Kamp-Lintfort. Es gibt ein neues Angebot im Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp. Dabei geht es ziemlich weltlich zu. Am Montag war Premiere.
„Wie? Schon vorbei?“, staunten die Damen. „Wir hätten gerne noch mehr von Ihnen gehört. Das war wunderbar, man versteht Sie so gut.“ Ja, aber die Veranstaltung heißt nun mal Kloster, Kaffee, Kunst – und nicht umgekehrt. Die kleine und zugegeben mit gerade einer knappen Viertelstunde wirklich kurze Erläuterung von Kunstwerken durch den Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp, Peter Hahnen, ist eher Beigabe denn Hauptpunkt. Anschließend geht es an die reich gedeckte Kaffeetafel ins Antoniuszimmer.
Nun war die muntere Runde auch die Montagsgruppe des VfL Repelen. Die Damen – alle jenseits, manche weit jenseits der 60 – haben Kondition. „Und wir sind alle wissbegierig“, sagt Übungsleiterin Hannelore Leciejewski. Mal sehen, wie die nächste Gruppe, die am nächsten Montag dieses „Bildungs-Kurzprogramm“ gebucht hat, reagiert und welche Bilder Hahnen dann vorstellt. Die sportlichen Seniorinnen haben nämlich die Premierenveranstaltung gebucht. „Wir bewerben das schon seit drei Monaten, aber irgendwie wollte bisher niemand. Vermutlich war das Wetter noch zu gut“, vermutet Peter Hahnen.
Dabei hat er den Damen aus Repelen versprochen: „Heute ist Montag. Da beiße ich nicht.“ Sollte natürlich nur heißen, dass sie ein wenig näher kommen sollten, damit sie das, was er beschreiben wollte, auch sehen konnten. „Man könnte sagen: Oh, ein Treppenhaus. Aber tatsachsächlich kann man hier einen Blick auf die gesamte Klostergeschichte werfen“, machte er neugierig.
Der Erzbischof wird niemals so ausgesehen haben
Mächtig und in Eiche gerahmt hängt direkt im Eingang zum Zentrum ein Bildnis des Erzbischofs von Köln, Friedrich mit Namen, der die Mönche aus dem Burgund vor 900 Jahren nach Kamp lockte. „Weit genug weg von Köln“, ergänzte Hahnen. Die Zisterzienser galten als reformfreudig. Und – gut zu wissen – jener Friedrich wird in vollem Ornat gezeigt, mit roten Pantöffelchen, wie es Bischöfe im 18. Jahrhundert trugen, also zur Entstehungszeit dieses Bildes. „Vor 900 Jahren wird der niemals so ausgesehen haben.“
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Ja, wer steht denn da?
Von Friedrich ist nur einen Schritt bis zu, ja wem eigentlich? „Wir dachten lange es sei Diana, die Göttin der Jagd“, räumte Hahnen ein. Aber es ist Afrika. Es war durchaus üblich, die Kontinente so darzustellen. Und weil es sich bei der Figur um eine der letzten von vielen barocken Arbeiten handelt, die mal im Terrassengarten standen, steht sie für das Ende des Klosters Kamp. dies habe Napoleon 1802 besiegelt. Denn Napoleon habe kein Problem mit dem Glauben gehabt, aber Klöster waren ihm als Brutstätte von Klugheit einfach nicht geheuer.
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Hahnen erinnerte an dieser Stelle an die Prälatur, die verfallen ist. „Ein großzügiges, ja angeberisches Objekt“, befand Hahnen. Was nun überhaupt nicht zu den Ideen der Zisterzienser passe. Aber so sei das ja bis heute, mit der hohen Flughöhe von Ideen und dem, was dann davon übrig bleibt, wenn’s ernst wird, meinte er mit Blick auf die Parteienlandschaft von heute. Zuviel Geschichte soll nach dieser Führung ja nicht schwer im Magen liegen, bevor es an die Kaffeetafel geht.
Nur zwei Bilder? Na gut, dann eben drei
Eigentlich soll nach zwei ausgewählten Bildern Schluss sein bei „Kaffee und Kunst“, aber gut, Hahnen ließ sich schnell überreden, noch über dieses unscheinbare, „nicht besonders kostbare“ Gemälde am Treppenaufgang zu sprechen. Es zeigt die „Lactatio des Heiligen Bernhard von Clervaux“. Der Legende nach soll die Mutter Jesu dem Mann etwas von ihrer Muttermilch in Gesicht gespritzt haben. Gut, dass der Firniss schon sehr dunkel ist bei dieser Malerei.
>>> So funktioniert’s
Kloster, Kaffee, Kunst ist ein neues Angebot des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp. Es ist nur montags, dienstags und donnerstags zu buchen und kostet pauschal inklusive Kaffeetafel 85 Euro. Teilnehmen können zwei bis 12 Personen. Info: 02842/927540.
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