Kleve. Kleve möche endlich zwei Aufzüge an der bestehenden Brücke, um barrierefrei die Gleise zu wechseln. Die Bahn antwortet auf NRZ-Fragen.
Die Deutsche Bahn sieht derzeit keine Planungen für eine barrierefreie Verbindung der beiden Bahngleise 1 und 2 am Klever Bahnhof vor. Das teilt ein Bahnstrecker der NRZ auf Anfrage mit. Die NRZ wollte wissen, wie die Deutsche Bahn für einen barrierefreien Zugang sorgt und wie man die Gleise 1 und 2 sicher und barrierefrei wechseln kann. Dazu der Bahnsprecher: „Am Bahnhof Kleve kommen Reisende stufenfrei zu den Bahnsteigen. Eine Verbindung zwischen den Bahnsteigen gibt es nicht. Aktuell gibt es bei der DB keine Planungen, eine stufenfreie Direktverbindung zwischen den Bahnsteigen zu schaffen.“
Weitere Fragen bleiben unbeantwortet
Die Frage der NRZ, ob die Erstellung von zwei Aufzügen an der bestehenden Fußgängerbrücke auch ohne ein Verfahren nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz möglich ist und ob zwei Aufzüge förderschädlich für die geplante Unterführung in Bahnhofsnähe ist, ließ der Bahnsprecher unbeantwortet.
Vielmehr stellte er fest: „Seitens der Stadt ist im Rahmen der Maßnahme „Fußgänger- und Radfahrerunterführung Bahnhof Kleve“ eine Personenunterführung geplant. Hierdurch würde eine kürzere, stufenfreie Verbindung zwischen den beiden Bahnsteigen entstehen. Weitere Einzelheiten zu den Planungen der Personenunterführung können Sie bei der Pressestelle der Stadt Kleve erhalten.“
>> So berichteten wir am 23. Mai 2024
Muss alles immer so teuer sein? Die Grünen haben jetzt zwei Aufzüge für die Treppe am Bahnhof beantragt, damit ältere Menschen und Rollstuhlfahrer vernünftig zwischen den Gleisen 1 und 2 wechseln können. Eine barrierefreie Alternative gibt es bisher nicht. Kleves Baudezernent Bernhard Klockhaus rechnet mit Kosten von zwei Millionen Euro. Nach Ansicht der Grünen geht es deutlich günstiger. Von 60 bis 80.000 Euro war die Rede.
Technischen Regeln machen es teuer
Woher kommen die Zahlen und warum sind sie so unterschiedlich? Bernhard Klockhaus betonte, dass er die Kosten der Machbarkeitsstudie für die Bahnunterführung entnommen habe: „Ich bin nicht über die Wiese gelaufen, habe zwei Blümchen gegessen und dann die Zahlen geschätzt“, sagte Klockhaus. Man müsse sich an die technischen Regeln der Deutschen Bahn halten, und die seien enorm hoch. Er kenne kein Unternehmen, das strengere Bauvorschriften habe.
Benedikt Verheyen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen und von Beruf Architekt, berichtete, dass er mit mehreren Aufzugherstellern gesprochen habe. Die Kosten für die Aufzüge lägen demnach nur zwischen 60 und 80.000 Euro. Selbst wenn man noch Betonwannen in den Boden einlassen würde, käme man nicht auf zwei Millionen Euro.
Die Bahn müsse für Barrierefreiheit sorgen
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Hedwig Meyer-Wilmes, bedauerte, dass die Aufzugslösung noch nicht richtig geprüft worden sei. „Die zwei Millionen Euro sind eine Zahl aus Tausendundeiner Nacht“, so Meyer-Wilmes. Die Bahn müsse endlich für Barrierefreiheit sorgen und die Aufzüge auch bezahlen.
Jürgen Bomblat, Technischer Beigeordneter der Stadt Kleve, sagte, man habe in diesem Prozess eines gelernt: „Wenn es um die Deutsche Bahn geht, gibt es keine schnelle und auch keine billige Lösung“. Seit acht Jahren werde über das Thema diskutiert. Bernhard Klockhaus befürchtet, dass ein Aufzug am Bahnhof das Großprojekt Unterführung gefährden könnte. „Ich warne davor, Schritte zu unternehmen, die das Projekt Unterführung gefährden könnten“, so Klockhaus. Darin wurde er von Peter Brückner (SPD) bestärkt.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und dem Umland
- Kalkar: Kosmetikhersteller baut große Produktionshalle
- Kreis Kleve: Raderlebnistag Niederrhein mit 21 Routen geplant
- Goch: Das sind die Abiturienten des Gymnasiums
- Kleve: Neue Verkehrsberuhigung vor dem Pflegeheim Clivia
In der weiteren Diskussion wies Klockhaus darauf hin, dass ein Aufzug zur Verbindung der beiden Gleise 1 und 2 etwas ganz anderes sei als die Anbindung des KAG oder des Wohngebietes an den Bahnhof. „Mit der Förderfähigkeit der Unterführung wird es keine Probleme geben, weil sie einem ganz anderen Zweck dient“, so Klockhaus. Der Tiefbauamtsleiter hält es nach wie vor für möglich, dass auch die Unterführung bis zur Landesgartenschau 2029 fertiggestellt ist. Eineinhalb Jahre Bauzeit sind eingeplant, der Baubeginn ist für Anfang 2028 vorgesehen.
Die Ratsvertreter hingegen zeigten sich äußerst skeptisch, dass es bis zur Landesgartenschau 2029 eine Unterführung geben wird: „Das glaubt hier doch wohl niemand“, so Meyer-Wilmes.
Trotz harscher Kritik der Sozialdemokraten am Grünen-Antrag („Ohne Konzept“, „unausgegoren“) gab es einen einstimmigen Ratsbeschluss: Die Verwaltung soll noch einmal Gespräche mit der DB führen, um über zwei Aufzüge an der bestehenden Brücke zu sprechen. Priorität soll allerdings weiterhin die Unterführung haben.