Kamp-Lintfort. . Museumsleiter Peter Hahnen rückt zwei Bilder in den Mittelpunkt. So manches Detail birgt wertvolle Informationen über die Historie des Klosters.
- In unserer Serie „Reif fürs Museum“ rückt Museumsleiter Dr. Peter Hahnen zwei Bilder in den Mittelpunkt
- Der „Kamper Stammbaum“ von 1728 erzählt von Muskelspielen und Gottesfurcht
- Das Gemälde von Abt Polenius ist voller Anspielungen
Nicht etwa in die Schatzkammer hat Dr. Peter Hahnen vom Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp für unsere Reihe „Reif fürs Museum“ geschaut. Nein, er zeigt uns das Nächstliegende direkt hinter dem Eingang zum Museum. „Sie sind nicht spektakulär und werden oft nur im Vorbeigehen angeschaut. Aber es sind zwei Bilder, die die Macht und Herrlichkeit des Klosters Kamp zeigen. Doch in beiden Fällen gibt es deutliche Verweise, dass es mit all der Herrlichkeit nichts wäre ohne den Segen Gottes“, beschreibt Hahnen.
In der Tat beeindruckend ist der „Kamper Stammbaum“. Im Bild des unbekannten Künstlers ist er von prächtigem Wuchs, auf der Mitte des Abteiplatzes stehend. Aus seinen Ästen wachsen die Namen aller Töchterklöster von Kamp, auch Filiationen genannt. Und das sind viele, 80, um genau zu sein. Früher hing das Gemälde in der Eingangshalle des Klosters. Es zeugt von Einfluss und Macht. „Hier spielt jemand mit den Muskeln“, beschreibt Hahnen diese Darstellung, die aus dem Jahre 1728 stammt, recht weltlich. Und doch: Dargestellt ist auch ein Jesuskind, das seine Hand nach dem Baum ausstreckt. „Das bedeutet: Gäbe es ihn nicht, ginge all die Macht und Herrlichkeit nicht“, erklärt der Leiter des Zentrums Kloster Kamp.
Wappen deutet auf Marienfrömmigkeit hin
Entstanden sei dieses Gemälde zur Amtszeit des 44. Abtes auf dem Kamper Berg, Stephan Broichhausen. Sein Wappen ist am unteren Rand zu sehen: „Sowas Ähnliches lassen sich viele als Tattoo machen: Eine Erdenkugel, ein Herz mit Flügelchen und ein Stern sind zu sehen.“ In diesem Falle deute das Wappen auf die Marienfrömmigkeit des Klosters hin.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes ist die Darstellung des Abtes Polenius zu sehen, der von 1636 bis 1664 dem Kloster vorstand. Er ist gemalt worden im klassischen Habit eines Mönches. Ein weißes Leinenhemd, das den frommen Männern auch den Beinamen „Die Grauen“ verschaffte, wie Hahnen weiß: „Denn weiß war es nicht lange, schließlich hatte jeder nur eines davon und es wurde Tag und Nacht getragen. Damit man den Dreck nicht so sah, gab es einen schwarzen Überwurf, das Skapulier.“
Kloster ohne Kirche
Im Hintergrund ist die zerstörte Kirche von Kamp zu sehen. „Das haben wir den Moersern zu verdanken“, scherzt Hahnen und meint den Grafen von Neuenahr und seine Begeisterung für die Reformation, die – kurz gefasst – zum Truchsessischen Krieg führte. Das Kloster musste lange ohne Kirche auskommen. Abt Polenius hat auf diesem Gemälde die Hand auf einem Totenschädel liegen. „Dieses Bild ist voller Anspielungen“, begeistert sich Hahnen. In dem Fall soll es verdeutlichen, dass der Mensch nicht mehr als ein Windhauch sei. Gezeigt wird in diesem Bild auch, dass Polenius erwirkt hat, die Bischofsinsignien zu tragen: Mitra, Handschuhe und rote Pantoffeln. Rechts im Bild ist eine Darstellung vom blutenden Jesus am Kreuz zu sehen. „Du wärest nichts, ohne dass er es begonnen hätte“, sieht Peter Hahnen in diesem Detail, das die Herrlichkeit des Abtes relativiert.