Moers. Weil regelmäßig Busse ausfallen, kommen Kinder in Moers zu spät zur Schule. Die Niag macht einen umstrittenen Vorschlag – und nennt Gründe.
Die hohe Zahl von Busausfällen sorgt in Moers bei Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern für Frust. Der verzweifelte Vater Holger Kirchberg hat sich nun an die NRZ gewandt, weil die Linie 911 in den vergangenen Wochen regelmäßig ausgefallen sei. Dies führe dazu, dass zahlreiche Kinder und Jugendliche entweder zu spät zum Unterricht erscheinen oder nach Schulschluss nicht wissen, wie sie nach Hause kommen sollen. „Deshalb haben wir Eltern uns schon organisiert, wer im Zweifel die Kinder mit dem Pkw abholen kann, wenn der Bus mal wieder nicht kommt.“
Auf mehrfache Nachfrage bei der Niag habe er die Information erhalten, dass Fahrgäste einen Anspruch darauf hätten, ein Taxi zu rufen und sich die Rechnung erstatten zu lassen. Diese Aussage sorgt bei Kirchberg für Unverständnis. Er halte es „nicht für pragmatisch, dass Schüler, die wegen Busausfällen eh schon zu spät zur Schule kommen, selbst ein Taxi rufen sollen“ und stellt in Frage, wie die Schülerinnen und Schüler das Taxi bezahlen sollen. „Eltern und Schüler müssen sich einfach endlich wieder auf einen ordnungsgemäßen Fahrplan verlassen können“, lautet seine klare Forderung.
Zwei Busse fallen aus: Kamp-Lintforterin lässt sich Taxikosten erstatten
Eine ähnliche Erfahrung machte die Kamp-Lintforterin Rosemarie Hartmann, die jüngst mit der Buslinie 2 vom Dachsberg in die Stadt fahren wollte, um ein Rezept bei einer Apotheke einzulösen. Zwei Fahrten seien in Folge ausgefallen, eine telefonische Auskunft, ob und wann denn ein Bus kommt, bekam ihr Mann Peter auf Nachfrage nicht. „Kundenfreundlichkeit sieht anders aus“, resultiert dieser und berichtet, dass seine Frau sich letztendlich für das Taxi entschieden hat – 21,50 Euro für eine Strecke von drei Kilometern will das Ehepaar der Niag in Rechnung stellen.
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Den Anspruch hierauf bestätigt Michael Block, Pressesprecher der Niag, auf Nachfrage der NRZ. Die Mobilitätsgarantie gelte im gesamten VRR-Gebiet, wenn ein Bus an der Abfahrtshaltestelle eine Verspätung von 20 Minuten oder mehr vorweist oder ausfällt und es keine alternative Verkehrslinie gibt, die die Fahrgäste an ihr Ziel bringt. „Diese können sich dann ein Taxi rufen, das sie zum Zielort fährt. Voraussetzung ist, dass innerhalb der nächsten 20 Minuten keine andere Verbindung angeboten wird. Dazu zählen auch Fahrten, bei denen eventuell ein Umstieg notwendig ist“, erklärt Block.
Busfahrermangel und Krankenstand: Niag lässt Verwaltungsmitarbeiter Bus fahren
Als Grund für die beschriebenen Probleme gibt der Niag-Sprecher neben allgemeinem, seit Jahren anhaltendem Personalmangel ebenfalls einen hohen Krankenstand an. Derzeit seien es vor allem Erkältungskrankheiten und vermehrt wieder Corona-Infektionen, die laut Block für kurzfristige Personalausfälle sorgen: „So fehlen seit rund einem Monat an einzelnen Tagen bis zu 15 Prozent des Fahrpersonals, so dass Ausfälle leider unvermeidlich sind.“
Kurzfristig hat der Verkehrsbetrieb mit Sitz in Moers auf den Engpass reagiert, indem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Verwaltung, die einen Busführerschein und die notwendigen Qualifikationen haben, für einzelne Touren das Lenkrad übernehmen. Alle Fahrerinnen und Fahrer, die als sogenannte „Springer“ bereit stehen, seien längst vollständig in den Fahrbetrieb eingebunden.
Taxikosten wegen Busausfall erstatten: Wie und wo der Antrag möglich ist
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Für die Fahrten, bei denen es dennoch zu Ausfällen kommt, bittet die Niag um Verständnis und hofft „inständig darauf, dass sich die Situation bald stabilisiert“. Ziel sei es, vor allem Fahrten von und zur Schule fortlaufend durchführen zu können. „Das gelingt derzeit leider nicht immer, was wir außerordentlich bedauern.“
Die Erstattung der Kosten für eine Taxifahrt nach Busausfall oder Verspätung ist mit Abgabe der Original-Quittung sowie des ausgefüllten Mobilitätsgarantie-Antrags in einem Kundencenter eines VRR-Verkehrsunternehmens oder innerhalb von 14 Tagen per Post möglich.