Moers/Neukirchen-Vluyn/Kamp-Lintfort. Die Zahl der geflüchteten Menschen steigt. Die Kommunen müssen handeln. In Moers wird jetzt eine Turnhalle zur Unterkunft umfunktioniert.

Die Zahl der Flüchtlinge steigt. Für viele Kommunen wird das zur Herausforderung. Der Städtetag rechnet damit, dass im Winter etliche Städte Geflüchtete wieder in Hotels, Turnhallen oder anderen Einrichtungen unterbringen müssen. In Moers wird das der Fall sein.

Voraussichtlich in der 43. KW müsse die erste Turnhalle mit 36 bis maximal 72 Plätzen in Betrieb genommen werden, die Vorbereitungen dazu stünden kurz vor dem Abschluss, sagt der Moerser Stadtsprecher Klaus Janczyk auf Anfrage der NRZ. Dabei handelt es sich um die Turnhalle an der Achterathsfeldschule in Kapellen. Diese war bereits 2015/2016 für solche Zwecke genutzt worden.

Die Turnhalle wurde bisher wieder vom TV Kapellen und einem Justizsportverein genutzt; diese hätten jetzt temporär eine Alternative bekommen. Über die Dauer der Turnhallennutzung als Flüchtlingsunterkunft wird in einem Drei-Monats-Rhythmus entschieden. Für die Geflüchteten wird es in Kapellen eine direkte Ansprechperson geben. „Wir arbeiten auch dort mit den Johannitern zusammen“, sagt Janczyk. Insgesamt leben in der Grafenstadt derzeit 1048 geflüchtete Menschen, 431 davon aus der Ukraine.

In Moers gibt es keine Probleme

80 Personen sind nach Stadtangaben in Hotels, 64 in städtischen (Sammel)-Unterkünften und 287 in städtisch angemieteten Wohnungen untergebracht. Wie es weiter auf Nachfrage heißt, sind aktuell 65 Plätze frei. 33 Personen sind für die kommenden beiden Wochen angekündigt. Es besteht laut Stadt aktuell eine Aufnahmeverpflichtung für 136 Personen. Trotz der hohen Zugänge seien bisher aber keine gravierenden Probleme entstanden.

In Neukirchen-Vluyn muss man derweil noch nicht auf Turnhallen zurückgreifen. Insgesamt leben dort 469 geflüchtete Menschen, davon 218 aus der Ukraine. Von diesen Menschen sind 86 sind in städtischen Unterkünften untergebracht. 132 wohnen in selbst angemieteten Wohnungen, heißt es auf Nachfrage seitens der Stadtverwaltung. Teilweise würden Optionen genutzt, die Bürgerinnen und Bürger bereits zu Beginn der Krise zur Verfügung gestellt haben, heißt es weiter.

In der Bindestrich-Stadt gibt es auch noch Plätze in den städtischen Unterkünften. Wie viele das sind, kann die Stadt nicht benennen, da in der Frage der Unterbringung Faktoren wie Nationalität sowie Zuweisung von Familien oder Einzelpersonen eine Rolle spielen.

Wie in Moers rechnet auch die Neukirchen-Vluyner Stadtverwaltung mit weiteren Zuweisungen. In den vergangenen Wochen seien neben 27 Flüchtlingen aus der Ukraine sechs Syrer, sechs Somalier und zwei Menschen aus der Mongolei zugewiesen worden.

„Da mit Beginn der Ukraine-Krise zügig weitere städtische Unterbringungskapazitäten geschaffen wurden, war die Lage bisher beherrschbar“, teilt die Stadt mit. Die ukrainischen Flüchtlinge, die zum Rechtskreis des Jobcenters gewechselt sind, könnten sich zudem zwischenzeitlich Wohnungen auf dem freien Markt anmieten. Mit Blick auf die Betreuung der Flüchtlinge verweist die Stadt „auf gut funktionierende Strukturen aus für sie ehrenamtlichen Helfenden der direkten Flüchtlingshilfe“ sowie des Partners Grafschafter Diakonie. Insofern sei eine Versorgung der vor Ort lebenden Geflüchteten durchgehend gewährleistet.

Kamp-Lintfort braucht noch keine Turnhallen

Und wie sieht es in Kamp-Lintfort aus? „Die Zahlen steigen derzeit. Bisher können wir noch alle Flüchtlinge unterbringen, ohne Sporthallen in Anspruch zu nehmen. Ob das auf Dauer so bleibt, lässt sich nicht sagen“, sagt hier der Erste Beigeordnete Christoph Müllmann auf NRZ-Nachfrage. Derzeit gebe es noch 50 freie Plätze in Sammelunterkünften. In der Laga-Stadt haben insgesamt 559 Menschen Zuflucht gefunden, 378 davon aus der Ukraine.

Die von Innenministerin Nancy Faeser beim Kommunen-Gipfel skizzierte Situation, dass verstärkt Menschen aus anderen Ländern der Welt nach Europa kommen, kann er bestätigen: „Die Entwicklung zeigt sich auch in Kamp-Lintfort. In den vergangenen Wochen wurden uns fast ausschließlich Flüchtlinge aus anderen Ländern zugewiesen.“ Mit Blick auf die Versorgung der Menschen lobt der Beigeordnete den Einsatz und die Flexibilität der Mitarbeitenden im Rathaus, sagt jedoch: „Das Ganze lässt sich aber auch nur mit Hilfe der vielen Partner stemmen.“

Die Stadt beziffert das Defizit bei den Kosten für die Flüchtlingsversorgung für 2022 mit 500.000 Euro. Das werde sich noch erhöhen.