Kreis Wesel. Das Fahrradverleihsystem landet in der Schublade. Am Ende ist die finanzielle Lage in den Kommunen zu schlecht. Einige haben dennoch Interesse.

Es sollte eigentlich nur eine Sachstandsmeldung werden. Stattdessen geriet der vergangene Mobilitätsausschuss zu einem Abgesang auf das kreisweite Fahrradverleihsystem. Nur einen Tag später verkündete Kämmerer Karl Borkes im Kreisausschuss, dass die Idee nicht weiter verfolgt werde. Diejenigen Kommunen, die dennoch Interesse an einem Fahrradverleihsystem haben, mögen sich doch bitte ans Metropolrad Ruhr wenden. Ausschlaggebend waren die Signale, die aus zahlreichen Kommunen gekommen waren, obwohl sie zunächst Interesse bekundet hatten. Tenor: Nicht zu bezahlen!

Kreis Wesel: Fahrradverleihsystem hat momentan keine Chance

Der Kreis war mit viel Ehrgeiz in dieses Projekt gestartet. Bis auf Hamminkeln, das in dieser Woche hätte informiert werden sollen, hatte Mobilitätsmanager René Augustin jede Kommune besucht und sich dort, bis auf Sonsbeck, die vorläufige Legitimation zur Entwicklung eines kreisweiten Fahrradverleihsystems geholt, das für drei Jahre mit Landesförderungen finanziert werden sollte. Danach allerdings hätten die Kommunen das gesamte System finanziell allein stemmen müssen. Ein Rechenspiel, das die meisten Städte und Gemeinden, die bekanntlich ohnehin mit massiven Finanzproblemen kämpfen müssen und zu großen Teilen über Steuererhöhungen diskutieren, nicht darstellbar nannten.

Auch in der Kreispolitik herrschte Skepsis. Allen voran bei den Grünen, die das Verleihsystem neben der finanziellen Belastung unnütz nannten, solange so viele Radwege im Kreis Wesel nicht saniert seien, zumal am Niederrhein kaum Mangel an Fahrrädern in den Haushalten herrsche. FDP und CDU sahen das ähnlich kritisch. CDU-Fraktionschef Frank Berger schlug allerdings vor, die Idee „in den Themenspeicher zu legen, um ihn in ein paar Jahren noch einmal anders zu besprechen“.

Die SPD hatte als einzige Fraktion zunächst noch versucht, für eine Fortführung des Projektes zu werben, auch, um ein einheitliches System im Kreis zu schaffen. Schließlich gebe es Kommunen, „die ein wirkliches Interesse daran haben“, sagte Doris Beer im Mobilitätsausschuss. Zum Beispiel hatten sich Neukirchen-Vluyn und Moers ziemlich früh interessiert gezeigt. Am Ende mussten die Sozialdemokraten einsehen, dass ein kreisweites Fahrradverleihsystem derzeit keine Mehrheit haben würde. Die Hauptschuld sehen sie vor allem bei Bund und Land, „die zu wenig Geld in die Mobilitätswende stecken“, so Doris Beer.

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