Kreis Wesel. Die Tochter in finanziellen Schwierigkeiten? Mit dieser Masche überrumpelten Unbekannte eine Frau. Sie spricht jetzt darüber.
- Immer wieder kommt es im Kurznachrichtendienst WhatsApp zu Betrugsfällen.
- Eine Frau aus dem Kreis Wesel ließ sich von Betrügern überrumpeln.
- Sie hatte am Ende Glück im Unglück und will ihre Geschichte erzählen.
„Ich habe keinen Grund, mich zu schämen“, sagt die fit wirkende Rentnerin entschlossen. Ihr ist passiert, was in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen nicht nur im Kreis Wesel zustößt, aus Scham werden manche dieser Taten nicht einmal angezeigt: Trickbetrüger haben mit einer miesen Masche Geld von der 66-Jährigen ergaunert. Damit andere Leute gewarnt sind, erzählt sie ihre Geschichte ganz offen. Wir haben vereinbart, dass sie das anonym tun kann.
„Ich war mit meiner Freundin auf einer Radtour zur Gravmühle“, erzählt Katrin (Name geändert) von diesem Morgen am 27. Oktober. Um 10.42 Uhr kam die erste WhatsApp: „Hallo Mama. Du kannst meine alte Nummer löschen.“ Dann kam die Geschichte: Angeblich sei ihre Tochter bei der Bank gewesen, um eine Rechnung zu bezahlen. Die müsse an diesem Tag beglichen werden. Wegen ihrer neuen Nummer und weil sie ihre Karte verloren habe, könne sie das aber nicht tun. „Kannst du die Rechnung heute für mich bezahlen? Ich schicke dir das Geld morgen zurück“, hieß es dann.
Betrug bei WhatsApp: Die Geschichte klingt dünn
Sicher, das klingt dünn. Aber nur im Rückblick mit dem Wissen, dass es sich um einen Betrug gehandelt hat – hinterher ist man immer schlauer. Doch Katrin war unterwegs, abgelenkt und zudem arglos. „Meine Tochter hat eine Behinderung und musste zur Uniklinik, um Spritzen zu bekommen“, sagt sie. Sie sei dann immer schnell aufgeregt, die Mutter fand die Geschichte unter diesen Umständen plausibel.
Sie fragte zurück, wohin das Geld gehen solle und wie viel? 3008,78 Euro sollten es sein, es folgte die Kontonummer und die Bitte, in Echtzeit zu überweisen. Das tat die Frau am Abend, allerdings überwies sie 308,78 Euro auf das fremde Konto, in der Annahme, dass ihre Tochter sich in der Aufregung vertippt hatte. Sie schickte ihrer „Tochter“ den Überweisungsbeleg und erhielt als Antwort ein „Okay, Danke Mama“ mit einem fetten Herzen. Katrin hörte an dem Abend nichts mehr, am Tag darauf fragte sie per WhatsApp, ob alles bei ihr in Ordnung sei. „Ja, Mama“. Versuche, anzurufen, scheiterten. „Das hat mich schon gewundert. Meine Tochter geht nie schnell ans Telefon, aber gar nicht zu reagieren….“ An die neue und an die alte Nummer schickte sie die Bitte „Rufe mich mal an“.
Frau aus dem Kreis Wesel erstattet Anzeige
Spät nachts reagierte die richtige Tochter und fragte, ob etwas passiert sei? „Da wurde mir klar, es stimmt etwas nicht.“ Sonntags um 8 Uhr radelte sie per E-Bike zur Polizei und erstattete Anzeige. „Die sagten, das Geld werde ich wohl nicht wieder sehen“, so Katrin, die inzwischen auch ihre EC-Karte hatte sperren lassen. Montags ging sie zu ihrer Bank und auch dort machte man ihr wenig Hoffnung.
Eine Woche darauf kam die Post: Die beteiligten Geldinstitute haben zusammengearbeitet, das Geld ist zurücküberwiesen. „Der Bankmitarbeiter hat mir gesagt, dass er selbst bereits Opfer geworden ist. Er hat eine vierstellige Summe überwiesen und nicht zurückbekommen.“ Es kann jeden und jede treffen, denn wenn die eigenen Kinder in Not sind, ist die Hilfsbereitschaft groß.
„Wir haben jetzt in der Familie einen Code vereinbart. Wenn jemand von uns seltsame Anrufe oder WhatsApps bekommt, muss der genannt werden, sonst wissen wir, das ist nicht echt.“ Wie die Kriminellen an die Nummer von Katrin gekommen sind, ist unklar. Einige Tage später bekam die Tochter eine ähnliche Nachricht, doch sie hat keine Kinder. „Es ist unglaublich, was diese Leute sich alles einfallen lassen“, sagt Katrin.
Die Kreispolizei Wesel wird nicht müde, vor allen möglichen Varianten des Betrugs zu warnen, der sich häufig gegen Senioren richtet. Vorsicht ist immer dann geboten, wenn eine Nachricht von einer unbekannten Nummer kommt. Ein persönlicher Kontakt mit den Angehörigen kann Aufschluss darüber bringen, ob jemand aus der Familie tatsächlich Geld benötigt. Keinesfalls sollte man Geld überweisen. Im Zweifel lieber die Polizei einschalten. Sie bittet auch Angehörige, ältere Familienmitglieder vor solchen Betrugsmaschen zu warnen.