Ort neu nähern, aber auch wissen, was es mit den „Schwarzen Diamanten“ auf sich hatte (DIE Kneipe der Bergleute) und was das Milchhäusken war. „Dem Häuschen habe ich sogar eine eigene Figur gewidmet, die mir sehr ans Herz gewachsen ist“, erklärt der Krimi-Schreiber. Sie heißt „Tante Lu“ und hat das Herz am rechten Fleck. Sie sei auch die einzige, die in diesem Band ein bisschen „dat und wat“ sagen darf. „Die Bücher werden ja deutschlandweit vertrieben, da sehen die Verlage diese Form von Lokal-Kolorit nicht so gern.“
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Mit vollständigem Namen heißt die Figur „Tante Lu“ Ludmilla Dragovic, es gibt einen Kutowski im Krimi und auch einen türkischen Namen. „Da musste ich schon aufpassen, dass nicht zuviel Klischee drin ist.“ Aber es ist ja nunmal so: Unter Tage gab es immer schon viele Nationalitäten und auch eine eigene Sprache, die bis heute etwa beim Wort „Mottek“ für den Hammer noch nachhallt. Heute weiß Erwin Kohl, dass auf Friedrich-Heinrich mal 8000 Menschen gearbeitet haben. Das hinterlässt nun mal Spuren für lange Zeit. „Ich glaube, es ist bei manchen auch eine Hassliebe auf die Zeit des Bergbaus“, hat der Autor für sich ausgemacht. „In einem Gespräch mit Norbert Ballhaus, dem Vorsitzenden der Fördergemeinschaft, habe ich gesagt, dass sich der Bergbau finanziell eigentlich nie gelohnt habe. Ja, hat er gesagt, aber dann wären wir heute ein Agrarland und kein Industriestandort. Da ist was dran.“
Das Thema des nächsten Niederrhein-Krimis steht schon fest: „Da wird es um Kiesabbau gehen. Das Geschacher um Abbauflächen bringt ja nicht nur Kiesgegner hervor, sondern weckt auch Begehrlichkeiten.“
>>> Ein paar Termine:
Die Premierenlesung von „Mord in der Grube“ wird am 6. Oktober – begleitet von der Band Glam Bam – um 20 Uhr im Sonsbecker Kastell sein. Karten sind erhältlich in der Buchhandlung am Rathaus, Kamp-Lintfort, im Rheinberger Lädchen und im Bücherbogen Sonsbeck.
Am 27. Oktober, 19 Uhr, liest Kohl in der Gaststätte Waldschänke in Baerl, am 3. November, 19.30 Uhr im Rathaus Alpen, in der Mediathek am 20. Januar, 19 Uhr. Mehr Infos unter www.erinkohl.de