Moers. Die Folgen von Putins Krieg in der Ukraine werden spürbar: Enni zieht die Preise an. Abschied von Ehrenbürgermeister Wilhelm Brunswick.

Putins Krieg in der Ukraine hat weltweit Folgen. Leiden – und mit ihrem Leben bezahlen – müssen vor allem die Menschen in der Ukraine, doch auch hier sind die Auswirkungen immer deutlicher spürbar, zum Beispiel bei der Energie.

Der Dienstleister Enni, einst aus den Stadtwerken Moers hervorgegangen, und seine Kundinnen und Kunden haben ein turbulentes Jahr hinter sich. Die Spirale der Preissteigerungen setzte sich bereits vor Beginn des Krieges in der Ukraine in Gang. Mehrere andere Anbieter waren in der Insolvenz und konnten ihre Kundinnen und Kunden nicht mehr beliefern. Diese fielen dann in die Grundversorgung des größten Anbieters der Kommune, in diesem Fall das ehemalige Stadtwerk Enni.

Bereits im Januar musste die Enni 2300 Neukunden versorgen, die in kürzester Zeit aus gekündigten Verträgen in die Grundversorgung kamen. Das Problem: Für die Kunden waren im Herbst 2021 bei der Kalkulation für 2022 keine Strom- und Gasmengen bestellt worden. Das musste der Moerser Dienstleister im Januar nachholen und stieß dabei auf extrem gestiegene Preise. Enni-Geschäftsführer Dr. Kai Gerhard Steinbrich sprach bereits im Januar von einer „historischen Explosion am Energiemarkt“ – ohne zu wissen, was noch kommen würde.

Enni-Geschäftsführer Dr. Kai Gerhard Steinbrich
Enni-Geschäftsführer Dr. Kai Gerhard Steinbrich © Enni

Im Juli teilte Steinbrich im NRZ-Interview mit: „Bis Mitte vergangenen Jahres lag der 10-Jahres-Durchschnitt bei der Beschaffung von Strom bei bis zu 47 Euro pro Megawattstunde, am 6. Juli lag er bei 450 Euro pro Megawattstunde.“

Auf die explodierenden Energiepreise hat die Enni im Sommer reagiert. Im Moerser Freibad Solimare wurde die Wassertemperatur von 24 auf 23 Grad Celsius heruntergefahren, das Hallenbad wurde an Tagen mit hohen Außentemperaturen geschlossen, der Warmbadetag gestrichen. Das Bad des Sportparks Rheinkamp wurde in den Sommerferien zeitweise geschlossen.

Doch allen Maßnahmen und Hoffnungen zum Trotz: Die Spirale drehte sich weiter, was Kundinnen und Kunden besonders im Herbst zu spüren bekamen. Im Mittelpunkt der Kritik: Gekündigte Stromverträge. Nach NRZ-Recherchen liegt der Preis in der Enni-Grundversorgung ab Januar 2023 bei 62,74 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom. Das geht auch preiswerter. Zum Beispiel nehmen die Stadtwerke Dinslaken ab Januar 44,58 Cent/kWh, in Kamp-Lintfort sind es 45,74 Cent/kWh.

Die Folge: Lange Warteschlangen vor den Enni-Kundenzentren, viele Anrufe bei der Servicehotline. Die Enni-Vertriebsleiterin Susanne Pfeufer sagt dazu: Bei längerfristigen Produkten liege man auf Augenhöhe zum Markt. Fest steht allerdings auch: Das Thema hohe Energiepreise wird die Menschen in Moers mindestens auch im neuen Jahr beschäftigen.

>>Abschied von Wilhelm Brunswick<<

Einer, der viel für die Stadt Moers bewegt hat, ist in diesem Jahr gestorben. Der Moerser Ehrenbürgermeister Wilhelm Brunswick wurde 83 Jahre alt. Der Sozialdemokrat Wilhelm Brunswick war von 1978 bis 1999 letzter ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Moers und wurde 2015 zum Ehrenbürgermeister ernannt.

Altbürgermeister Wilhelm Brunswick stirbt im September.
Altbürgermeister Wilhelm Brunswick stirbt im September. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

In Brunswicks Amtszeit als Bürgermeister fielen unter anderem die Zechenschließungen, mit dem großen Kabarettisten und Künstler Hanns Dieter Hüsch war er eng verbunden. Die Moerser Städtepartnerschaften pflegte Brunswick intensiv, in Knowsley (England), La Trinidad (Nicaragua) und Ramla (Israel) war er Ehrenbürger.

Sein Tod im September hat viele Menschen berührt. „Willi war ein unglaublich gradliniger Mensch, der immer für seine Werte politisch gekämpft hat. Auch wenn wir uns erst lange nach seiner Amtszeit persönlich kennengelernt haben, habe ich immer seine Art und seine Zugewandtheit zu den Menschen geschätzt“, erklärt Bürgermeister Christoph Fleischhauer. In einer bewegenden Gedenkfeier würdigten zahlreiche Weggefährten, Freunde und Moerser Bürgerinnen und Bürger Brunswick noch einmal bei einer Veranstaltung im Kulturzentrum Rheinkamp.

>>Michael Birr verlässt Moers Marketing<<

Michael Birr verlässt die Moers Marketing GmbH. „Ja, ich werde Moers nicht mehr so lange zur Verfügung stehen“, bestätigt Birr Ende Juni auf Nachfrage der NRZ. Der Marketing-Geschäftsführer hat eine Kündigungsfrist von einem halben Jahr.

Auch seine Aufgabe in der Event-Service-Genossenschaft wird mit seinem Weggang vakant. Ab Januar 2023 übernimmt Michael Birr eine neue Aufgabe außerhalb der Grafenstadt. Er wird Geschäftsführer der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST). Er sei Moers und allen Beteiligten hier dankbar für das, was er in den vergangenen 14 Jahren machen durfte, sagt Birr. Er habe das Stadtmarketing „mit Herzblut“ dahingeführt, wo es heute steht. Allerdings kann er auch nicht verhehlen, wie sehr er sich auf die neue Aufgabe in Mülheim freut. „Es ist eine andere Aufgabe, die Budgets sind andere.“ Der Etat für Moers Marketing war seit mehr als zehn Jahren unverändert – und bietet den Verantwortlichen wahrhaftig keine ausschweifenden Möglichkeiten. 135.000 Euro flossen aus dem städtischen Haushalt jährlich in die Gesellschaft.