Kleve. Seit Jahren wird über eine barrierefreie Querung der Bahngleise diskutiert. Die Deutsche Bahn ist für schnelle Lösungen nicht zu haben.
Der Ton wird rauer, wenn es um die Querung der Bahngleise in Kleve geht. Seit Jahren diskutiert die Stadtverwaltung mit der Deutschen Bahn über eine vernünftige Lösung, um einfach und barrierefrei vom Parkplatz an der Van-den-Bergh-Straße zum Gleis 1 zu gelangen. Ein schienengleicher Übergang war im Gespräch, eine große Unterführung ist geplant, jetzt sind wieder Aufzüge im Gespräch. Doch der politische Ton wird rauer. Die Geduld scheint am Ende.
So spricht Udo Weinrich von den Offenen Klevern von einem Schildbürgerstreich, wenn er lesen muss, dass die Stadt Kleve möglicherweise Schulbusse einsetzen will, damit die Schüler des neuen Konrad-Adenauer-Gymnasiums künftig vom Bahnhof zur Schule kommen. Es sei Aufgabe der Bahn, für eine vernünftige Querung der Gleise zu sorgen. Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Hedwig Meyer-Wilmes, macht darauf aufmerksam, dass die Bahn seit Jahrzehnten die Vorschriften zur Barrierefreiheit einfach ignoriere.
Die Bahn ist allerdings stur wie ein Panzer und langsam wie eine Schnecke: Die Klever Stadtverwaltung verzweifelt fast an der Kommunikation mit den Verantwortlichen des Unternehmens. Kürzlich hat der Bürgermeister Wolfgang Gebing noch einmal die Lösung eines schienengleichen Bahnübergangs vorgeschlagen. Das Antwortschreiben der Bahn lasse ihn jedoch „das Schlimmste befürchten“, sagte Gebing in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses. Mit vielen Worten sei ihm erklärt worden, warum das alles nicht gehe.
Da die geplante Bahnunterführung mit enormen Investitionen verbunden ist und im Idealfall erst 2028 fertiggestellt sein soll, beantragten die Grünen jetzt eine kleine Lösung für schnelle Abhilfe: An die bestehende Brücke sollen zwei Aufzüge angebaut werden, damit zumindest die Fahrgäste die Gleise barrierefrei überqueren können. CDU, FDP, Grüne und Offene Klever stimmten dem Antrag zu. Die Verwaltung soll nun noch einmal bei der Bahn vorstellig werden, um zumindest diese Lösung zeitnah zu realisieren.
Hedwig Meyer-Wilmes sagte, es könne nicht sein, dass die Stadt Kleve zur Landesgartenschau über keine vernünftige Bahninfrastruktur verfüge. „Es kann auch nicht sein, dass wir von der Verwaltung immer wieder hören, dass man mit niemandem bei der Bahn reden kann. Das geht so nicht“, so Meyer-Wilmes.
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Auch die FDP zieht den Spatz in der Hand der Taube auf dem Dach vor. Fraktionschef Daniel Rütter: „Wir sind auch für eine Unterführung, aber diese Lösung ist so weit weg, dass es uns kostengünstiger erscheint, Aufzüge zu bauen. Wir brauchen eine schnelle Alternative und eine zusätzliche Option“, so Rütter. Das sieht auch die CDU so. Georg Hiob: „Wir müssen kurzfristig eine barrierefreie Querung schaffen.“ Am einfachsten wäre das an der bestehenden Brücke.
Peter Brückner (SPD) ärgerte sich über die Ignoranz der Bahn: „Ich sage mal so: Die kennen Kleve gar nicht.“ Und dementsprechend würde es die Bahn auch nicht jucken, was in Kleve gewünscht wird. Im Sinne der Barrierefreiheit müsse man auf jeden Fall an der Unterführung festhalten, da die Aufzüge ausfallen könnten.
Bürgermeister Wolfgang Gebing sagte gegenüber der NRZ, dass der Einbau von zwei Aufzügen förderschädlich für die Planung der Unterführung sei. Es gelte also: Entweder Unterführung oder Aufzüge. Er hoffe, dass die Unterführung bis zur Landesgartenschau fertig sei. Die Ausrichtung der Laga 2029 wäre auch ein gutes Druckmittel, damit sich die Bahn endlich schneller bewegt.