Nimwegen/Kreis Kleve. Die Holocaust-Überlebende hat bereits 100.000 Schülern ihre Lebensgeschichte erzählt und damit zu „Zweitzeugen“ gemacht. Sie wurde ausgezeichnet.

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl wurde am Dienstagabend anlässlich des Europatages von deutschen und niederländischen Sozialdemokraten mit einer Ehrennadel als Grenzlandeuropäerin ausgezeichnet. Weyl wurde für ihren unermüdlichen Einsatz zur Erinnerung an die Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet, sie besucht seit 2008 regelmäßig Schulen in den Niederlanden und Deutschland. 100.000 Schülern habe sie bereits ihre Geschichte erzählt und zu „Zweitzeugen“ gemacht, sagte Weyl auf dem 10. Europatag, der diesmal in Nimwegen gefeiert wurde.

Klever Schüler präsentierten einen Film mit Eva Weyl

Ein Gruppe junger Schülerinnen des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums aus Kleve präsentierte im Kulturzentrum Lindenberg einen eindrucksvollen Film, den sie mit Eva Weyl in Amsterdam gedreht haben. Ihr Vortrag machte deutlich, welchen Eindruck Eva Weyl mit ihrer Lebensgeschichte bei jungen Menschen hinterlässt. Laudator Ad van Liempt sagte: „Wenn sie spricht, dann ist es mucksmäuschenstill.“

Historiker Ad van Liempt schrieb ein Buch über den Lagerkommandant von Westerbork: Albert Konrad Gemmeker. 
Historiker Ad van Liempt schrieb ein Buch über den Lagerkommandant von Westerbork: Albert Konrad Gemmeker.  © Lorazvideoproducties | Peter Hendriks

Van Liempt erinnerte in seiner Rede an das Konzentrationslager Westerbork, in das Eva Weyl und ihre Eltern im Januar 1942 deportiert wurden. „Die Familie entkam den tragischen Zügen“, so van Liempt. Mehrmals haben sie Glück gehabt. Der niederländische Historiker, der eine Biografie über den Lagerleiter Albert Konrad Gemmeker geschrieben hat und darüber Kontakt mit Eva Weyl gesucht hat, zeigte sich beeindruckt von der Intensität, mit der Eva Weyl in Schulen Erinnerungsarbeit leistet. Sie habe ein seltenes Geschick, Menschen in ihren Bann zu ziehen und ihnen eine Botschaft mit auf den Weg zu geben: Sei wachsam vor den Gefahren der modernen Zeit: Hass, Neid, Eifersucht und Dummheit.

Auszeichnung für ihre grenzüberschreitende Arbeit

Eva Weyl bedankte sich für die Auszeichnung „Grenzlandeuropäer“ und sie freute sich, dass so viele junge Menschen im Kulturzentrum Lindenberg in Nimwegen anwesend waren. „Es ist wohl das erste Mal, dass jemand für ein grenzüberschreitendes Verhalten eine Auszeichnung erhält“, lachte sie ironisch.

Sie ging auf ihre enge Verbindungen mit der Region ein: Sie wurde in Arnheim geboren, ihre Familie hatte in Kleve ein Geschäft, in Berg en Dal hat sie geheiratet und in Nimwegen ist sie als junge Frau häufig ausgegangen. Ihre Wurzeln lägen aber auch in Deutschland. Sie bewundere, was die deutschen Schulen tun. „Ich bedanke mich bei Schulleitern, Lehrern und den Schülern, die heute gekommen sind. Ich finde es fantastisch, dass ihr da seid.“

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