Moers. In Deutschland explodieren die Energiepreise, jetzt reagiert der Moerser Dienstleister Enni. Strom und Gas werden teurer – aber nur für einige.

In Moers reagiert der Dienstleister Enni Energie & Umwelt auf die Kostenexplosion auf dem Energiemarkt. Für einige der insgesamt rund 80.000 Kundinnen und Kunden werden Strom und Gas ab dem 1. März richtig teuer, andere können sich die aktuellen Preise bis Jahresende sichern – wenn sie sich für einen neuen Tarif entscheiden.

Die drastisch steigenden Preise für Energie haben auf dem Markt ihre Spuren hinterlassen. Mehrere Anbieter sind in der Insolvenz und können ihre Kundinnen und Kunden nicht mehr beliefern. Diese fallen dann in die Grundversorgung des größten Anbieters der Kommune, in diesem Fall das ehemalige Stadtwerk Enni. Hier die wichtigsten Fakten:

Die aktuelle Situation

2300 Neukunden sind bei der Enni in den vergangenen Wochen hinzugekommen. Kunden, über die sich das Unternehmen freut, mit denen es aber nicht gerechnet hat. Nicht gerechnet heißt in diesem Fall: Für die Kunden sind im vergangenen Herbst bei der Kalkulation für 2022 keine Strom- und Gasmengen bestellt worden. Das muss der Moerser Dienstleister jetzt nachholen und stößt dabei auf extrem gestiegene Preise.

Die Preise

Enni-Geschäftsführer Dr. Kai Gerhard Steinbrich sprach am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Strategie von einer „historischen Explosion am Energiemarkt“. Beim Gas sind die beinahe irrational scheinenden Preissprünge besonders deutlich. Laut Steinbrich habe der Preis für eine Megawattstunde Gas vor nicht allzu langer Zeit bei 14 Euro gelegen. Mitte vergangenen November sei er um 255 Prozent auf 70 Euro geklettert und habe sich bis kurz vor Weihnachten um weitere 280 Prozent erhöht. Beim Strom ist die Entwicklung ähnlich, allerdings setze die Entwicklung bei einem bereits höheren Preis von 50 Euro je Megawattstunde ein.

Der Hintergrund

Die Gründe für die bislang unvorstellbaren Preissprünge sieht Steinbrich auf drei Gebieten: „Zum einen zieht nach dem Corona-Lockdown die Weltwirtschaft an, vor allem in Asien. Dann spielt der kalte Winter 2021 noch eine Rolle, weil sich viele Anbieter nicht passend eingedeckt hatten und jetzt nachkaufen. Und schließlich wird Gas nicht mehr auf nationalen Märkten, sondern auf dem Weltmarkt gehandelt.“ Alle diese Faktoren wirken sich jetzt auch auf Moers aus.

Wer ist betroffen?

Betroffen sind die 2300 Neukunden in der Grundversorgung der Enni. Für sie werden Strom und vor allem Gas ab dem 1. März deutlich teurer. Steinbrich nannte am Donnerstag Kosten von jährlich 193 Euro (Strom) und 1800 Euro (Gas) für einen Musterhaushalt von vier Personen. Ob diese hohen Preise für das gesamte Jahr gelten, ließ Steinbrich am Donnerstag offen: „Im Moment ist keine Entspannung in Sicht. Wir beobachten aber den Markt und werden schnell reagieren, falls die Preise fallen.“ Wer allerdings als Neu-Moerser bei der Enni einen Liefervertrag unterschreibt, muss die hohen Preise nicht zahlen, solche Fluktuationen seien in der Kalkulation berücksichtigt.

Wer ist nicht betroffen?

Nicht betroffen von den hohen Preissteigerungen sind die Kundinnen und Kunden, die Verträge über einen bestimmten Zeitraum abgeschlossen haben, in der Regel zwischen ein und drei Jahren. Sie müssen auch nichts unternehmen.

Handeln müssen dagegen die Bestandskundinnen und -kunden, die in der Grundversorgung sind. Steinbrich: „Allen aus diesem Bereich bieten wir einen Treuetarif, der ab dem 1. März gilt. Sie müssen das Angebot annehmen und unterschreiben.“ Enni habe diesen Weg gewählt, um rechtlich sicher zu sein. Andere Anbieter hätten die Grundversorgung geteilt.

Wie geht es weiter?

Wer den Treuetarif annimmt und durch Unterschrift bestätigt, kann laut Enni bis zum Jahresende mit den im Dezember 2021 mitgeteilten Preisen rechnen. Die Schreiben gehen in den nächsten Tagen raus, mehr Informationen gibt es in Kürze auch auf www.enni.de