Moers. Der Kreis Wesel hatte bisher Kontingente im Hotel van der Valk angemietet für die Unterbringung von Flüchtlingen. Nun übernimmt die Stadt Moers.

Es ist eine dringende Bitte, die die ukrainischen Menschen aus dem Hotel van der Valk an den Moerser Bürgermeister richten. Sie haben erfahren, dass die Johanniter dort ab dem 1. Juli nicht mehr tätig sind, und sorgen sich, dass sie mithin nun keine Ansprechpartner mehr haben, die ihnen im Alltag in Moers helfen. Ob Bürgermeister Christoph Fleischhauer sich einsetzen möge, dass wenigstens ein Teil der Johanniter doch bleiben könne, heißt es in einem Schreiben der Bewohnerinnen und Bewohner.

Der Brief zeigt auf, wie wichtig die Unterstützung hier ist; bei den Anmeldungen der Kinder an den Schulen, bei Arztbesuchen, Ämtern und dergleichen mehr. Die gute Nachricht für die Menschen: Sie bekommen weiterhin Hilfe bei diesen Angelegenheiten.

Nur: Es werden nicht mehr die Johanniter sein. Das liegt schlicht darin begründet, dass die Unterkunft bisher vom Kreis Wesel angemietet worden ist. Der hatte bis zu seinem Zuständigkeitsende die besagte Organisation vertraglich gebunden. Dieser befristete Vertrag läuft aus.

Moers hat ein eigenes Konzept

Jetzt betreibt die Stadt Moers die Unterkunft. Der Kreis habe im Frühjahr vorausschauend geplant, falls es in den kreisangehörigen Kommunen Probleme bei der Unterbringung der ukrainischen Menschen gibt, erklärt Stadtsprecher Klaus Janczyk. „Wir waren die ersten und die letzten, die es genutzt haben“, sagt er weiter. Heißt: die einzigen.

Die Stadt habe keine Veranlassung gesehen, den Vertrag mit den Johannitern zu verlängern; denn sie habe ihr eigenes Betreuungskonzept, das bereits in den anderen Einrichtungen angewendet wird. Alles läuft über die Servicestelle Zuwanderung; dort haben die Mitarbeitenden den Draht zu den Organisationen und den Ehrenamtlichen. Derzeit teilen sich vier Kräfte die Arbeit in drei Einrichtungen auf, sagt Janczyk. Sie sind dort Ansprechpartner in allen Belangen und beraten nach Möglichkeit in der jeweiligen Landessprache.

Beratungen finden in der Landessprache statt

Dieses Konzept soll auf den neuen Standort ausgeweitet werden, das Ausschreibungsverfahren sei gestartet, sagt der Stadtsprecher, man habe geeignete Bewerberinnen und Bewerber in Aussicht. Ein bis zwei Personen sollen eingestellt werden, die bestenfalls Ukrainisch sprechen, gern auch Polnisch oder Russisch.

Bis diese neuen Mitarbeitenden loslegen können, übernehmen die anderen Beratungskräfte vertretungsweise die neuen Aufgaben und damit im wesentlichen das, was bisher die Johanniter geleistet haben. Nur eine 24/7-Betreuung könnten sie nicht gewährleisten, betont Janczyk.

Aktuell leben im van der Valk 72 Personen, die Stadt hat eine Option für 120 Betten. „Wir erwarten in den kommenden zwei Wochen zwei Gruppen mit jeweils 20 Personen“, kündigt der Stadtsprecher an. Er sagt aber auch, dass perspektivisch eine andere Unterbringung für die Menschen aus der Ukraine gefunden werden soll. 158 leben beispielsweise aktuell in von der Stadt angemietetem Wohnraum. „Das ist ein fließender Prozess.“