Neukirchen-Vluyn. „Birgt erhebliche Risiken“: Gewerbetreibende in Neukirchen-Vluyn lehnen den Verkehrsversuch der Stadt einhellig ab. Das sind die Befürchtungen.

„Der Verkehrsversuch auf der Niederrheinallee darf im September nicht wie vom Rathaus geplant starten.“ Das ist die einhellige Meinung von rund vierzig Geschäftsleuten, die sich auf Einladung des Werberings NV am Donnerstag, 1. Juni, im KulturCafé zu den vorgesehenen Änderungen in Vluyn beraten haben. Auch Anwohner, Vermieter und ein Vertreter der IHK Niederrhein waren Teil der Runde. Man will nun Ideen sammeln und von Politik und Verwaltung bessere Lösungen fordern, die die Interessen des Stadtteils als Ganzes berücksichtigen.

Der Verkehrsversuch der Stadt ist nicht durchdacht und birgt erhebliche Risiken für die Wirtschaft im vitalen Ortskern Vluyn“, sagt Jürgen Spykers, Vorsitzender des Werberings. Zugleich werde dem Radverkehr, der im Fokus des Versuches steht, ein „mehr als schwaches Angebot gemacht“. Ohnehin stört den Werbering-Vorstand, dass der Verkehrsaspekt im Konzept isoliert betrachtet wird. Eine Änderung im Verkehrsbereich müsse die Attraktivität des Ortszentrums als Ganzes stärken. „Wir glauben, dass es möglich ist, durch moderne Verkehrskonzepte in der Innenstadt eine bessere, ruhigere Situation für alle zu schaffen. Vom Fußgänger bis zum Autofahrer. Dabei kommt man dem Sicherheitsbedürfnis des nicht motorisierten Verkehrs entgegen, kann aber zugleich auch Parkplätze beibehalten, die von vielen Kunden in Vluyn gerne genutzt werden.“

Neukirchen-Vluyner befürchten, dass Kunden zum Einkaufen auf andere Städte ausweichen

Teilnehmer wiesen darauf hin, dass es charakteristisch für Vluyn sei, viele Punkte gut mit dem Auto erreichen zu können – für zahlreiche Kunden sei das genau der Grund, Vluyn einer Fahrt nach Kamp-Lintfort oder Moers vorzuziehen. Bei harten Änderungen würde diese schlicht auf andere Ziele ausweichen. Was bei den Gewerbetreibenden überhaupt nicht gut ankam: „Mit uns hat niemand aus dem Rathaus im Vorfeld auch nur ein Wort gewechselt. Man hat uns eine fertige Planung vorgesetzt, samt kurzfristigem Starttermin – und beteuert dann zugleich, man wolle sich natürlich mit den Betroffenen abstimmen“, so Michaela Mummert, der in ihrem Geschäft „gusto balear“ Spezialitäten und Wein aus Mallorca anbietet.

Auch der Startzeitpunkt sei mehr als unglücklich gewählt. Nach den Sommerferien beginne das für alle Händler wichtige zweite Halbjahr samt Weihnachtsgeschäft, sagt Jan-Christian Schneider. Er ist zweiter Vorsitzender des Werberings und mit seinem Fotogeschäft „High Class Photo“ ebenfalls direkt betroffen: „Ab Mitte Oktober gibt es zudem immer öfter Schmuddelwetter. Dann kommen deutlich weniger Kunden per Rad und mehr mit dem Auto. Viele werden uns also im Weihnachtsgeschäft nicht wie gewohnt erreichen können – aber Erkenntnisse für den Radverkehr bringt der Versuch dann auch nicht, da ja monatelang wenig Räder unterwegs sind.“