Kleve. Sechs von einem Pilz befallene Kirschblütenbäume stehen nicht mehr. Warum die Stadt Kleve keine weitere Expertenmeinung eingeholt hat.

Einer der schönsten Orte in der Klever Innenstadt hat sein Aussehen vorerst stark verändert – nicht zum Besseren. Mitarbeiter der Umweltbetriebe der Stadt Kleve (USK) haben am Dienstagmorgen, 5. März, sechs von Pilzen befallene Kirschblütenbäume am Kermisdahl gefällt. In der Baumreihe am Prinz-Moritz-Weg klaffen jetzt große Lücken.

Das Holz im Inneren des Stamms war fühlbar weich geworden.
Das Holz im Inneren des Stamms war fühlbar weich geworden. © NRZ | Niklas Preuten

Wie berichtet, hatte der Baumkontrolleur der USK bei einer routinemäßigen Kontrolle entdeckt, dass der „Wulstige Lackporling“, ein Pilz, der seit einigen Jahren in Kleve, vorkommt, den Stammfuß der japanischen Kirschen angegriffen hatte. „Seitens des erfahrenen und fachkundigen Baumkontrolleurs wurde die Standsicherheit der Bäume in Frage gestellt und die umgehende Fällung empfohlen. Die Verwaltung hat den Vorgang ebenfalls geprüft und ist zum gleichen Ergebnis gekommen. Der starke Pilzbefall in den Wurzeln und am Stamm der Bäume beeinträchtigt deren Standsicherheit unmittelbar“, erläuterte Stadtsprecher Niklas Lembeck.

Das morsche und faserige Holz der gefällten Bäume ließ sich leicht eindrücken.
Das morsche und faserige Holz der gefällten Bäume ließ sich leicht eindrücken. © Stadt Kleve

Vor Ort habe sich das Expertenurteil am Dienstagmorgen bestätigt, so die Stadt Kleve in einer am Nachmittag verschickten Pressemitteilung. „Alle gefällten Bäume wiesen eine ausgeprägte Weißfäule im Stammfuß auf, sodass nur noch wenige Zentimeter Restwandstärke des Stammes verblieben sind. Das Pilzgeflecht hatte die Baumstämme bereits großflächig durchzogen, das morsche und faserige Holz ließ sich wie ein Schwamm ohne größere Kraftaufwendung mit dem Finger eindrücken. Behandlungs- und Pflegemaßnahmen zum Erhalt der Bäume scheiden unter diesen Umständen aus. Im Rahmen der Verkehrssicherheit war eine Fällung der beliebten Bäume somit leider unumgänglich.“

In der Baumreihe am Prinz-Moritz-Weg klaffen jetzt Lücken.
In der Baumreihe am Prinz-Moritz-Weg klaffen jetzt Lücken. © NRZ | Niklas Preuten

Keine weitere Expertenmeinung

Auf NRZ-Anfrage bestätigte Niklas Lembeck, dass die Stadt Kleve keine zusätzliche Expertenmeinung eingeholt hat. Darum hatte kurzfristig nach Bekanntwerden der geplanten Fällung die SPD-Fraktion gebeten. „In Fällen, die nicht eindeutig zu beurteilen sind, werden mitunter externe Gutachten erstellt. Dies ist aber die Ausnahme“, betonte Lembeck. „Im vorliegenden Fall sind die USK und die Stadt Kleve übereinstimmend zu der Entscheidung gelangt, dass aus Gründen der Verkehrssicherheit nur eine Fällung in Frage kommt.“ Sowohl bei den USK als auch bei der Stadt Kleve sei qualifiziertes Personal vorhanden, um entsprechende Fälle zu bewerten und darauf basierend Entscheidungen zur weiteren Vorgehensweise zu treffen.

Nach Informationen der Stadt Kleve waren die jetzt gefällten Kirschbäume 60 bis 70 Jahre alt. „Damit hatten sie ihre durchschnittliche Lebenserwartung erreicht, auch wenn das natürlich nicht der ausschlaggebende Grund für die Fällung war“, so Niklas Lembeck.

Mit schwerem Gerät arbeiteten die USK-Mitarbeiter am Dienstagmorgen.
Mit schwerem Gerät arbeiteten die USK-Mitarbeiter am Dienstagmorgen. © NRZ | Niklas Preuten

Nachpflanzungen geplant – Größe der Bäume noch offen

„Sowohl die USK als auch die Stadt Kleve bedauern die Notwendigkeit der Fällung und sind sich bewusst, dass die Kirschbäume entlang des Kermisdahls – gerade zur Blütezeit – überaus beliebt sind“, teilte die Stadt Kleve mit. „Obwohl den Fachleuten der Pilzbefall schon bekannt gewesen ist, wurden die Bäume so lange erhalten, wie es objektiv vertretbar war. Nun erreichte das Ausmaß des Pilzbefalls jedoch einen Punkt, zu dem die Fällung aufgrund der stark angegriffenen Struktur der Bäume die einzige verantwortungsbewusste Lösung darstellte.“

Die Stadt Kleve werde sich schnellstmöglich um Nachpflanzungen an der Stelle am Kermisdahl kümmern. Ob auch größere Bäume gepflanzt werden können, werde noch geprüft.

Blick vom Bleichenberg auf den Kermisdahl.
Blick vom Bleichenberg auf den Kermisdahl. © NRZ | Niklas Preuten

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