Kleve. An der Demonstration gegen Rechtsextremismus nahmen in Kleve rund 10.000 Menschen teil. Was die Organisatoren jetzt planen.
Etwa 100 Menschen waren angemeldet, doch zur Großdemo gegen rechts sind im Sonntagnachmittag knapp 10.000 Menschen erschienen. Falko Mesch, Svenja Riensberg und Jannik Berbalk aus dem Organisationsteam sprechen nun von einem „überwältigendem Erfolg. Die Menschen wollten ein Zeichen setzen. Sie wollten sichtbar sein. Sie wollten gehört werden. Und sie wurden gehört“.
Mit vielen Tausenden ging es vom Bahnhof, wo Kleves Bürgermeister Wolfgang Gebing ein Plädoyer zum Protest hielt, zum Platz, wo ehemals die Synagoge in Kleve stand. Dort hielt Ron Manheim eine Rede, die kritisch, aber zu gleich hoffnungsvoll zum Dialog aufrief und ermahnte, dass die Nazis 1933 auch in Kleve niemals in der Mehrheit waren, man sie aber gewähren ließ.
Spenden gehen an Correctiv und „Exit“
Die Demonstration zog dann zur Abschlusskundgebung auf den Koekkoekplatz. Dort hielten Stefan Rouenhoff (CDU), Christian Nitsch (SPD), Yvonne Lamik (Volt), Udo Weinreich (Offene Klever) und Hedwig Meyer Willems (Bündnis90/Die Grünen) ihre Reden für ein demokratisches Miteinander.
Vor und während der Demonstration sammelten die Organisatorinnen Spenden für die Demonstration. Zusammengekommen sind mehrere Hundert Euro. Alle überschüssigen Spenden werden dem Recherche-Netzwerk Correctiv und dem Aussteigerprogramm für Rechtsextreme in Deutschland „Exit“ übergeben.
Riensberg: „In den Dialog treten“
Svenja Riensberg betont: „Jetzt gilt es aus dem Protest in den Dialog zu treten. Wir müssen auf die Menschen zugehen, welche nicht derselben Meinung sind wie man selbst. Wir dürfen nicht aufhören zu hinterfragen, statt auszuschließen, und müssen uns den Menschen widmen, welche sich einem Dialog nicht verschließen.“
Weitere Demonstration gegen rechte Tendenzen sind für die kommenden beiden Sonntage, 28. Januar, und 4. Februar, in Goch und Emmerich angekündigt.
+++ So haben wir am 21. Januar über die Großdemo in Kleve berichtet +++
Familien mit Kindern, Freundeskreise, Vereinskollegen, Alleinstehende, Menschen mit Migrationsgeschichte, Ur-Klever, Kommunalpolitikerinnen, Senioren und Jugendliche – sie alle demonstrierten am Sonntagnachmittag, 21. Januar, gemeinsam in der Klever Innenstadt für den Erhalt der Demokratie und gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Faschismus. Es waren beeindruckende Bilder, die sie bei ihrem friedlichen Protestzug vom Bahnhof über den Synagogenplatz und bis zum Koekkoekplatz erzeugten. Laut Veranstalter sollen rund 10.000 Menschen an der Großdemo teilgenommen haben. Die Kreispolizei Kleve gab keine Schätzung ab, hielt diese Zahl aber für nicht unrealistisch.
„Ihr seid der Wahnsinn“, rief Jannik Berbalk über ein Mikrofon den Teilnehmenden vom kleinen Rednerpodest zu, das aus drei übereinander gestapelten Holzpaletten bestand. Der Klever Aktivist hatte zusammen mit Falko Mesch die Demonstration unter dem Motto „Gemeinsam gegen rechts“ nach der aufsehenerregenden Recherche des Medienhauses Correctiv über ein Treffen von Neonazis mit AfD-Vertretern angemeldet – ursprünglich für 100 Menschen. Es wurden letztlich deutlich mehr. „Vielen Dank, Kleve, für dieses tolle Zeichen. Es ist ein unglaubliches Bild der Solidarität, Liebe und Hoffnung“, sagte Berbalk.
Bürgermeister Gebing: „Wir in Kleve sind vielfältig“
Die von Fridays for Future organisierte und von zahlreichen Organisationen unterstützte Demonstration begann am Bahnhof, wo die Menschen von der Bahnhofstraße bis zum Postgebäude standen. „Wer jetzt nicht aufsteht, hat nichts verstanden. Wir in Kleve sind vielfältig und dulden keinen Fremdenhass“, sagte Bürgermeister Wolfgang Gebing in seiner Rede, ehe sich die Menge angeführt von Politikern aus verschiedenen Parteien auf den Weg die Fußgängerzone hinauf machte.
Als der Großteil bereits den Synagogenplatz unterhalb der Schwanenburg zur Zwischenkundgebung erreicht hatte, liefen immer noch Demonstrierende erst am Bahnhof los. Es war eine sehr lange Kette von Menschen, viele mit Plakaten, die an diesem kalten Januartag für die freiheitliche Grundordnung eintrat. Kurzzeitig wurde dabei die Parole „Ganz Kleve hasst die AfD“ angestimmt. Dann besann sich die Demonstrationsleitung. „Wir wollen dem Ganzen mit Liebe begegnen“, sagte Jannik Berbalk und skandierte: „Ganz Kleve für Demokratie.“
Manheim fordert Gespräche mit Nichtwählern
Am Synagogenplatz mahnte Ron Manheim, Ehrenvorsitzender des Vereins Haus Mifgash, dass die Demokratie nicht nur gegen Rechtsextremisten verteidigt werden müsse. Er forderte die Parteien zudem auf, die sehr große Anzahl an Nichtwählern in den Blick zu nehmen. „Wir müssen in die Wohnviertel mit niedriger Wahlbeteiligung gehen und das demokratische Gespräch suchen“, sagte Manheim.
Stefan Rouenhoff, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Kreis Kleve, betonte in seiner Rede bei der Abschlusskundgebung der gut zweistündigen Demonstration, dass „die AfD niemals eine Alternative für Deutschland sein wird“. Er zeigte sich angesichts der großen Mobilisierung „stolz auf den Kreis Kleve. Wir werden mehr und lauter“.
3000 Menschen bei Demo in Kevelaer
Für Christian und Sandra Maas, die mit ihrem elfjährigen Sohn Hannes an der Demo teilnahmen, war dies eine Selbstverständlichkeit. „Uns ist ein gutes Miteinander und die Teilhabe von Menschen mit Handicap in der Gesellschaft wichtig“, sagten sie. Dafür ging die Familie auf die Straße und war begeistert von der großen Zahl an Demonstrierenden. „Für Kleve ist das ein Hammer“, meinte Christian Maas.
Bereits am Samstag, 20. Januar, waren laut Veranstalter 3000 Menschen zu einer Kundgebung für Demokratie und Freiheit auf den Peter-Plümpe-Platz in Kevelaer gekommen. „Unsere Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Die Menschen haben hier in Kevelaer ein deutliches Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen Hass und Hetze gesetzt“, so Annika Selders und Felix Fischer, Sprecher der Grünen Kevelaer, die die Kundgebung zusammen mit den Kreis Klever Grünen organisiert hatten. Veranstalter war aber ein breites Parteienbündnis aus CDU, SPD, FDP, VWG, KBV und Grünen.
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