Kreis Wesel. Landwirte, Waldbauern und Wasserverbände haben das Wetter im Blick. Sie hoffen, dass die Dürre diesmal ausbleibt.
Sonnenschein, Trockenheit – der Sommer naht. Nach den vergangenen drei Dürresommern wirft die aktuell anhaltende „Schönwetterperiode“ Fragen auf. Wie geht es Wald, Landwirtschaft, den Flüssen? Und müssen wir uns erneut auf einen extremen Klimasommer einstellen?
Getreide reift schneller
Noch sind die Landwirte im Kreis Wesel weitgehend entspannt, bis auf diejenigen, die Kartoffeln und Gemüse anbauen: Sie müssen jetzt bereits bewässern, sagt Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. „Bis Mitte Mai war es relativ kühl und hat geregnet“, erläutert er, „das hat gut getan“. Allerdings machen die aktuellen Temperaturen mit mehr als 30 Grad die seinerzeit gekeimten Hoffnungen auf eine besonders gute Ernte zu Nichte. „Die Temperaturen tun dem Getreide weh, es reift schneller. Aber wir nehmen es wie es kommt, es wird wohl eher eine durchschnittliche Ernte werden“, so Leuchtenberg.
Getreide reife schneller bei hohen Temperaturen, so werde wohl die Gerste Anfang Juli geerntet, der Weizen Mitte Juli. „Kartoffeln müssen jetzt aber beregnet werden, sonst leidet die Qualität.“ Doch die Bauern wollen nicht klagen, der erste und zweite Grasschnitt war, anders als im vergangenen Jahr, gut. Damit gebe es keine Sorgen, dass das Futter knapp werden könnte. Zudem hofft Leuchtenberg auf den ein oder anderen Schauer in der kommenden Woche; der Mais leidet, wenn er zu lange trocken steht.
Der Blick in den Wald fällt da schon kritischer aus. „Die Trockenheit ist nicht förderlich“, sagt Reinhard Krebber, Vorsitzender der Waldbauernschaft im Kreis Wesel. „Totholz bleibt liegen, die Waldbrandgefahr steigt.“ Zudem sind die Waldbesitzer seit Jahren damit beschäftigt, anzupflanzen, um den Forst zu erneuern und klimaresistenter zu gestalten. „Die Anpflanzungen leiden unter der Trockenheit“, erläutert Krebber. Die jungen Bäume kommen mit dem Wassermangel noch nicht klar.
Im Bereich der Naturverjüngung – hier warten die Waldbesitzer, was von selbst wächst und bessern bei Bedarf aus – sei das nicht so dramatisch. Baumschulware aber leide – hier kann innerhalb weniger Wochen intensive Arbeit umsonst gewesen sein. Ältere Bäume mit tiefen Wurzeln kommen aktuell noch gut klar. Für den Wald zählt auch der Rheinpegel, erläutert Krebber: Steigt der mal deutlich an, wirke sich das auf den Grundwasserspiegel der ganzen Region positiv aus.
Die Pegelstände fallen
Danach sieht es derzeit nicht aus. Jan Böhme, Hydrologe am Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, berichtet von fallenden Pegelständen in den kommenden Tagen. Aktuell sei die Schifffahrt noch nicht betroffen, bei einem Pegelstand von um die 2,50 am Rheinpegel Wesel sei man noch einen Meter vom mittleren Niedrigwasser entfernt. Das ist bei einem Pegelstand von 1,44 Meter angesetzt, der Minusrekord lag im vergangenen August bei 92 Zentimetern. Übrigens beginnt ein mittleres Hochwasser beim Stand von 8,04 Meter, doch das ist noch lange nicht zu erwarten. Alles in allem sei der Wasserstand typisch für diese Jahreszeit. „Der Sommer hat gerade erst begonnen, es sind Niederschläge nötig, damit die Pegelstände ansteigen“, erläutert Böhme.
Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft/Lippeverband geht ebenfalls von einer Entwicklung erst im Laufe des Jahres aus, derzeit sei an der Lippe noch alles entspannt. „Wir müssen aber im Sommer mit Extremen rechnen“, so Abawy, „mit Dürre und Starkregen“. Am ungünstigsten wäre ein Starkregen nach langer Trockenheit – dann könnten die Böden das viele Wasser nicht aufnehmen und es drohe eine Hochwasserlage. Schwieriger sei die Lage im Emschersystem, wo aktuell renaturierte Gebiete unter einen geringen Wasserstand litten.
Wenig Wasser in der Issel
Neun Zentimeter am Pegel Dämmerwald, 19 in Isselburg: Die Issel führt aktuell sehr wenig Wasser, wie Isselverbandsvorsitzender Hans-Georg Haupt auf Anfrage mitteilt. Die Trockenheit sei europaweit, was tun? „Wir können das Wasser nicht herzaubern.“ Auch ein drohendes Fischsterben wie im vergangenen Jahr könne er nicht ausschließen, „ohne Wasser gibt es keine Fische. Wir haben bereits diskutiert, die Wehre zu öffnen, dann würde das Wasser samt Fisch in Richtung Niederlande laufen. Die Issel wäre trocken – das kann auch nicht die Lösung sein“, sagt Haupt.
Er vermute, dass sich die Lage in den kommenden Jahren nicht bessern werde. Zumindest zum Thema Fische in der Issel hat sich zwischenzeitlich ein Arbeitskreis aus Kreis, Städten und Gemeinden getroffen und gemeinsam mit dem Rheinischen Fischereiverband ein gemeinsames Vorgehen bei Austrocknung vereinbart, um die Tiere zu retten. Noch ist das nicht notwendig. Alle Blicke richten sich jetzt auf die Wettervorhersagen der kommenden Wochen. Kurzfristig ist mit Abhilfe kaum zu rechnen.