Kleve. Verein Haus Mifgash Kleve lud zum Friedensspaziergang. Syrer sprach von Freiheit, die wie Sonne den Schnee zum Leuchten bringe. Was das Fest bot.

Nein, eine Lösung für die Kriege in der Welt könne er nicht anbieten, sagt Thomas Ruffmann. „Aber wir werden Frieden nur dann schaffen, wenn es damit in den Kommunen losgeht“, zitierte er den ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan. Ruffmann, Vorsitzender des Vereins Haus Mifgash, konnte sich beim Friedens-Spaziergang durch die Klever Innenstadt über ungefähr 250 Menschen freuen, die mitliefen.

Begegnung ist der zentrale Inhalt des Vereins Mifgash

Am Platz der ehemaligen Synagoge und unterwegs sprach Mifgash-Vorsitzender Thomas Ruffmann.
Am Platz der ehemaligen Synagoge und unterwegs sprach Mifgash-Vorsitzender Thomas Ruffmann. © NRZ | Andreas Daams

Begegnung – das ist der zentrale Inhalt des Vereins, der zu diesem Zweck auf dem Synagogenplatz neben der Schwanenburg ein Haus der Begegnung errichten will.

Das Festival der Begegnung fand am Samstag nun bereits zum siebten Mal statt. In diesem Jahr aber nicht an einem zentralen Ort. Am Beginn trafen sich die ersten Teilnehmer am Synagogenplatz. „Hier hat das dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte begonnen“, erinnerte Ruffmann an die Reichspogromnacht, in der auch in Kleve die Synagoge brannte. Später brannte dann die ganze Stadt – just am 7. Oktober vor 79 Jahren legten 355 Bomber der Alliierten die Stadt in Schutt und Asche. Woran wiederum die Kirchenglocken erinnerten, die wie jedes Jahr um 13.30 Uhr läuteten.

„Die Freiheit ist in unserem Land untergegangen“

Bunt mit Kräutern, Mais und Walnüssen zeigte sich der Stand Essbares Kleverland, v.l. Klara Loock, Anett Smyrik, Herbert Looschelders.
Bunt mit Kräutern, Mais und Walnüssen zeigte sich der Stand Essbares Kleverland, v.l. Klara Loock, Anett Smyrik, Herbert Looschelders. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Heute ist Kleve ein schöner Ort, findet Mohamed Al Tenawi. Der Musiker ist vor dem Bürgerkrieg in seiner syrischen Heimat geflohen und lebt nun in Kleve. Auf dem Synagogenplatz spielte er nun eine seiner Kompositionen, ein arabisches Friedenslied. „Die Freiheit ist in unserem Land untergegangen“, heißt es darin. „Aber die Sonne scheint jeden Tag, sogar im Winter, und bringt den weißen Schnee zum Leuchten.“ Ohne Menschenrechte könne es keinen Frieden geben, so sein Fazit.

Teilnehmer sangen Lieder der Friedensbewegung

Joachim Heering zeigt einem Jungen beim Mifgash-Fest in Kleve, wie Frauen in Burundi Waren auf dem Kopf tragen. Die evangelische Kirche Kleve unterstützt seit 15 Jahren Straßenkinder in Burundi.
Joachim Heering zeigt einem Jungen beim Mifgash-Fest in Kleve, wie Frauen in Burundi Waren auf dem Kopf tragen. Die evangelische Kirche Kleve unterstützt seit 15 Jahren Straßenkinder in Burundi. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Nach dem Auftakt auf dem Synagogenplatz bewegte sich der Friedens-Spaziergang über den Fischmarkt die Große Straße hinunter bis zum Campus-Gelände der Hochschule Rhein-Waal. Einige Teilnehmer trugen große hölzerne Vielecke mit Transparenten, dazu gab es viele bekannte Lieder der Friedensbewegung.

Die Idee, durch die Stadt zu ziehen, hatte auch das Ziel, in der Innenstadt Passanten zu erreichen, die sonst nicht zum Festival fänden. Außerdem ging es den Veranstaltern darum, die Erinnerung an die jüdische Geschichte und den Holocaust sichtbar zu machen.

50 Aktionen und 13 Bands auf dem Campusgelände

Einige Studierende waren auch auf der Anfangsveranstaltung auf dem Synagogenplatz dabei. Um gerade die jüngere Generation einzubeziehen, fand das eigentliche „klassische“ Festival mit 50 Aktionen und Ständen sowie 13 Bands auf dem Campusgelände statt. Dort konnte man sein Wissen im Islamismus-Quiz testen, warben Pro Dogbo, Amnesty International, Hilfe Straßenkinder Burundi, Amnesty International, Fridays for Future, Move Factory, Alevitisches Kulturzentrum, Essbares Kleverland, die Fairtrade-Stadt Kleve selbst und andere um Unterstützung. Bevor, wie schon vor zwei Jahren, der Abend bei einer Silent-Disco im Radhaus ausklingen sollte.

Ein halbes Jahr lang hatte das Organisationskomitee das Fest vorbereitet, jeden Montagabend. Jetzt, an einem sonnigen Oktobersamstag, versuchten sich mehrere Teilnehmer daran, die Passanten in der Innenstadt für das Friedensfest zu begeistern, auch mit persönlicher Ansprache. Schließlich geht es ja um die Begegnung – miteinander reden und ins Gespräch kommen, ist da wohl die Grundbedingung. Und wer ist schon ernsthaft gegen den Frieden? Eine der Teilnehmerinnen trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Solidarität, Frieden, Freiheit, Liebe“. Wenn es nur so einfach wäre.