Neukirchen-Vluyn. In der Neukirchener Innenstadt sinkt die Zahl der Leerstände. Fünf neue Geschäfte haben dort zuletzt eröffnet – mit unterschiedlichem Angebot.

Der Einzelhandel hat es heutzutage nicht einfach. Auch in Neukirchen-Vluyn führt der Online-Handel zu immer mehr Leerständen in den Innenstädten. Um dem entgegenzuwirken, hatte sich die Stadt 2020 für das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW beworben. Insgesamt 120.000 Euro hat die Stadt als finanzielle Hilfe für die Vermarktung von Leerständen in Neukirchen erhalten – und offenbar sinnvoll genutzt.

„Mithilfe des Programms konnten wir fünf Leerstände in der Fußgängerzone vermitteln“, sagt Ulrike Reichelt vom Amt für Wirtschaftsförderung in Neukirchen-Vluyn. Die Stadt konnte leerstehende Ladenlokale mieten und sie zu einem günstigeren Preis weitervermieten. Nach Auslauf der Förderung muss der Mieter dann einen neuen Vertrag mit dem Eigentümer des Ladenlokals abschließen. „Drei der Anmietungen sind inzwischen in Folge-Mietverträge übergegangen.“

Neue Geschäfte in Neukirchen-Vluyn: Diese Läden haben eröffnet

Dazu zählen: Ein Lokal für die Tuwas-Genossenschaft, ein Nähzimmer der Genossenschaft sowie das Geschäft Kupferrot. „Dort stellen 10 bis 15 Künstler ihre handgefertigten Produkte aus. Das können Dekoartikel, Möbelstücke oder Modestücke sein, die dort auch verkauft werden“, so Reichelt.

„Ein weiteres Ladenlokal wird als Projektzimmer ehrenamtlich weiterbetrieben“, sagt Reichelt. Dabei handelt es sich um einen Treffpunkt für Menschen, der ihnen die Möglichkeit bietet, ihr Hobby oder ihre Dienstleistung anderen Menschen näher zu bringen.

Neues Mode-Atelier in Neukirchen-Vluyn: Für Betreiberin geht Traum in Erfüllung

Der Mietvertrag von Alexandra Reißmann, die das fünfte Ladenlokal gemietet hat und dort das Atelier Unique Prodigies betreibt, läuft noch bis Ende des Jahres. Dort fertigt und verkauft sie „Klamotten für die gute Laune“, so Reißmann. Ihre Mode ist vor allem eines: Bunt und auffällig.

Ihren Laden eröffnete Reißmann im August vergangenen Jahres. „Textilien begleiten mich schon mein ganzes Leben lang“, betont die Modehändlerin, die eine Ausbildung zur Bekleidungstechnischen Assistentin absolviert hat. „Meine Großeltern haben bereits ein eigenes Stoffgeschäft geführt und auch mein Vater ist Textilhändler.“ Einen eigenen Laden wollte Reißmann schon immer selber führen. Durch das Sofortprogramm konnte sie ihren Traum dann erfüllen. „Meine Designs fertige ich alle von Hand an.“ Dazu wählt sie ausschließlich hochwertige Stoffe aus, die in Deutschland und Europa angefertigt werden. „Das Augenmerk liegt bei meiner Mode auf Drucken und floralen Mustern“, so Reißmann.

Mode-Laden in Neukirchen-Vluyn kooperiert mit Dorfmasche

Aus den Anmietungen haben sich auch neue Synergien ergeben. So arbeitet Reißmann beispielsweise mit der Gruppierung Dorfmasche zusammen, die im Projektzimmer aufzufinden ist. Seit elf Jahren kleidet die Gruppe, in der über 30 Frauen Mitglieder sind, verschiedene Gegenstände wie Stühle, Gebäude oder Fahrräder mit ihrer Strickkunst ein. Nun fertigen sie gemeinsam mit Reißmann eine Upcycling-Modekollektion an. „Hier entstehen besondere Einzelstücke, wie Jeansjacken mit gestickten oder gehäkelten Einsätzen, Jeanshosen mit Spitzendeckenbesatz oder Grannysquare-Schlaghoseneinsatz“, so Martha Schlothmann von der Dorfmasche. „Wir verbinden handwerklichen Fähigkeiten aus verschiedenen Generationen miteinander.“ Präsentiert wird die Kollektion übrigens auf dem Erntedankfest am 16. Oktober. Da werden die besonderen Modestücke ab 13.30 Uhr im Missionshof zur Schau gestellt.

Ende des Jahres läuft der Mietvertrag für Reißmann erstmal aus. „Wie es dann weiter geht, wird sich zeigen“, so die Modehändlerin, die dann einen neuen Vertrag mit dem Eigentümer abschließen müsste. Eins steht jedoch fest: Sie würde gerne bleiben. „Wir streben an, dass genau solche Läden erhalten bleiben“, betont Reichelt. „Ursprünglich war die Fußgängerzone ein Handwerkerdorf. Es gab Schlachter, Weber oder Schneider. In genau diese Richtung wollen wir wieder gehen.“